Weißwasser
Merken

Wie das Weißwasseraner Tageblatt entsteht

Angehende Krankenpfleger aus dem BSZ besuchten gestern die Redaktion. Zeitungmachen ist Stress, aber auch vielseitig und spannend – und noch immer der Traumjob der Redakteurinnen.

Von Constanze Knappe
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In der journalistischen Sorgfalt liegt der Unterschied zu so mancher Nachricht in den Social-Media-Kanälen. Das erfuhren Berufsschüler gestern im Gespräch mit Tageblatt-Redakteurin Sabine Larbig.
In der journalistischen Sorgfalt liegt der Unterschied zu so mancher Nachricht in den Social-Media-Kanälen. Das erfuhren Berufsschüler gestern im Gespräch mit Tageblatt-Redakteurin Sabine Larbig. © Constanze Knappe

Weißwasser. Woher kommen die Themen für die Zeitung? Nicht nur für die Leserinnen und Leser eine spannende Frage. Auch wir Redakteurinnen der SZ-Lokalausgabe Weißwasseraner Tageblatt stehen immer wieder vor dieser Überlegung. Und genau das macht unseren Job so besonders.

Frei nach Luther „dem Volk aufs Maul geschaut“ ist eine der Informationsquellen, wie Redakteurin Sabine Larbig gestern erklärte. Im Rahmen eines dreitägigen Mediaprojekts waren Jugendliche, die seit August in der Klasse für Krankenpflegehelfer am Beruflichen Schulzentrum in Weißwasser ausgebildet werden, zu Gast in der Tageblatt-Redaktion. Einige der 17- bis 20-Jährigen lesen immerhin noch richtige, sprich gedruckte, Bücher. Zeitungen hingegen kaum. Nachrichten holen sie sich aus dem Internet, aber mehr noch aus den Social-Media-Kanälen. Der Wahrheitsgehalt der News ist da nicht selten mehr als fraglich.

Im Unterschied dazu würden Zeitungsmacher dem Anspruch einer journalistischen Sorgfaltspflicht unterliegen. Und dazu gehöre eben, beide Seiten einer Medaille zu betrachten. Dies sei mit aufwendigen Recherchen verbunden, etwa wenn zu Beschwerden der Bürger Stellungnahmen aus der Kreisverwaltung, vom Freistaat oder gar von Bundesbehörden einzuholen sind, so Sabine Larbig. Weil Sorgfalt vor Schnelligkeit geht, dauere es ein paar Tage länger bis zur Veröffentlichung. Bei besonderen Ereignissen wie etwa dem Schwelbrand in der Boxberger Schule vor einigen Wochen muss das Geschehen aber aktuell ins Blatt. Trotz allen Zeitdrucks durch den Redaktionsschluss dennoch Sorgfalt walten zu lassen, ist dabei die hohe Kunst – und Verantwortung gegenüber allen Beteiligten. Nach dem Brand des Volkshauses im April 2021 beherrschte das Thema tagelang auch unsere Tageblatt-Seiten, mit allen Aspekten.

Warum manche Nachrichten nicht in der Zeitung stehen, wollte Romi Schönknecht wissen. Die 18-Jährige verwies auf einen Unfall in der Silvesternacht in Uhyst, wozu es in den Sozialen Netzwerken viele, auch bitterböse Kommentare gegeben habe. Aus Respekt vor den Angehörigen seien solche Themen im Tageblatt tabu. Anderes findet sich nicht in der Zeitung, wenn der Beitrag darüber den Persönlichkeitsrechten Betroffener entgegenstehen würde. Dass man nur Fotos posten darf, wenn die darauf abgebildeten Personen dem zustimmen, ist zumindest Romi Schönknecht ein Begriff. Das gilt auch für Social Media.

Die Krankenpflegeschüler kamen gerade aus einem sechswöchigen Praktikum in Pflegeeinrichtungen. Dort haben sie festgestellt, dass bei der Beschäftigung der Pflegebedürftigen das Zeitunglesen noch immer eine große Rolle spielt. „Weil die alten Menschen meist kein Handy haben oder es von früher einfach so gewöhnt sind“, wie Elias Schmidt (19) begründete. Die künftige medizinische Versorgung in Weißwasser beschäftigt die angehenden Krankenpflegehelfer nicht nur von Berufswegen. Ebenso der ÖPNV, was beides des Öfteren Themen im Tageblatt sind. Sie sprachen aber auch an, dass es keinen Jugendklub oder anderen Treffpunkt für ihre Altersklasse in Weißwasser gibt oder dass nach den Veranstaltungen in der Telux am Abend kein Bus mehr nach Hause auf die Dörfer fährt. Auf einfache Fragen wie diese hat allerdings auch die SZ keine einfachen Antworten.

In den fast zwei Stunden gewannen die Berufsschüler Einblicke in eine Arbeit, die sich selten nach der Uhr regeln lässt, die vielseitig und täglich voller neuer Eindrücke und deshalb noch immer der Traumjob der beiden Redakteurinnen Sabine Larbig und Constanze Knappe ist. Den Vorsatz „mehr Zeitung lesen“, nahmen einige Jugendlichen mit. Womöglich gibt‘s ja in ihrem zweiten Lehrjahr im BSZ in der Gesellschaftskunde eine regelmäßige Zeitungsschau. Elias Schmidt etwa fände das gut.