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Türkei empört über Erdogan-Karikatur

Inmitten aufgeheizter Stimmung bringt die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" den türkischen Staatschefs Erdogan auf ihre Titelseite. Es gibt Kritik.

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Karikaturen der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo werden auf die Fassade eines Hauses projeziert.
Karikaturen der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo werden auf die Fassade eines Hauses projeziert. © AFP

Paris/Istanbul. Die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" hebt eine Karikatur des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan auf die Titelseite ihrer neuen Ausgabe.

Dies hat die Türkei scharf verurteilt. Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun warf dem Magazin am späten Dienstagabend „kulturellen Rassismus“ vor. Die „sogenannten Karikaturen“ seien „abstoßend“ und ohne menschliche Moral, hieß es in einer Mitteilung. „Die anti-muslimische Agenda des französischen Präsidenten Emmanuel Macron trägt Früchte!“, schrieb Altun.

Paris wehrt sich

Die Karikatur auf der Titelseite der Mittwochausgabe von „Charlie Hebdo“, die am Dienstagabend schon online veröffentlicht wurde, zeigt Erdogan in weißem Oberteil und Unterhose auf einem Sessel sitzend. Er hält eine Dose in der Hand und hebt das Gewand einer verschleierten Frau hoch, um ihr nacktes Hinterteil zu enthüllen. „Ohh! Der Prophet!“, heißt es dazu in einer Sprechblase. Die Seite ist betitelt mit den Worten: „Erdogan - privat ist er sehr lustig“.

Paris  hat indes den Schutz der Meinungsfreiheit bekräftigt. "Trotz Einschüchterungen wird Frankreich niemals auf seine Prinzipien und Werte verzichten", sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Mittwoch in Paris nach einer Kabinettssitzung.

Attal sagte, es seien hasserfüllte Äußerungen gegen Journalisten und eine Redaktion gewesen, die zu Dramen und Attentaten geführt hätten. Die Redaktion von "Charlie Hebdo" war im Januar 2015 Ziel eines islamistischen Terroranschlags geworden - bei einer Serie von Attacken starben damals in Paris und Umgebung 17 Menschen. Bei der Verteidigung von Werten und Prinzipien werde Frankreich von europäischen Partnern unterstützt, sagte Attal.

Attal kündigte an, im Kampf gegen die radikalen Islamismus werde die Nichtregierungsorganisation Baraka City aufgelöst. Der Schritt kam nicht überraschend. Innenminister Gérald Darmanin hatte die Auflösung der Organisation bereits nach dem tödlichen Anschlag auf den Lehrer Samuel Paty in Aussicht gestellt.

Nicht explizit verboten

Die Stimmung zwischen Frankreich und der Türkei ist seit Tagen aufgeheizt. Auslöser der Spannungen waren Äußerungen Macrons zu Meinungsfreiheit und zum Islam nach dem Tod des Lehrers Samuel Paty, der mutmaßlich von einem Islamisten enthauptet wurde. 

Der französische Staatschef hatte mehrfach die Meinungsfreiheit und das Veröffentlichen von Karikaturen verteidigt - zuletzt bei der Gedenkfeier für Paty. Der Lehrer hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt. Vor allem streng gläubige Muslime lehnen eine bildliche Darstellung des Propheten ab und empfinden sie als beleidigend, explizit verboten ist sie im Koran aber nicht.

Erdogan ruft zum Boykott französischer Waren auf

Pakistan und mehrere arabische Regierungen kritisierten die Haltung Macrons. Erdogan hatte dazu aufgerufen, französische Waren zu boykottieren und griff Macron persönlich an. Er empfahl dem französischen Staatschef unter anderem, sich psychisch untersuchen zu lassen.

"Charlie Hebdo" hatte Anfang September umstrittene Mohammed-Karikaturen wieder veröffentlicht und damit in Teilen der muslimischen Welt für Protest gesorgt. (dpa)