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Bund adelt St. Marienthal: 5 Millionen Euro für Polen-Zentrum

Das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polen kam bislang mit 200.000 Euro pro Jahr aus. Was der Quantensprung für Ort und Mitarbeiter bedeutet.

Von Anja Beutler
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Sie stehen für KoKoPol in St. Marienthal (von links): Michael Schlitt, Projektsprecher Gunnar Hille und Projektmanager Julian Schorr. Zum Team gehört zudem Projektmanagerin Magdalena Telus.
Sie stehen für KoKoPol in St. Marienthal (von links): Michael Schlitt, Projektsprecher Gunnar Hille und Projektmanager Julian Schorr. Zum Team gehört zudem Projektmanagerin Magdalena Telus. © Foto: IBZ

Die bundesweite Zentrale für das Lehren und Lernen der polnischen Sprache sowie das Kennenlernen der Kultur des Nachbarlandes wird in St. Marienthal deutlich ausgebaut. Der Bund investiert dafür bis 2025 insgesamt fünf Millionen Euro in das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch (KoKoPol), das seit zwei Jahren existiert und vom Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) in St. Marienthal getragen wird.

Mit den neuen Geldern - eine Million Euro soll 2023 fließen, in den beiden Folgejahren jeweils zwei Millionen - werde man weitaus mehr schaffen können als bislang, sagt IBZ-Vorstandsvorsitzender Michael Schlitt. Die nur mit halben Stellen versehenen, bisherigen drei Mitarbeiter werden künftig eine volle Stelle erhalten. Außerdem sieht Schlitt die Chance, weitere drei bis vier Mitarbeiter anzustellen, um die künftigen Aufgaben erfüllen zu können. "Eine unserer großen Aufgaben wird eine Bestandsaufnahme des Polnisch-Unterrichts in Deutschland sein", erklärt er.

Nah an der Wissenschaft arbeiten

Generell soll es darum gehen, welche Kriterien es für qualitativ guten Polnischunterricht braucht und welche guten Beispiele es für ein effektives Lehren und Lernen bereits gibt. "Zudem werden wir eine Forschungsbibliothek zu Polen und der polnischen Sprache einrichten und zugänglich machen", schildert Schlitt. Es gehe am Ende um eine hochwertige Weiterbildung und Qualifizierung derer, die die polnische Sprache an Universitäten und Schulen vermitteln. Dafür arbeitet KoKoPol mit einem wissenschaftlichen Beirat zusammen.

Für die Aufgaben wird KoKoPol aller Voraussicht nach auch Außenstellen in anderen Bundesländern erhalten. "Genaueres wird mit dem Fördermittelgeber in Kürze besprochen", sagt Michael Schlitt. Die Zentrale soll auf alle Fälle in St. Marienthal bleiben, wo sich mit den neuen Herausforderungen auch die Chance ergebe, bislang nicht genutzte Gebäude im Klosterareal mit Leben zu füllen. Dass der Bundestag die nötigen Gelder in der vergangenen Woche für den Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beschlossen hat, war der Grundstein für die enorme Aufwertung des St. Marienthaler Projektes. Eine Rolle spielten dabei auch Erwartungen in Polen zu mehr Anstrengungen auf deutscher Seite sowie der Einsatz von Sachsens Ministerpräsident für das bereits bestehende Projekt, betont Schlitt.

Entscheidung für Zentrale in Grenzregion

IBZ-Chef Schlitt freut sich über die Entscheidung für den Standort ganz besonders: "Es ist wichtig, dass für Vorhaben von bundesweiter Bedeutung nicht nur die Einrichtungen in den großen Städten bedacht werden, sondern auch finanzielle Mittel für solche Vorhaben in Randregionen fließen." Bislang hatten Land und Bund mit je 100.000 Euro pro Jahr das Projekt gefördert. Offenbar ist es Schlitt und seinem Team vom 2020 mit Politprominenz gegründeten KoKoPol gelungen, sich seither einen Namen zu machen und mit ihren Netzwerken und ihrer Arbeit zu überzeugen.

Bislang hat das Kompetenz- und Koordinationszentrum neben der regelmäßigen Herausgabe der Zeitschrift "Polonius" mit bundesweit rund 1.000 Exemplaren und einem speziellen Sprachkalender hat KoKoPol mehrere Veranstaltungen und Weiterbildungen für Dolmetscher, Lehrer, Verwaltungsmitarbeiter und Unternehmensmanager organisiert. Ziel ist es dabei, die polnische Sprache und Kultur besser kennenzulernen und sich dadurch in mehrfacher Hinsicht besser zu verstehen. "So haben wir zuletzt etwa Veranstaltungen zu deutsch-polnischen Städtepartnerschaften sowie einen pädagogischen Tag zu Polen am Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz angeboten", skizziert Schlitt und betont, dass man dabei schon immer über die hiesige Region hinaus gewirkt habe.