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Schwedt - die Stadt an Moskaus langer Leine

Deutschland braucht immer weniger Öl aus Russland. Doch Schwedt kann nicht darauf verzichten – und fürchtet durch den geplanten Boykott den Untergang. Mal wieder.

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Blick auf das Gelände der PCK-Raffinerie GmbH in Schwedt.
Blick auf das Gelände der PCK-Raffinerie GmbH in Schwedt. © Patrick Pleul/dpa

Von Kai Müller

Es könnte das Ende sein. Da sind sie sich sicher. Wenn russisches Öl nicht mehr durch die Pipeline fließt, wie es das einigermaßen verlässlich seit 1962 tut, wäre Schwedt erledigt. "Die sind deshalb alle ziemlich sauer hier", sagt ein Herr von 81 Jahren, runder, weißhaariger Kopf, stämmige Statur.

Peter Schauer war viele Jahre Bürgermeister der Stadt an der Oder. Vor allem in der Zeit, da es schon einmal um ihr Ende ging. Nach der Wende übernahm er das Amt, damals noch das eines Oberbürgermeisters, übte es 15 Jahre lang aus. Eine turbulente Zeit sei das gewesen, für einen Unerfahrenen wie ihn, den studierten Informatiker. Die entscheidende Frage, auf die er keinen Einfluss hatte: Würden sich Käufer für das Petrolchemische Kombinat am Stadtrand finden, in dem etwa 8.000 Leute beschäftigt waren?

Schwedts Erfolgsmodell hängt am seidenen Faden

Die Antwort ließ auf sich warten. Es dauerte lange, länger als in Leuna, für dessen Fortbestand als Petrochemiestandort sich Bundeskanzler Kohl persönlich engagierte, dass Investoren gefunden wurden. Schauer atmet erleichtert auf in Erinnerung an den Moment, da ihn die Nachricht erreichte, dass ein Konsortium aus Mineralölkonzernen die PCK-Raffinerie weiterbetreiben würde.

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