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Habeck: Strompreise für Industrie müssen weiter runter

Absatz von Wärmepumpen eingebrochen, auf Verbraucher kommt neue Stromumlage zu, Rekord bei Balkonkraftwerken - unser Newsblog zur Energiewende.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat energieintensiven Industriebranchen wie der Glasindustrie Entlastungen versprochen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat energieintensiven Industriebranchen wie der Glasindustrie Entlastungen versprochen. © Kay Nietfeld/dpa

Energiewende in Sachsen und Deutschland - das Wichtigste in Kürze:

Donnerstag, 11. Juli, 14.35 Uhr: Habeck: Strompreise für Industrie müssen weiter runter

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat energieintensiven Industriebranchen wie der Glasindustrie Entlastungen versprochen. Bei einem Besuch der Glaswerke Ardagh Glas GmbH in Obernkirchen in Niedersachsen machte Habeck deutlich, die Strompreise seien nach kräftigen Preissteigerungen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine deutlich gesunken. "Aber wir müssen weiter runter."

Das gelinge durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, was den Strompreis senke, und ein "Marktdesign", das energieintensiven Unternehmen ermögliche, diesen Strom auch günstig zu beziehen. Handlungsbedarf bestehe aber bei der Befreiung von Netzentgelten - diese zahlen Kunden für die Stromnetze. Die Befreiung laufe aus als industriepolitische Unterstützungsmaßnahme. Die EU-Kommission werde das wahrscheinlich nicht mehr genehmigen. Die Bundesregierung arbeite an anderen Möglichkeiten.

In dem Ardagh-Werk in Obernkirchen ist seit dem vergangenen November eine neue Schmelzwanne in Betrieb, die hauptsächlich mit Strom betrieben wird statt wie herkömmlich vor allem mit Erdgas. Dadurch werden die CO2-Emissionen nach Firmenangaben deutlich verringert.

Geschäftsführer Jens Schaefer sagte, der Betrieb der Schmelzwanne mit Strom sei teurer als mit Gas. Es seien Entlastungen bei den Strompreisen notwendig. Sonst komme zunehmend Billigglas aus dem Ausland nach Deutschland, das nicht dekarbonisiert sei.

Ardagh Glass Packaging stellt in acht deutschen Glaswerken täglich über zehn Millionen Glasbehälter für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkebranche sowie pharmazeutischen Industrie her.

16.38 Uhr: Weniger Heizungen verkauft - Absatz von Wärmepumpen halbiert

Die Nachfrage nach neuen Heizungen ist in Deutschland weiter gesunken. Wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mitteilte, habe man beim Absatz in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres ein Minus von 39 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum auf 325.000 verbucht. Vor allem bei den Wärmepumpen war der Rückgang heftig, hier halbierte sich die Anzahl der verkauften Wärmepumpen auf 74.000. Auch Gas- und Pelletheizungen wurden deutlich weniger verkauft. Bei Ölheizungen gab es hingegen ein Plus von einem Viertel auf 47 500 - diese Anlagen machten damit etwa ein Siebtel des Marktes aus.

Der Verband führte die Gesamtentwicklung auf die Kaufzurückhaltung zurück, die sich aus den Diskussionen um das Heizungsgesetz der Ampel-Koalition im Bund ergeben habe. "Die Verunsicherung in puncto Heizungsmodernisierung ist immer noch groß", erklärt BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Zudem sei zu wenig bekannt, welche technischen Lösungen das Gesetz zulasse.

Das Ziel der Bundesregierung, dass ab 2024 in Deutschland jährlich 500 000 Wärmepumpen installiert werden, wird vermutlich krachend verfehlt werden: Der Verband prognostiziert einen Absatz von nur 200 000 Wärmepumpen bis Jahresende. Staudt moniert, dass die Unternehmen teilweise Milliardenbeträge investiert hätten, um zusätzliche Produktionskapazitäten aufzubauen. Der Verbandsvertreter forderte die Politik zu "schnellstmöglichen Maßnahmen" auf.

Dienstag, 9. Juli, 15.38 Uhr: Auf Verbraucher kommt neue Stromumlage zu

Für den Bau neuer und die Modernisierung bestehender Gaskraftwerke plant die Bundesregierung eine neue Umlage auf den Strompreis. Das verlautete aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Die neuen Anlagen sollen helfen, die Stromversorgung auch mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien stabil zu halten. Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, sollen sie einspringen.

Zur Größenordnung der geplanten Umlage schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Informationen aus Berlin, es dürfe sich um eine "kleine Nachkommastelle" handeln. Mit Blick auf andere Umlagen auf den Strompreis geht das Vergleichsportal Verivox davon aus, dass mit der neuen Umlage auf eine Durchschnittsfamilie Extra-Kosten zwischen ein und drei Euro pro Monat zukämen.

Montag, 8. Juli, 16.05 Uhr: PCK Schwedt: Auslastung wieder bei gut 80 Prozent

Eineinhalb Jahre nach der Abkehr von russischem Rohöl schafft die wichtige Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt mithilfe neuer Versorgungswege eine Auslastung von rund 80 Prozent. Das sei das, was mit jetzigen Versorgungsquellen möglich sei, sagte PCK-Chef Rolf Schairer am Montag am Rande eines Besuchs des Ostbeauftragten Carsten Schneider. Der Wert liegt deutlich über der Auslastung Anfang 2023, aber nach Unternehmensangaben unter dem früherer Jahre. Aus Sicht der Bundesregierung ist der Standort damit gesichert.

Die Raffinerie hatte jahrzehntelang nur russisches Öl aus der Pipeline Druschba verarbeitet. Anfang 2023 hatte die Bundesregierung den Import von russischem Pipeline-Öl wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine gestoppt. Inzwischen kommt nach Schairers Worten 70 Prozent des Rohöls über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock; die übrigen 30 Prozent kommen über den Hafen Danzig und aus Kasachstan und werden über die Röhren der Druschba angeliefert.

Um über 80 Prozent Auslastung bei der Rohölverarbeitung zu kommen, müsste unter anderem die Rostock-Pipeline ausgebaut werden, sagte Schairer. Die Bundesregierung hat dafür 400 Millionen Euro zugesagt. Das Geld stehe bereit, die Auszahlung müsse aber noch von der EU-Kommission genehmigt werden, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Michael Kellner (Grüne).

Das Beihilfeverfahren zieht sich seit Monaten hin. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, sagte Kellner nicht. Sein Ministerium vermittle zwischen der Kommission und den Eigentümern, erläuterte er. Nötig sei auch ein "Beitrag" der Eigentümer. Kellner betonte aber auch: "PCK ist gesichert. Das hängt auch nicht an diesen Fördermitteln." Die Anlage stehe auf "sicheren Füßen".

Offen ist, ob demnächst noch mehr Öl aus Kasachstan bei PCK verarbeitet wird. Die kasachische Regierung hatte angeboten, die Lieferung von 100.000 Tonnen pro Monat zu verdoppeln. Zuletzt seien es 120.000 Tonnen gewesen, sagte Kellner. Die Bundesregierung sei in sehr engem Austausch mit der kasachischen Seite. Eine Erhöhung der Lieferungen sei wünschenswert. Die Raffinerie kann theoretisch knapp eine Million Tonnen Rohöl pro Monat verarbeiten.