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Mord an Tupac Shakur 1996: Verdächtiger plädiert auf nicht schuldig

Der Mord an US-Rapper Tupac Shakur schockierte 1996 die Öffentlichkeit - und warf viele Fragen auf. 27 Jahre später gab es eine erste Festnahme und Anklage. Jetzt ist der Angeklagte vor Gericht erschienen.

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Rund 27 Jahre nach dem Mord an dem US-Rapper Tupac Shakur - hier auf einem Foto aus dem Jahr 1994 - wird ein Verdächtiger des Mordes beschuldigt.
Rund 27 Jahre nach dem Mord an dem US-Rapper Tupac Shakur - hier auf einem Foto aus dem Jahr 1994 - wird ein Verdächtiger des Mordes beschuldigt. © Tom Rodriguez/Globe Photos via ZUMA Wire/dpa

Las Vegas. Ein Verdächtiger im Fall des Mordes am US-Rapper Tupac Shakur vor rund 27 Jahren hat vor Gericht auf nicht schuldig plädiert. Der 60-Jährige erschien am Donnerstag im dunkelblauen Haftanzug und Handschellen vor Richterin Tierra Jones in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Der frühere Gang-Anführer war im September in Las Vegas festgenommen und unter anderem wegen Mordes mit Gebrauch einer tödlichen Waffe angeklagt worden. Einige Monate zuvor war das Wohnhaus des Mannes in der Stadt Henderson bei Las Vegas durchsucht worden.

Der Angeklagte selbst hatte in den vergangenen Jahren mehrfach öffentlich darüber gesprochen, dass er in dem weißen Cadillac gesessen habe, aus dem 1996 in Las Vegas die Schüsse auf Shakur abgefeuert wurden. Er sei der einzige Insasse aus dem Auto, der noch lebe, hatte der 60-Jährige in Interviews gesagt. Die tödlichen Schüsse habe aber sein Neffe abgegeben. Dieser war 1998 selbst bei einer Schießerei ums Leben gekommen. 2019 etwa schrieb der jetzt Festgenommene in seinen Memoiren "Compton Street Legend" auch über seine Vergangenheit in einer berüchtigten kalifornischen Gang.

Die Polizei beschrieb den Angeklagten nun als Drahtzieher des Mordes am 7. September 1996, als der 25 Jahre alte Shakur in einem Auto in Las Vegas angeschossen wurde und sechs Tage später im Krankenhaus starb. Der Rapper war in der Tatnacht mit Suge Knight, Mitbegründer des für Gangsta-Rap bekannten Labels Death Row Records, unterwegs.

Sie hatten sich zuvor in der Casino-Stadt einen Boxkampf von Mike Tyson angesehen. Danach sei es in einem Hotel zu einer Schlägerei gekommen, in der ein Neffe des nun Festgenommenen von Shakur und Knight verprügelt worden sei, führte Ermittler Johansson aus. Onkel und Neffe gehörten demnach einer südkalifornischen Bande an, die mit der Gang, der Suge Knight nahe stand, verfeindet war.

Von Rache motiviert, habe der Angeklagte eine Waffe besorgt und sie dann im weißen Cadillac den hinten sitzenden Männern gereicht, um auf Shakur und Knight im fahrenden Auto zu schießen. Auch wenn der Mann nicht selbst die Waffe bedient habe, so könne er von Gesetzes wegen dennoch in dem Mordfall belangt werden, betonte Staatsanwalt Steve Wolfson.

Die Familie des Rappers reagierte verhalten auf die Nachricht von der Festnahme. Dies sei ein "entscheidender Moment", schrieb Shakurs Schwester Sekyiwa "Set" Shakur, Vorsitzende der "Tupac Amaru Shakur"-Stiftung auf Instagram. Sie werde sich aber ein Urteil vorbehalten, bis alle Fakten und Gerichtsverfahren abgeschlossen seien. Für Shakurs Stiefbruder Mopreme Shakur war dies eine "bittersüße" Entwicklung. Die Polizei habe lange von dem Tatverdächtigen gewusst, sagte er laut CNN. "Warum jetzt?", zitierte der US-Sender den Bruder. "Für uns ist das noch nicht vorbei. Wir wollen wissen, warum und ob es Komplizen gab."

"Nun hoffe ich, dass wir einige Antworten bekommen und ein wenig damit abschließen können", schrieb US-Schauspielerin Jada Pinkett Smith (52) in einer Instagram-Story. Sie und Shakur kannten sich laut US-Medienberichten seit den späten 80er Jahren und waren gute Freunde.

Der ungeklärte Mordfall führte zu Spekulationen über mögliche Motive oder Täter. So wurden auch Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Rappern der Ost- und Westküste ins Spiel gebracht. Dies wurde im März 1997 nach dem gewaltsamen und bis heute ungeklärten Tod des Rappers Notorious B.I.G laut. Der gebürtige New Yorker stand für den Rap an der Ostküste, er wurde in Los Angeles im Auto erschossen.

Shakur gehörte zu den erfolgreichsten Rap-Künstlern der 1990er Jahre. In zahlreichen Liedern hatte er ein Leben als Gangster porträtiert und zum Aufstand gegen Rassismus und die Armut in den schwarzen Gettos aufgerufen. Der Hip-Hop-Star war zeitweise in Drogenhandel und andere Kriminalität verwickelt, er kam auch ins Gefängnis.

Millionen Fans weltweit verehren den Rapper und seine Musik noch immer. 2017 wurde der Musiker in die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland (Ohio) aufgenommen. Im vorigen Juni wurde er posthum mit einem Stern auf Hollywoods "Walk of Fame" geehrt.

Erst im Juli war ein Ring, den Shakur selbst entworfen und bei seinem letzten öffentlichen Auftritt getragen hatte, in New York für rund eine Million Dollar (etwa 950.000 Euro) versteigert worden. Nach Angaben des Auktionshauses Sotheby's war das die höchste Summe, die jemals bei einer Auktion für ein Hip-Hop-Erinnerungsstück bezahlt wurde. (dpa)