Döbeln
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Widerstand gegen Abriss der KZ-Villa

In den Streit um die Gestaltung der Gedenkstätte des KZ Sachsenburg mischen sich auch Döbelner ein. Sie haben einen offenen Brief unterzeichnet.

Von Verena Toth
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Die Kommandantenvilla des ehemaligen KZ Sachsenburg ist mittlerweile verfallen. Auf diesem Foto aus dem Jahr 2017 hält Gymnasiallehrerin Anna Schüller ein historisches Bild der Villa in Händen.
Die Kommandantenvilla des ehemaligen KZ Sachsenburg ist mittlerweile verfallen. Auf diesem Foto aus dem Jahr 2017 hält Gymnasiallehrerin Anna Schüller ein historisches Bild der Villa in Händen. © Hendrik Schmidt/dpa

Sachsenburg. Bislang rund 340 Unterstützer, darunter auch der Treibhaus Verein Döbeln, Kreistagsmitglied Lea Fränzle (Bündnis 90/Die Grünen) und Landtags-Fraktionschef Rico Gebhardt (Die Linke), kämpfen darum, dass die Stadt Frankenberg vom geplanten Abriss der sogenannten Kommandantenvilla auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenburg absieht. Ein offener Brief, der im Internet veröffentlich worden ist, ist zudem von Unterstützern aus ganz Deutschland sowie von vielen Akademikern aus London, Jerusalem, Kopenhagen, Warschau und mehreren US-Unis unterzeichnet worden.

Das Schreiben ist unter anderem an Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), Staatsministerin Eva-Maria Stange (SPD) und Frankenbergs Bürgermeister Thomas Firmenich (CDU) gerichtet. „Der Abriss der Kommandantenvilla würde die geplante Gedenkstätte unnötig und fahrlässig eines zentralen Teils ihres didaktischen Potenzials berauben“, schreiben die Absender um Ulrike Löffler und Alexander Walther vom Europäischen Kolleg der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Es gebe bessere Lösungen als den Abriss der Villa.

Im Juni vergangenen Jahres hatte der Frankenberger Stadtrat einstimmig zwar die Errichtung einer KZ-Gedenkstätte beschlossen. Die baufällige Kommandanten-Villa soll jedoch abgerissen werden. Als Kompromiss sollen nur die Grundmauern des Gebäudes erhalten bleiben.

Unterdessen bemüht sich Anna Schüller, Gymnasiallehrerin und Doktorandin am Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik der Universität Leipzig, weiterhin darum, das Gedenken an die Opfer des Sachsenburger KZ aufrechtzuerhalten. Sie erarbeitete das Konzept für die zukünftige Gedenkstätte Sachsenburg, ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt Sachsenburg und hatte in diesem Sommer auch eine Besuchergruppe des Döbelner Vereins Treibhaus durch das Areal geführt.

In einer Veranstaltung im Rahmen des Erzählcafés der Sächsischen Landfrauen liest Anna Schüller am 10. Oktober aus Briefen und Erinnerungsberichten ehemaliger Häftlinge des KZ Sachsenburg und ihrer Angehörigen. „Jeder Tag ist ein Schritt zu dir“ schreibt Rosemarie Sacke 1935 an ihren Mann, der zu diesem Zeitpunkt im KZ Sachsenburg inhaftiert war. 

Hinter diesem Satz verbirgt sich Hoffnung und hinter den Briefen eine ganze Geschichte. „Diese Erinnerungen können uns die ehemaligen Häftlinge des KZ Sachsenburg selbst nicht mehr erzählen, deshalb ist es an uns, sie weiterzutragen“, so Anna Schüller. Anschließend besteht für die Gäste die Möglichkeit, gemeinsam darüber ins Gespräch zu kommen.

Die Veranstaltung am 10. Oktober beginnt 18 Uhr in der Geschäftsstelle der Sächsischen Landfrauen in Frankenberg auf der Winklerstraße 34. Für die Teilnahme wird ein Obolus von 5 Euro fällig. Lediglich um eine kurze Anmeldung per Telefon 037206 883830 oder per Mail [email protected] wird gebeten.