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Wie die Jahre von 1933 bis 1989 einfach ausgeblendet wurden

Zum Tag der Sachsen 2014 waren im Festumzug keine Russen, NVA und Wehrmacht zu sehen – aber die Husaren.

Von Birgit Ulbricht
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Beliebtes Postkarten-Motiv in Großenhain: Die Husaren. Sie sind auch heute immer wieder bei Umzügen vertreten.
Beliebtes Postkarten-Motiv in Großenhain: Die Husaren. Sie sind auch heute immer wieder bei Umzügen vertreten. © Archiv Manfred Leubner

Großenhain. Die Angst vor den Bildern im Fernsehen war bei den Organisatoren einfach zu groß. Zum Tag der Sachsen 2014 wurden sie ausgeladen: die Militärtechnik-Freunde Sachsen, die AG-Militärhistorik Zeithain und viele andere Gruppen aus Sachsen, die mit Fahrzeugen und Uniformen eine Zeit in Bildern verkörpern, die so nicht gewollt ist. 

Die Brauchtumsvereine bekamen Post, in der stand, dass „alles zu unterlassen ist, was Krieg und Diktatur verherrlicht“. „... Präsentationen, die dazu geeignet sind, dem Ansehen des Tages der Sachsen in der Öffentlichkeit Schaden zuzufügen, nicht zuzulassen sind.“ 

Das Kuratorium Tag der Sachsen hat sich darauf verständigt, „zum Festumzug keinerlei militärische Fahrzeuge und uniformierte Personen der Epochen 1933 bis 1989 zuzulassen.“ 

Das Ganze war dem Projektbüro so heiß, dass nur auf den Kuratoriumsvorsitzenden Matthias Rößler in Dresden verwiesen wurde. Der zitierte die Präambel der sächsischen Verfassung, die genau diese Verherrlichung der nationalsozialistischen wie kommunistischen Gewaltherrschaft verbietet. Eine Regelung, die seit 13. Oktober 2012 gilt, doch zum vorherigen Tag der Sachsen in Schwarzenberg blieb das Verbot im Hintergrund, weil Schwarzenberg keine Garnisonsstadt wie Großenhain ist. 

Auslöser des Ausblendens der Zeit von 1933 bis 1989 war der Tag der Sachsen 2012 in Freiberg. Reiner Baudis von der IG-Militärtechnik Sachsen sagt: „Wir haben unsere Umzugsbilder präsentiert, aber weder verfassungsfeindliche Symbole gezeigt noch hatten wir Waffen mit.“ 

Der kulturpolitische Sprecher der Partei Die Linke, Volker Külow, machte einen „Nazi-Skandal“ daraus, mehrere Medien berichteten entsprechend. Schließlich landete der Fall sogar vor der Chemnitzer Staatsanwaltschaft, die der IG in einer Gerichtsverhandlung bescheinigte, dass „die technische Darstellung der Restauratorenarbeit absolut gesetzeskonform stattfand“. 

Trotzdem war die mediale Diskussion derart imageschädigend für Sachsen, dass man im Kuratorium die Konsequenzen zog. Das räumt Matthias Rößler durchaus ein. Auf die Frage, ob die bekannten Großenhainer Husaren letztlich nicht ebenso ein autoritäres System, nämlich das der Kaiserzeit, verkörpern, antwortet Rößler, man beziehe sich ausdrücklich auf die nationalsozialistische und kommunistische Diktatur. Außerdem habe man Schweden-Lager, Ulanen, Husaren, die könne man nicht alle ausschließen.