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Was MRSA-Betroffene beachten müssen

Menschen mit MRSA-Keimen werden oft stigmatisiert. Dabei helfen laut Robert Heilscher vom Gesundheitsamt einfache Tipps.

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Schätzungsweise ein Prozent der Deutschen tragen MRSA-Keime auf der Haut, ohne dass sie gefährlich werden. Wenn das Immunsystem jedoch geschwächt ist, kann es zu Infektionen kommen.
Schätzungsweise ein Prozent der Deutschen tragen MRSA-Keime auf der Haut, ohne dass sie gefährlich werden. Wenn das Immunsystem jedoch geschwächt ist, kann es zu Infektionen kommen. © dpa

Herr Heilscher, wieso stellen multiresistente Keime so ein großes Problem dar?

Der menschliche Körper ist grundsätzlich mit Bakterien besiedelt. Solange wir gesund sind, ist das kein Problem. Das wird es aber dann, wenn die Barrieren, wie die Haut oder das Immunsystem, geschädigt sind. Dann können die Bakterien eindringen und Infektionen hervorrufen. Betroffen von multiresistenten Keimen sind überwiegend Intensivpatienten. Oft sind das ältere Patienten, aber darüber wird keine genaue Statistik geführt. Das Problem ist, dass die Betroffenen bei Infektionen schlecht behandelbar sind, weil die Antibiotika nicht mehr wirken.

Welche Rolle nimmt das Gesundheitsamt bei diesem Thema ein?

Wir versuchen, vorbeugend zu wirken, begehen Risikobereiche, helfen beim Erstellen von Hygieneplänen in den Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen und beraten in Pflegeheimen sowie bei Pflegediensten zu dem Thema. Und wir beraten auch Bürger, wenn diese uns kontaktieren. Auf der Seite besteht oft sehr viel Angst.

Wenn medizinisches Personal geschult wird, wieso herrscht dann soviel Unwissenheit? Gerade wenn MRSA-Patienten aus der Klinik entlassen werden?

Ich hoffe natürlich, dass in den Krankenhäusern der Hygieneplan bekannt ist und bei besiedelten Patienten strikt nach ihm vorgegangen wird. Das ist meist mit Isolationsmaßnahmen verbunden, weil dort andere Patienten mit offenen Wunden oder geschwächtem Immunsystem liegen, bei denen eine Infektion verhindert werden muss. Aber das Problem ist natürlich, was passiert, wenn die Menschen entlassen werden. In der ambulanten Betreuung besteht leider oft große Unsicherheit im Umgang mit den Betroffenen.

Patienten haben berichtet, dass sie sich wie Aussätzige gefühlt haben, auch in Arztpraxen. Wie kann es so weit kommen?

Oft werden MRSA-Patienten stigmatisiert auf Grund unbegründeter Angst. Der Arzt in der Praxis muss entscheiden, wie er mit dem Patienten umgeht. Die Händedesinfektion ist die wichtigste Maßnahme. Außerdem sollten handnahe Flächen desinfiziert werden. Aber nicht jeder MRSA-Patient muss spazieren geschickt werden. Ein sonst gesunder Patient kann auch im Wartezimmer sitzen. Bei einer Grippe sollte der Keim aber nicht über das Husten gestreut werden.

Wie werden MRSA-Patienten zu Hause behandelt?

Das ist eine besondere Situation, weil dort meist gesunde Menschen mit leben. Man kann bei Erwachsenen versuchen, den Keim durch eine Sanierung wegzubekommen. Diese besteht aus einer antibiotischen Nasensalbe, Rachenspülungen und desinfizierender Seife. Dazu gehören auch vermehrtes Händewaschen und getrennte Handtücher. Wäsche und Bettwäsche sollten bei 60 Grad gewaschen werden, damit die MRSA-Keime absterben. Es gehören aber keine Kontaktverbote dazu und der Betroffene kann auch auf Arbeit gehen. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist kritisch zu hinterfragen, ob eine Sanierung gelingt. Hier kann man eventuell auch warten, ob sensible Hautkeime den MRSA verdrängen. Betroffene können sich gern von uns für ihre häusliche Situation beraten lassen.

Das Interview führte Juliane Richter.