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Wie Trinkwasser nach Kamenz kam

Die Ewag feierte jetzt „550 Jahre zentrale Wasserversorgung“ in der Stadt. Passend zum Tag des Wassers.

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© Matthias Schumann

Von Alexander Käppler

Kamenz. Die zentrale Wasserversorgung in der Stadt Kamenz und ihrer Umgebung ist 550 Jahre alt. Am Tag des Wassers am 22. März wurde dieses wichtige historische Jubiläum auf einer Festveranstaltung der Ewag Kamenz gewürdigt. Deutlich wurde, dass in der Geschichte der zentralen Wasserversorgung Kamenz viel unternommen wurde um die Menschen jederzeit mit genügend Trinkwasser zu versorgen. Viele Ereignisse haben sich durchaus eingeprägt.

In der Frühzeit waren die Bürger der Stadt nur auf Brunnen bzw. Fließgewässer angewiesen. 1419 wurde der Trippelsbrunnen am Hutberg, wahrscheinlich ein ehemaliger Bergwerksstollen, erstmals erwähnt. Und 1455 gibt ein Bürger namens Hans Mitzke aus seinem Brunnen Wasser für die Bewohner der Bautzner Vorstadt ab. Das erste Trinkwasser aus dem Quellgebiet Rodeland bei Hennersdorf oberhalb der Teiche wurde schließlich 1466 in einer Holzrohrleitung unter Ausnutzung des Gefälles in die Stadt geleitet. Das Wasser lief in Holztröge, die in den Straßen aufgestellt waren und konnte dort von den Bürgern entnommen werden. Weitere Holzrohrleitungen folgten.

1548 lässt Bürgermeister Andreas Günther einen schweren Steintrog mit 34 Pferden auf den Markt schleppen. Er dient künftig der Wasserversorgung der Innenstadt. Einen bereits vor 1570 auf dem Markt existierenden Brunnen lässt Andreas Günther auf eigene Kosten verzieren, er ist uns heute als Andreasbrunnen bekannt. Eine im Jahre 1707 vorgenommene Zählung ergab in der Stadt 82 Brunnen und Tröge, wobei die hölzernen Tröge weitestgehend durch steinerne ersetzt wurden. Und 16 Jahre später verfügte die Stadt über mehr als elf Kilometer Rohrleitungen, die von Gottlob Glymann ausgemessen wurden und in einem Stadtplan von 1754 erstmals dargestellt wurden. Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann fast alle Holzrohrleitungen durch gusseiserne Rohre ersetzt.

Pumpanlage fürs Hutberghotel

1887 entstand der erste Hochbehälter an der Kirschallee, der später erweitert wurde. Am Weinberg wurde ein weiterer Behälter im Jahre 1894 errichtet, in diesen wurde das Wasser aus dem Quellgebiet an der ehemaligen Tuchfabrik Niegel an der Güterbahnhofstraße durch die Mauerschleuse geleitet. Von dem Behälter wurde dann hauptsächlich nur noch das Stadtbad mit Wasser versorgt.

1904 wurden in Lückersdorf hinterm Moritzbad vier Quellen gefasst und ein Teil des Wassers mittels einer hydraulischen Widderanlage (1905) in den Behälter an der Kirschallee gepumpt. Das verbleibende Arbeitswasser wurde in einer 150er Gussleitung unter Ausnutzung des Gefälles in die untere Stadt geleitet. Die Widderanlage hob einen Teil des ankommenden Quellwassers mittels Wasserstoßkraft auf etwa 17,20 m hoch bis zu dem etwa 1000 Meter entfernten Behälter am Hutberg ohne Fremdenergie. Eine technische Meisterleistung. Nach dem Neubau des Wasserwerkes Eselsburg verfiel die Anlage. Zwar wurde sie bereits 1979 zum Technischen Denkmal erklärt, es passierte aber nichts. Erst mit dem Auffinden der Denkmalsurkunde 1998 wurde man auf die Anlage wieder aufmerksam. Sie konnte mithilfe von Sponsoren und Freiwilligen restauriert werden. Pünktlich zum 100. Geburtstag 2005 wurde die historische Technik in Funktion der Öffentlichkeit präsentiert.

Mit dem Bau des Wasserwerkes Eselsburg wurde auch ein Behälter auf dem Hutberg in 251 Metern Höhe errichtet. Damit entstand eine Hochdruckzone, die nun neben der bereits vorhandenen Niederdruckzone die Stadt versorgte. Das 1895 erbaute Hutberghotel erhielt erst 1934 eine automatische Pumpanlage im Hochbehälter. Ab da konnten alle Häuser der Stadt mit Wasser versorgt werden.

Höchstleistung stieg

Das Pumpwerk Eselsburg reichte schon bald für die Versorgung der wachsenden Garnisonsstadt nicht mehr aus. So hat man 1938/39 das Pumpwerk II in Jesau angeschlossen. Doch schon 1946 machte sich wieder Wassermangel bemerkbar, bedingt durch die starke Belegung der Stadt mit Umsiedlern und viele Brachland-Kleingärten. Es folgten bis in die 60er Jahre weitere technische Verbesserungen des Vorhandenen. 1965 – inzwischen war auch Deutschbaselitz dazu gekommen – war das Wasserrohrnetz auf rund 80 km angewachsen. Die tägliche Höchstleistung in der Wasserförderung betrug etwa 4300 Kubikmeter. Dennoch kam es in den Sommermonaten immer wieder zu Engpässen. 1970 wurde schließlich das Wasserwerk Jesau in Betrieb genommen, das Netz wurde erweitert, neue Brunnenstandorte erschlossen. 1987 hatte das Rohrnetz eine Länge von ungefähr 131 km und die durchschnittliche Fördermenge betrug pro Tag etwa 5240 m³.

Mit der Wende 1989 veränderten sich auch die Bedingungen zur Versorgung mit Trinkwasser – und es kam 1992/93 zur Gründung des Trinkwasserzweckverbandes Kamenz. Aber das ist schon eine ganz neue, andere Erfolgsgeschichte ...