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„Wir gehen noch immer durch diese Höllenschlucht“

Die Eltern der ermordeten Anneli-Marie haben erstmals im Fernsehen über ihr Trauma und den Gerichtsprozess gesprochen.

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© Robert Michael

Köln. Seit zwei Wochen wird vor dem Dresdner Landgericht der Fall der ermordeten 17-jährigen Anneli-Marie Riße verhandelt. Bei Stern TV haben am Mittwochabend die Eltern der Abiturientin über den Prozess gesprochen. „Der erste Prozesstag war grausam für uns, die Begegnung mit den vermeintlichen Tätern – man wird innerlich zerrissen“, so Anneli-Maries Vater Uwe Riße. Er habe die beiden Angeklagten im Gerichtssaal direkt angesprochen. „Ich habe sie schlicht aufgefordert, einfach zu reden, ein Geständnis abzulegen.“

Zudem haben er und seine Frau Bilder ihrer Tochter im Gerichtssaal aufgestellt. Den Tätern soll ihre Schuld bewusst gemacht werden. „Wir haben Fotos von Anneli mit ins Gericht gebracht, um den Tätern das Opfer noch mal zu zeigen, um auch den Richtern das Opfer zu zeigen.“ Seit dem Mord an ihrer Tochter haben Uwe und Ramona Riße viel Zuspruch erfahren, teils seitenlange Briefe von Fremden erhalten. „Diese Unterstützung hilft uns unglaublich dabei, durch diese Höllenschlucht zu gehen, in der wir noch immer sind“, so Uwe Riße bei Stern TV. Die Rißes fordern die Höchststrafe für den Mord an ihrer Tochter. „Wer einen Menschen entführt und dann grauenvoll zu Tode bringt – das muss das Höchstmaß der Strafe sein“, so Ramona Riße. Eine gerechte Strafe könne es aus Sicht der Eltern allerdings nicht geben: „Wir sind zu einem gewissen Teil verbittert, keine Frage. Wir wissen, dass es keine irdische Gerechtigkeit geben kann – aber Genugtuung für die Opfer. Dieser Gerechtigkeit muss in einem Prozess, in einem Rechtsstaat Genüge getan werden“, so Uwe Riße. „Und wir möchten alles über die Umstände des grausamen Todes unseres Kindes erfahren.“

Die 17-jährige Anneli-Marie hatte am frühen Abend des 13. August 2015 ihr Elternhaus verlassen, um mit dem Hund eine Runde Gassi zu gehen. Etwa zehn Minuten später traf sie auf zwei Männer, die offenbar die Gewohnheiten der Unternehmertochter kannten, sie überwältigten und verschleppten. Noch am selben Abend meldeten sich die Entführer bei Anneli-Maries Eltern und forderten ein Lösegeld in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Hunderte Beamte suchten in den darauffolgenden Tagen fieberhaft nach der jungen Frau und kamen aufgrund von DNA-Spuren schnell den mutmaßlichen Tätern Markus B. (40) und Norbert K. (62) auf die Spur. Vier Tage nach ihrem Verschwinden fand die Polizei schließlich die Leiche von Anneli-Marie. Die Obduktion ergab, dass das Mädchen vermutlich noch am Tag ihrer Entführung brutal erdrosselt worden war. (dpa)