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Wird das Stadtgut abgerissen?

Das Gebäudeensemble an der Karl-Marx-/Leisniger Straße verfällt seit Jahren. Eine Rettung scheint aussichtslos.

Von Frank Korn
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Am Stadtgut Hartha wurden schon Notsicherung vorgenommen, weil sich Dachziegel gelöst hatten. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz, dennoch wird ein Abriss nicht ausgeschlossen.
Am Stadtgut Hartha wurden schon Notsicherung vorgenommen, weil sich Dachziegel gelöst hatten. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz, dennoch wird ein Abriss nicht ausgeschlossen. © André Braun

Hartha. Das Stadtgut in Hartha an der Ecke Karl-Marx-/Leisniger Straße ist immer mal wieder Gesprächsthema. Nicht nur in der Bevölkerung, die sich fragt, was aus den Gebäuden einmal wird, sondern auch bei der Stadtverwaltung und Unteren Denkmalschutzbehörde steht der Gebäudekomplex immer mal wieder auf der Tagesordnung.

Immerhin wird das Stadtgut auf der Liste der Kulturdenkmale des Freistaates Sachsen aufgeführt. Die Kurzcharakteristik besagt, dass Wohnhaus, ein sich benachbartes Wohn- und Wirtschaftsgebäude, ein Hinterhaus und sich anschließende im Winkel stehende Seitengebäude sowie eine Scheune zum ehemaligen Stadtgut gehören. 

„Ursprünglich der Versorgung der Stadtbevölkerung dienendes landwirtschaftliches Gut von großer ortsgeschichtlicher Bedeutung“, heißt es in der Beschreibung weiter. Das Wohnhaus soll demnach um 1750 entstanden sein, ab 1835 kamen die anderen Gebäude hinzu.

Weiter dem Verfall preisgegeben

Doch derzeit scheint eine Rettung des Komplexes in weiter Ferne. Im Gegenteil, die Zeichen stehen eher auf Abriss, auch wenn dafür ein konkreter Antrag vonseiten der Stadt noch nicht gestellt worden ist, wie Bauamtsleiter Ronald Fischer sagte. „Wir sind erst kürzlich wieder vor Ort gewesen. Pläne für einen Abriss gibt es durchaus, aber noch ist nichts konkret“, so Fischer. 

Auch die Denkmalbehörde beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Stadtgut. „Ob und unter welchen Voraussetzungen einem Abrissantrag zugestimmt werden könnte, wäre in einem Verwaltungsverfahren zu klären. Diesbezüglich liegt jedoch kein Antrag vor, weshalb auch keine Stellungnahme zum Ausgang dieses Verfahrens gegeben werden kann“, sagte Cornelia Kluge, Pressereferentin des Landratsamtes Mittelsachsen.

Schon zu DDR-Zeiten ein Denkmal

Derweil ist das Stadtgut weiter dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende gab es schon einige Ideen, was aus dem im 18. und 19. Jahrhundert errichteten und immer wieder umgebauten Gut der Stadt werden soll. Es stand bereits zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz, weil es ein erhaltenswertes Ensemble mit Potenzial ist. Schon zweimal gab es Versuche, das Objekt umzubauen. In den 1990er-Jahren wollte ein Architekt auf dem Areal eine Wohnanlage bauen. Das Eckgebäude sollte ein Wohn- und Geschäftshaus werden und im hinteren Bereich der Leisniger Straße einzelne Wohngebäude entstehen.

„Dieses Projekt wäre nicht umsetzbar gewesen. Trotz Absprachen wurden bei der Planung die Vorzüge des Stadtgutes nicht berücksichtigt. Die untere Denkmalschutzbehörde hätte dazu nicht ihre Zustimmung gegeben“, so lautete der Kommentar des damaligen Fachbereichsleiters Denkmalschutz im Landratsamt Mittelsachsen, Jörg Liebig.

Zehn Jahre später habe das Architekturbüro Reichenbach im Auftrag der Stadt Hartha eine sehr gute Entwurfsplanung vorgelegt, so der Denkmalschützer. Die Stadt hatte das Gut erworben, um daraus einen Treffpunkt für alle Generationen zu machen. Das damals noch in der Goethestraße beheimatete und inzwischen schon seit Jahren geschlossene Industriemuseum sowie die Heimatstube sollten einziehen, ein Ort entstehen, an dem sich Vereine treffen können. 

„Das war eine wunderbare Idee und hätte auch zur Belebung des Marktes beitragen sowie Probleme mit dem ruhenden Verkehr lösen können. Jammerschade, dass das Vorhaben nicht umgesetzt werden konnte“, so Liebig. Weil das Fördergeld aus dem Stadtsanierungskonzept ausblieb, konnten die Pläne nicht umgesetzt werden.

Im Jahr 2015 gab es neue Hoffnung. Ein Investor meldete sich bei der Stadt, der das Stadtgut kaufen wollte. Er wollte das Stadtgut umbauen und in dem Gebäude betreutes Wohnen und teilstationäre Pflege anbieten. Das Vorhaben fand damals bei den Harthaer Stadträten große Zustimmung. Würden doch damit die maroden, zum Teil einsturzgefährdeten Gebäude verschwinden und im Eingangsbereich des Marktes ein ansprechendes Ensemble entstehen.

Alle Pläne haben sich zerschlagen

Doch der Investor zog sein Interesse am Kauf des Objektes zurück. „Ich habe mich schweren Herzens von diesem Vorhaben getrennt. Doch eine Investition muss sich auch rechnen. Das war nach allen Abwägungen nicht der Fall. Deshalb haben meine Partner Abstand genommen. Hinzu kommt, dass der Aufwand zur Erfüllung der Auflagen des Denkmalschutzes sehr hoch gewesen ist“, begründete der Investor damals seine Absage. (DA/mit je)