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Das sind die Autopremieren des Frühjahrs

Nach der Absage der Motorshow in Peking stellen viele Autobauer ihre Studien und Neuheiten bei Digitalevents vor. Gut vertreten: die deutschen Premiummarken.

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Geht an die Nieren: Die Frontpartie des neuen 7ers polarisiert, um es vorsichtig auszudrücken.
Geht an die Nieren: Die Frontpartie des neuen 7ers polarisiert, um es vorsichtig auszudrücken. © BMW AG/dpa

Während Deutschland sich wieder an neue Freiheiten gewöhnt, wurde die Motorshow in Peking pandemiebedingt verschoben. Doch auch, wenn die Bühne der weltgrößten Automesse fehlt, wollen die Hersteller nicht darauf verzichten, ihre Neuheiten vorzustellen.

So hatten beispielsweise Audi, BMW und Mercedes neue Luxusmodelle auf dem Plan, die in Form und Format oder bei der Technologie neue Maßstäbe setzen sollten. Nun präsentieren die drei deutschen Premiumhersteller bei hybriden Premieren, was ihr Programm 2022 bestimmen wird.

BMW

Der Münchner Autobauer präsentiert die nächste Generation des 7er – und will mit ihm die Oberklasse neu sortieren. Statt nur auf die Newcomer von Tesla oder Lucid zu schielen oder sich mit etablierten Konkurrenten wie dem Audi A8 oder der Mercedes S-Klasse zu vergleichen, wollen die Bayern in beiden Welten punkten. Deshalb starten sie gleichzeitig mit klassischen Verbrennern und einer rein elektrischen Variante. Da inzwischen gut zwei Drittel der Limousinen in Asien verkauft werden sollen, haben sie den langen 7er noch einmal um 13 Zentimeter auf fast 5,40 Meter gestreckt. Die in Asien bislang ignorierte Kurzversion wurde gleich weltweit gestrichen.

Auch beim Design folgt BMW dem asiatischen Geschmack. Unter anderem inszeniert man die gewachsene Niere mit LED-Leisten und hat radikal neu geformte Scheinwerfer eingebaut. Im Inneren finden sich viele Bildschirme. In den Handel kommt der 7er zum Jahresende. Die Preise sollen bei gut 100.000 Euro für die Verbrenner liegen. Der vollelektrische i7 soll bei etwa 140.000 Euro beginnen und mehr als 600 Kilometer Reichweite per Akkuladung bieten.

Mercedes

Die Konkurrenz aus Sindelfingen zielt ebenfalls auf die elektrische Elite ab – vor allem in den USA und Asien: Das EQS SUV haben die Schwaben um etwa 20 Zentimeter aufgebockt. So entsteht im bis zu 2.100 Liter großen Kofferraum die Option, eine dritte Sitzreihe einzubauen. Für Freizeitfahrten in leichtem Gelände hat Mercedes einen Offroad-Modus programmiert. Dazu gibt es bis zu 400 kW/544 PS und einen Akku mit knapp 110 Kilowattstunden. Er reicht für bis zu 660 Kilometer. Einen Preis nennt Mercedes noch nicht. Das Elektro-SUV dürfte aber kaum unter 100.000 Euro zu haben sein.

Da 5,13 Meter nicht dem deutschen Standardmaß entsprechen, gibt es bald einen kleinen Bruder – der EQE bekommt zum Jahresende auch einen SUV-Ableger. Er dürfe seine Premiere dann hoffentlich auf einer echten Messe feiern, stellt ein Mercedes-Sprecher in Aussicht.

Der Mercedes EQS SUV wird wohl mindestens 100.000 Euro kosten.
Der Mercedes EQS SUV wird wohl mindestens 100.000 Euro kosten. © Daimler AG/dpa

Audi

Um Luxuskunden in den Metropolen Chinas, Japans oder Koreas zu erreichen, liebäugeln die Ingolstädter erstmals mit einer Großraumlimousine. „Wo die Menschen dicht gedrängt leben, ist Raum der wahre Luxus und Vans sind mindestens genauso beliebt wie Limousinen“, so Audi-Interieur-Designer Norbert Weber. Gemünzt ist das auf ein Fahrzeug namens Urban Sphere Concept. Mit 5,51 Metern Länge, 3,40 Metern Radstand und knapp 1,80 Metern Höhe bietet die Studie mehr Raum als jeder Audi bisher. Hinter den gegenläufig angeschlagenen Portaltüren befinden sich zwei Loungeliegen in der zweiten Reihe und eine formatfüllende Leinwand zum Ausklappen.

Die Technik braucht dagegen kaum Platz. Der Antrieb mit zwei Motoren (insgesamt 295 kW/401 PS) ist elektrisch und verschwindet, genau wie die 120-Kilowattstunden-Batterie, in der neuen PPE-Plattform, die als Basis für die Studie dient. Als maximale Reichweite nennt Audi einen Wert jenseits von 700 Kilometern. Lenkrad oder Pedale können auf Wunsch aus der Frontkonsole surren – sie sollen nur noch hin und wieder zum Einsatz kommen. Denn bis der Wagen in vier, fünf Jahren womöglich in Serie geht, soll er weitgehend autonom fahren können.

Tritt ein, Erdling: Die Türen des Audi Urban Sphere Concepts klappen gegenläufig auf.
Tritt ein, Erdling: Die Türen des Audi Urban Sphere Concepts klappen gegenläufig auf. © Audi AG/dpa

Volkswagen

Der Konzern aus Wolfsburg hat ebenfalls eine Studie in Planung. Dessen Premiere wurde aber erst einmal verschoben – auch, weil man die größte Kundengruppe nicht düpieren wolle, heißt es aus Wolfsburg. VWs neuer China-Chef Ralf Brandstätter zeigte kürzlich schon ein paar Skizzen vom ID Aero Concept. Dank des aerodynamischen Designs stellt er eine Reichweite von über 700 Kilometern in Aussicht.

Andere Hersteller

Von den chinesischen Herstellern ist dagegen wenig zu hören. Sie spekulieren wohl weiter auf ihr großes Heimspiel und sparen sich die Premieren so lange auf. Die von der ausgefallenen Messe in Peking gerissene Lücke wird derweil von ihrem sonst nur regional bedeutsamen Pendant in New York gefüllt. Dort enthüllte Genesis, eine Marke des koreanischen Hyundai-Konzerns, gerade die Studie eines elektrischen Luxus-Coupés. Neuheiten zeigten auch BMW und die Tuningschmiede Alpina mit einem Facelift für den X7 und Lamborghini mit dem Tecnica als Variante für den Huracan. (dpa)

Grüner wird’s nicht: Der Lamborghini Huracan Tecnica ist ein Extremsportler.
Grüner wird’s nicht: Der Lamborghini Huracan Tecnica ist ein Extremsportler. © Philipp Rupprecht/Lamborghini/dpa