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VW reduziert ID.3-Produktion in Zwickau auf zwei Schichten

Der Autobauer VW reagiert auf die schwächelnde Nachfrage mit einer Anpassung des Schichtbetriebs. Der gesamte Konzern muss sich auf ein neues Sparprogramm einstellen.

Von Nora Miethke
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Der elektrische ID.3 wird im Zwickauer Werk von VW nur noch in zwei Schichten gefertigt.  dpa
Der elektrische ID.3 wird im Zwickauer Werk von VW nur noch in zwei Schichten gefertigt. dpa © dpa

Zwickau. Die reine E-Auto-Fabrik von Volkswagen in Zwickau-Mosel bekommt die allgemeine Kaufzurückhaltung bei Elektroautos mit weiteren Auswirkungen zu spüren. Am Dienstag teilte der Autobauer mit, dass Geschäftsführung und Betriebsrat reagiert und die Fahrweise in Zwickau neu geregelt hätten. „Seit dieser Woche wird am Standort im 5-Schichtbetrieb produziert. Je nach Marktlage können im nächsten Jahr beide Fertigungslinien auf einen klassischen 2-Schichtbetrieb mit Früh- und Spätschicht umgestellt werden“, betonte ein VW-Sprecher. Der Beschluss sichere eine produktive Fahrweise und die Zukunftsfähigkeit des Standorts, hieß es.

Zum Hintergrund: In Zwickau wurde bislang auf zwei Fertigungslinien in jeweils drei Schichten produziert. VW zählt also insgesamt sechs Schichten. In Halle 5 laufen die Modelle ID.3 und Cupra Born vom Band. Die Schichtanpassung von drei auf zwei betrifft diese Fertigungslinie 1. In Halle 6 laufen auf der Fertigungslinie 2 der ID.4, ID.5 und zwei E-Modelle von Audi vom Band - theoretisch.

Dort ruht seit vergangenem Donnerstag für rund drei Wochen die Fertigung, weil nicht genügend Elektromotoren aus Kassel geliefert werden können. Aufgrund von Störungen in der Lieferkette kann Kassel nicht die benötigte Anzahl von Elektromotoren produzieren. Da VW den Hochlauf des neuen Modells ID.7 in Emden nicht gefährden will, werden die Motoren zum Nachsehen von Zwickau derzeit zuerst dorthin geliefert. Betroffen sind davon 1.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Wenn weniger Autos montiert werden, hat das natürlich Auswirkung auf die Beschäftigung. Die Personalbedarfsplanung ist an die Auslastung gekoppelt. Das Unternehmen hat damit begonnen, schrittweise befristete Arbeitsverträge auslaufen zu lassen. So mussten in Zwickau Ende Oktober rund 270 zeitlich befristete Beschäftigte gehen. „Wir bewerten kontinuierlich und in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung die Marktsituation und mögliche Folgen für die befristet Beschäftigten. Unabhängig davon gilt: Die Stammbelegschaft ist sicher“, so der VW-Sprecher. Weiter möchte sich der Autobauer nicht dazu äußern.

Jobabbau bei VW betrifft vor allem die Verwaltung

Der VW-Konzern - mit 676.000 Beschäftigten und 279 Milliarden Euro Umsatz der größte Automobilbauer der Welt - steht bei der Elektromobilität massiv unter Konkurrenzdruck durch den US-Autobauer Tesla und chinesische Hersteller. Konzernchef Oliver Blume will darauf mit einem radikalen Sparprogramm reagieren. Das "Handelsblatt" berichtete am Montag von einem Zehn-Milliarden-Sparprogramm bis 2026, das zu einem deutlichen Jobabbau in der Verwaltung und im Vertrieb führen soll. In einem internen Podcast mit Konzern-Personalvorstand Gunnar Kilian habe VW-Markenchef Thomas Schäfer von einem Einsparziel bei den Personalkosten im sogenannten indirekten Bereich in Höhe von einem Fünftel gesprochen, berichtete die Zeitung. Der Verwaltungsapparat der Wolfsburger umfasst rund 40.000 Büroangestellte in Marke und Konzern. Es gehe dem Unternehmen dabei um die Kosten, nicht um Köpfe, habe Kilian betont. Eine Konzernsprecherin wollte die Informationen im Detail nicht weiter kommentieren.

Bei dem angestrebten Programm der Marke Volkswagen würden sämtliche Kosten und Themenbereiche kritisch geprüft, hieß es von der Sprecherin. Das Unternehmen werde weiter die Möglichkeiten „entlang der demografischen Kurve“ nutzen - sprich Instrumente wie freiwillige Altersteilzeit. „Ein pauschales Abbauziel der Mitarbeiteranzahl gibt es bei Volkswagen nicht“, sagte sie. Auch die Arbeitnehmervertretung wollte sich zu „Spekulationen“ nicht äußern. „Der Betriebsrat kommentiert die vertraulichen Verhandlungen weder inhaltlich noch mit Bezug auf den weiteren Zeitplan“, sagte ein Betriebsratssprecher. „Tarifliche Einschnitte oder Abstriche bei unserer Beschäftigungssicherung sind mit uns nicht zu machen.“

VW-Markenchef Thomas Schäfer will mit einem Sparprogramm die Ergebnisse der chronisch renditeschwachen Kernmarke der Wolfsburger heben. Bis Ende 2026 sollen so zusammengenommen zehn Milliarden Euro zusammenkommen, damit VW Pkw es auf die angestrebte Umsatzrendite von 6,5 Prozent bringt - zuletzt lag sie in den ersten neun Monaten 2023 bei 3,4 Prozent. Schäfer hatte bereits angedeutet, dass es unter anderem Einsparungen durch markenübergreifende Produktion in der sogenannten Markengruppe „Core“ geben solle. Zu dieser gehören neben VW Pkw noch Seat/Cupra, Skoda und die leichten Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN).

Details zum Sparprogramm liegen noch nicht vor. Laut „Handelsblatt“ dürften sich die Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung bis in das kommende Jahr ziehen. Demnach stehen allerdings für das Jahr 2024 bereits alle erforderlichen Maßnahmen, diejenigen für die Folgejahre müssen noch festgezurrt werden. (mit dpa)