Warum Deutschland im nächsten Winter das Gas ausgehen könnte

Von Julian Olk
Vor einigen Monaten war die Furcht groß, dass Deutschland das Gas ausgeht. Inzwischen ist der Winter vorüber und das Thema kaum noch im Fokus. Dabei ist die Gefahr eines Gasmangels längst wieder präsent.
Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller warnt nun: „Wir müssen auch den nächsten Winter gut vorbereiten.“ Natürlich seien die Voraussetzungen besser als im vergangenen Jahr. „Eine Gasmangellage ist allerdings auch im nächsten Winter nicht unmöglich“, sagte Müller jetzt dem Handelsblatt. Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt: „Wir sind noch nicht über den Berg!“
Zwar ist die Situation eine ganz andere als vor einem Jahr. Im April 2022 lag der Füllstand der deutschen Gasspeicher bloß bei rund 28,6 Prozent. Inzwischen sind es 64,6 Prozent (Stand 13. April). „Das reicht aber nicht aus, da wir durch die Speicher nur etwa zwei Monate einen kalten Winter überbrücken können“, stellt Grimm klar. Sprich, auch mit zu 100 Prozent gefüllten Speichern käme Deutschland nicht über den Winter. Es muss immer weiter Gas nachkommen. Im Herbst 2022 hat Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland vollständig eingestellt. Nun muss es in diesem Jahr gelingen, die Speicher komplett ohne russisches Gas zu füllen. Gelingt das nicht, wären die Folgen drastisch.
Reicht das Gas nicht aus, müsste die Bundesnetzagentur entscheiden, wer keines mehr bekommt. Zuerst müsste die Industrie Produktionen einstellen. Im ärgsten, wenn auch unwahrscheinlichen Fall, müssten Gasheizungen in Privatwohnungen abgedreht werden. Und es gibt eine Reihe von Unsicherheiten, die den Notstand doch noch Realität werden lassen könnten.