SZ + Freital
Merken

Solarpark bei Spechtritz nimmt weitere Hürde

Im Laufe dieses Jahres soll auf einer Agrarfläche das Sonnenkraftwerk verwirklicht werden. Die Chancen stehen gut, dass dies gelingt.

Von Roland Kaiser
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Bald schon könnte auch Rabenaus Bürgermeister Thomas Paul auf einen Solarpark blicken, der auf diesem Feld hinter ihm errichtet werden soll. (Archivbild)
Bald schon könnte auch Rabenaus Bürgermeister Thomas Paul auf einen Solarpark blicken, der auf diesem Feld hinter ihm errichtet werden soll. (Archivbild) © SZ/Anja Ehrhartsmann

Für ein seit Längerem im Rabenauer Stadtgebiet geplantes Sonnenkraftwerk ist jetzt der Weg ein Stück weit geebnet worden. In seiner jüngsten Sitzung billigte der Stadtrat einstimmig den Vorentwurf des Bebauungsplanes. Dieser soll nach einer Bekanntgabe im Amtsblatt zwischen dem 15. April und 25. Mai im Rathaus ausgelegt werden. Das gibt Interessenten die Möglichkeit, Vorschläge und Bedenken zu formulieren. Gleichzeitig wurde in einem Parallelverfahren der Flächennutzungsplan an das angedachte Bauvorhaben auf einer bislang intensiv genutzten Agrarfläche angepasst.

Künftig sollen auf dem Terrain zwischen Spechtritz und Lübau zusätzlich zur Stromgewinnung, für die eine rund zwölf Hektar große Fläche in Anspruch genommen wird, Weidetiere grasen können. Allerdings steht den Vierbeinern dafür ein weitaus größeres Areal zur Verfügung.

Insgesamt sicherte sich der Investor - die Bremer wpd onshore GmbH & Co. KG mit ihrer Niederlassung in Leipzig - rund 25 Hektar, um beispielsweise auch Nebenanlagen wie eine Trafostation und die Zufahrt errichten zu können.

Wie eine Abordnung einer in Dresden ansässigen Ingenieurgesellschaft im Zuge einer Präsentation mitteilte, geht von den Modulen keine kritische Reflexion aus. Es handele sich um blendarme Bauteile. Der Mindestabstand zwischen deren Unterkante und dem Erdboden betrage etwa 80 Zentimeter. Auf diese Weise lasse sich die Fläche weiterhin durch die Nutztiere beweiden.

Schafe brauchen Platz zum Weiden

Solarmodule funktionieren freilich nur, wenn sie nicht von Pflanzen zugewachsen werden. Daher käme eine Schafbeweidung infrage. Zudem sei eine nicht zu üppige Vegetation aus Brandschutzgründen erforderlich.

Zur Stadtratssitzung am Montagabend hieß es ferner, dass um den Solarpark ein Zaun gezogen wird. Eine wolfsichere Variante, so die Auskunft der Mitarbeiter der Ingenieurgesellschaft.

Genau das habe, wie im Nachhinein Bürgermeister Thomas Paul (CDU) im Gespräch mit der SZ wissen ließ, die Schäferin einst dazu bewogen, ihr Land für das Energieprojekt zur Verfügung zu stellen. "Damit muss sie nicht länger mit ihren Tieren auf andere Wiesen ausweichen", erklärte der Rathauschef. "Sie kann aufgrund der Schutzvorkehrung fortan auf ihrem eigenen Territorium verbleiben und bekommt zudem weiteres Land für ihre Schafe."

Sobald zwischen Spechtritz und Lübau das Sonnenkraftwerk steht, kann Dana Walter ihre Tiere dort geschützt vor möglichen Wolfsangriffen weiterhin grasen lassen.
Sobald zwischen Spechtritz und Lübau das Sonnenkraftwerk steht, kann Dana Walter ihre Tiere dort geschützt vor möglichen Wolfsangriffen weiterhin grasen lassen. © Egbert Kamprath

Dass inzwischen unter Photovoltaikanlagen weiterhin bäuerlicher Betrieb stattfinden kann, davon hörte er schon des Öfteren. "Unter Freianlagen werden mancherorts sogar Tomaten angebaut", ließ Thomas Paul in die anschließende Beratung einfließen. Die sogenannte Agri-Photovoltaik gestatte das.

Im Fall Spechtritz allerdings kommen andere Technologien zum Tragen. "Hier wird die Beweidung bevorzugt und somit eine der beiden Varianten Südpark oder Trackerpark genutzt." Bei letzterem folgen Solarmodule automatisch der Sonne, um den Stromertrag zu steigern. Fazit des Stadtoberhaupts: "Photovoltaik in der Landwirtschaft muss nicht Flächenverlust bedeuten."

Ingenieurgesellschaft stellte Untersuchung an

Doch wie rückte eigentlich das weitläufige Agrarland in den Fokus des Investors? Die beauftragten Fachleute aus Dresden hatten im Vorfeld eine Analyse darüber angestellt, welche Areale im Rabenauer Stadtgebiet für ein Sonnenkraftwerk von geplanter Dimension brauchbar sind. Im Ergebnis verfügt die Kommune über 18 potenzielle Standorte.

Einer von ihnen: das Anwesen westlich von Spechtritz. Dort herrscht laut des Büros eine mittlere Bodenfruchtbarkeit vor, die in Anbetracht zunehmender Hitzesommer und des damit verbundenen Wasserhaushaltes nicht die idealen Grundlagen für einen künftigen Anbau von Getreide mit sich bringen dürfte.

Schützenswerte Reptilien wie Zauneidechsen, die bereits andere Bauprojekte durcheinanderwirbelten, konnten demnach nicht festgestellt werden. Umliegende Ortschaften seien weit genug entfernt.

Zu guter Letzt handele es sich um eine förderfähige Fläche. Auf ihr soll 30 Jahre lang Sonnenstrom produziert werden.

Früheren Angaben eines wpd-Sprechers zufolge ist die Leistungskapazität für mindestens 12.000.000 kWh pro Jahr angelegt. Dies entspreche einer Strommenge, die rechnerisch für rund 3.000 Rabenauer ausreichend wäre. Dabei würden lediglich circa 0,6 Prozent der Gemeindefläche beansprucht.

Noch im April 2023 rechnete der Projektenwicklungsdienstleister zum Bau und Betrieb von Wind- und Solarparks mit einem Investitionsvolumen von ungefähr neun Millionen Euro. Das Vorhaben werde von den Grundstückseigentümern - der Schäferin vor Ort sowie der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG - unterstützt. Aufgrund seines Umfangs zählt das geplante Sonnenkraftwerk zu den größeren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.