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Stadtwerke Pirna erhöhen die Gaspreise

Die Kosten für Heizung und Warmwasser steigen drastisch. Verantwortlich dafür sind mehrere Preistreiber. Aber die Kostenlast lässt sich mindern.

Von Thomas Möckel
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Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Kochan: „Mir ist nicht geläufig, dass es schon einmal einen so starken Anstieg gab."
Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Kochan: „Mir ist nicht geläufig, dass es schon einmal einen so starken Anstieg gab." © Stadtwerke Pirna

Verbrauchern in Pirna und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge steht ein teurer Winter bevor. Wer mit Erdgas seine Wohnung oder sein Haus beheizt oder Warmwasser erzeugt, muss in Kürze deutlich mehr bezahlen als bisher. Die Kosten steigen um bis zu ein Viertel.

Wie nahezu jeder Versorger erhöhen auch die Stadtwerke Pirna (SWP) den Gaspreis. Der Anstieg wirkt sich je nach Verbrauch und abgeschlossenem Vertrag ganz unterschiedlich aus. Steigen wird allerdings nur der sogenannte Arbeitspreis, der je verbrauchter Kilowattstunde berechnet wird. Die jährlichen Grundpreise bleiben unverändert.

Über viele Jahre, sagt SWP-Geschäftsführer Peter Kochan, sei es dem Unternehmen gelungen, die Preise stabil zu halten. Wegen verschiedener Preistreiber, auf die die SWP keinen Einfluss hat, lasse sich nun aber eine Erhöhung nicht mehr vermeiden – die jetzt ziemlich drastisch ausfällt. „Mir ist nicht geläufig, dass es schon einmal einen so starken Anstieg gab“, sagt Kochan. Sächsische.de gibt einen Überblick, wie sich die steigenden Kosten auf die Verbraucher auswirken.

Ab wann steigen die Preise?

Die Stadtwerke Pirna erhöhen den Gaspreis zum 1. Dezember 2021, die bisherigen Tarife gelten dann nicht mehr. Laut der SWP bleiben aber die monatlichen Abschlagszahlungen der Kunden zunächst unverändert. Sie werden mit der nächsten Verbrauchsabrechnung automatisch angepasst. Das Unternehmen „Sachsen Energie“ (früher Enso/Drewag), das einen Großteil der Menschen im Landkreis mit Gas versorgt, erhöht die Gaspreise zum 1. Januar 2022.

Warum steigen die Gaspreise?

Verantwortlich dafür sind verschiedene Preistreiber. Dazu gehört die derzeitige Preisentwicklung auf dem Energiemarkt. Der Gaspreis liegt derzeit auf einem Allzeithoch, das den gesamten Welthandel betrifft. Zu den Gründen zählt ein überraschend starkes Anziehen der weltweiten Konjunktur, welche auf geringe Förderkapazitäten trifft. „Daher sind die Beschaffungskosten für Erdgas deutlich gestiegen“, sagt Kochan.

Hinzukommt eine generell hohe Nachfrage nach Gas, preistreibend ist auch der lange und kalte Winter 2020/2021. Weil die Menschen da mehr und länger heizen mussten, sind die Speicher nahezu leer. Sie wieder aufzufüllen, kostet jetzt viel Geld.

Ein weiterer bestimmender Faktor für den Erdgaspreis ist die staatliche CO2-Abgabe, die je verbrauchter Kilowattstunde berechnet wird. Nach Aussage von Peter Kochan steigt diese Abgabe ab 1. Januar 2022, die Kosten werden auch auf die Verbraucher umgelegt. Diese CO2-Abgabe war bereits zum 1. Januar 2021 angehoben worden. Die Stadtwerke hatte das allerdings zunächst mit gesunkenen Netzentgelten verrechnet und bislang nicht eins zu eins auf die Kunden umgelegt.

Wie viel müssen Verbraucher mehr bezahlen?

Das lässt sich für Kunden der SWP nicht pauschal mit einer Zahl sagen, das liegt an der besonderen Rolle des Versorgers. Als kommunales Unternehmen sind die Stadtwerke Grundversorger und somit verpflichtet, alle Kunden im Versorgungsgebiet Pirna innerhalb der sogenannten Grund- und Ersatzversorgung zu versorgen. Dazu gehören beispielsweise Verbraucher, die keinen Vertrag haben und nicht schon von einem von ihnen gewählten Anbieter versorgt werden.

Die Grundversorgung ist aber mit erheblichen Risiken behaftet. Laut Kochan können immer wieder Kunden spontan abspringen, die SWP bleibe dann auf dem für ihn gekauften Gas sitzen. Oder es können jederzeit neue Kunden dazukommen, für die dann unter Umständen Gas teuer nachgekauft werden muss. „Daher ist die Grundversorgung das teuerste Produkt“, sagt Kochan, „weil dort diese Risiken mit eingeplant sind.“

Wie sich die Preissteigerung bei der Grundversorgung auswirkt, zeigt ein Rechenbeispiel:

  • Jahresverbrauch bis 2.586 kWh/Jahr: Grundpreis 34,70 Euro/Jahr; Arbeitspreis (brutto) 10,28 Cent/kWh (alt), 11,77 Cent/kWh (neu), Anstieg 1,49 Cent/kWh
  • Jahresverbrauch bis 11.862 kWh/Jahr: Grundpreis 96,25 Euro/Jahr, Arbeitspreis (brutto) 7,90 Cent/kWh (alt), 9,39 Cent/kWh (neu), Anstieg 1,49 Cent/kWh
  • Jahresverbrauch ab 11.863 kWh/Jahr: Grundpreis 219,06 Euro/Jahr, Arbeitspreis (brutto) 6,87 Cent/kWh (alt), 8,35 Cent/kWh (neu), Anstieg 1,48 Cent/kWh

Die Preisänderung bedeutet je nach Jahresverbrauch folgende Mehrkosten im Monat:

  • monatlich 3,10 Euro (brutto) bei 2.500 kWh/Jahr
  • monatlich 7,45 Euro (brutto) bei 6.000 kWh/Jahr
  • monatlich 14,80 Euro (brutto) bei 12.000 kWh/Jahr

Bei den Verbrauchswerten handelt es sich laut Kochan um Durchschnittswerte, die von Haushalt zu Haushalt stark variieren können. Aber im Schnitt werden 2.500 kWh/Jahr verbraucht, um eine Wohnung mittels einer gasbetriebenen Etagenheizung zu beheizen, etwa 6.000 kWh/Jahr werden für eine Niedrigenergiehaus benötigt, rund 12.000 kWh/Jahr für ein normales Einfamilienhaus.

Wie sieht es bei anderen Verträgen aus?

Mit speziellen Verträgen lässt sich die zusätzliche Kostenlast minimieren. So liegt beispielsweise im Produkt „PIRNAerdgasFIX+“ bei einem Verbrauch von 10.224 kWh/ Jahr der Arbeitspreis künftig bei 9,22 Cent/kWh, ab einem Verbrauch von 10.225 kWh/Jahr bei 8,03 Cent/kWh. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 12.000 kWh/Jahr ließen sich nach einer Berechnung der Stadtwerke gegenüber der Grundversorgung rund 50 Euro/Jahr sparen.

Neben den niedrigeren Preisen, so Kochan, hätte Kunden mit individuellen Verträgen weitere Vorteile. So gebe es bei allen Produkten eine Preisgarantie, für „PIRNAerdgasFIX+“ gelte diese beispielsweise bis 30. September 2023. Für die Grund- und Ersatzversorgung gebe es hingegen keine Preisgarantie. Zudem bietet die "+card" weitere Vorzüge für Kunden.

Wie werden sich die Preise entwickeln?

Eine sichere Prognose, wie sich der Gaspreis 2022 auf dem Weltmarkt entwickeln wird, gibt es derzeit nicht. Experten gehen davon aus, dass noch bis Mitte kommenden Jahres mit einem hohen Preisniveau gerechnet werden muss. „Auch wir hoffen, dass sich der Gaspreis wieder stabilisiert“, sagt Kochan. Aber derzeit sehe es nicht nach einer baldigen Entspannung aus.

Mit Lieferengpässen rechnet der SWP-Geschäftsführer hingegen nicht. Es sei nicht ersichtlich, dass Liefermengen verknappt würden. „Wir haben Lieferverträge mit Gaslieferanten“, sagt Kochan, „und die werden weiter eingehalten.“