Kriebstein/Grünlichtenberg. Dass die Planungen eines Solarparks nicht überall auf uneingeschränkte Gegenliebe stoßen, ist für die Investoren nicht neu. „Dass die Energiewende durchgesetzt werden muss, wird von den meisten Menschen akzeptiert.
Wenn es dann im eigenen Wohnort oder in der Nähe ist, gibt es oft viele Fragen und auch kritische Stimmen“, sagte Roman Goodarzi, Sprecher der Firma Statkraft am Dienstagabend während eines Bürgerdialogs in Grünlichtenberg.
Dort plant der norwegische Staatskonzern einen 38 Hektar großen Solarpark. Die Fläche, die vom Eigentümer zur Gewinnung von grünem Strom an die Investoren verpachtet wird, liegt unweit des Nonnenwaldes. Am nördlichen Rand existiert eine Wohnbebauung. Auch die Verpächter haben dort ihr Haus.
Was befürchten die direkten Anwohner?
Allgemeinmediziner Dr. René Pfarr wohnt neben den Verpächtern – mit direktem Blick auf das Feld, auf dem künftig rund 75.000 Solarmodule stehen werden.
„Ich habe mich 2012 dafür entschieden nach Grünlichtenberg zu ziehen, um mich in der Natur nach meiner Arbeit erholen zu können. Ich weiß nicht, ob mir das dann noch gelingt“, so der Arzt, der nach eigenen Angaben rund 2.000 Patienten betreut.
Auch aus diesem Grund hatte er kurz nach Bekanntwerden ein Bürgerbegehren initiiert. Die benötigten 102 Unterschriften sind schnell zusammengekommen. Derzeit liegt das Bürgerbegehren auf dem Tisch von Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK).
Sie wies während des Dialogs darauf hin, dass sie Bürgerbegehren grundsätzlich unterstütze. „Einige der kritisierten Punkte, wie beispielsweise die Größe, die ursprünglich mit 45 Hektar angegeben war, sind aber schon nachgebessert worden“, sagte sie.
Wie berichtet hatte der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss unter anderem auch wegen der Größe im ersten Anlauf abgelehnt.
Wie Claudius Piecyk, Projektmanager Wind & Solar von Statkraft, erklärte, werde die Randbegrünung an der Seite, an die sich die Wohnbebauung anschließt, höher als die Solarmodule sein.
Keine Einschränkungen für Anwohner
Die Module sollen eine maximale Höhe von 2,70 Metern haben. Für die Anwohner gibt es aus Sicht der Investoren keine Einschränkungen.
„Es gehen keine Geräusche, Gerüche oder Lärm von dem Solarpark aus“, so Piecyk. Flächen würden nur minimal versiegelt, da die Pfosten, an denen die Module befestigt sind, in den Boden gerammt werden.
Während des Bürgerdialogs kritisierten die Einwohner Grünlichtenbergs erneut, „dass Ackerland für die Errichtung des Solarparks verschwendet wird.“ Eine andere Anwohnerin befürchtet, dass eine Mufflon-Herde mit etwa 50 bis 60 Tieren, die sich regelmäßig auf dem Areal aufhält, vertrieben werden könnte.
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„Das würde mir sehr leidtun“, sagte sie. Der Zaun um das Areal, zu dessen Bau die Investoren aus versicherungstechnischen Gründen verpflichtet sind, lässt unten nur 30 Zentimeter Platz. „Da passen nur Kleintiere durch“, so Klimaschutzplaner Dominik Schumann vom Büro für Städtebau Chemnitz.
Derzeit wird das Artenschutzgutachten erarbeitet. Erst im Herbst sei mit dem Abschlussbericht zu rechnen. Den Hinweis auf die Mufflons wolle er auf jeden Fall mitnehmen.
Welche Vorteile ergeben sich für die Anwohner?
Aber der Solarpark bietet nach den Ausführungen der Investoren auch viele Vorteile. Bei seinen Solarprojekten schöpfe Statkraft grundsätzlich die Möglichkeiten aus, die sich aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ergeben und biete an, die Gemeinden mit je 0,2 Cent pro Kilowattstunde eingespeistem Strom an den Erträgen zu beteiligen, erklärte Claudius Piecyk, Projektmanager Wind & Solar von Statkraft.
Abhängig von der Größe der genehmigten Solaranlagen in Grünlichtenberg könnten sich die Einnahmen für die Gemeinde auf rund 100.000 Euro pro Jahr belaufen. „Für Bürgerinnen und Bürger ist geplant, dass sie den Solarpark mithilfe von Nachrangdarlehen mitfinanzieren können und von festen Zinserträgen profitieren“, so Piecyk.
Diese sollen auf jeden Fall deutlich über den marktüblichen Zinsen liegen. Auch soll es einen Bürgerstromtarif geben, nach den bisherigen Planungen allerdings nur für die Grünlichtenberger. Das bemängelte Bürgermeisterin Maria Euchler.
„Wir möchten den Bürgerstromtarif für alle Einwohner der Gemeinde“, sagte sie. Die Gewerbesteuern, etwa für die Papierfabrik in Kriebstein, würden ja auch allen Einwohnern zugutekommen. Welche Konditionen der Bürgerstromtarif haben wird, vermochten die Investoren noch nicht zu sagen. „Dazu ist es noch zu früh“, so Piecyk.
Wie profitieren die ortsansässigen Unternehmen?
Der in Kriebstein ansässige Hygienepapierhersteller Wepa möchte als Teil seiner Nachhaltigkeitsstrategie und zur Sicherung der wirtschaftlichen Produktion am Werksstandort langfristig Grünstrom aus dem Solarpark Grünlichtenberg beziehen.
„Wepa Group und Statkraft haben sich auf Eckpunkte einer Vereinbarung geeinigt. Beide Unternehmen unterzeichneten eine Absichtserklärung über die geplante Stromliefervereinbarung“, erklärte Roman Goodarzi.
Wepa-Werkleiter Maximilian Hauertmann ergänzte: „Um den Produktionsstandort in Kriebstein wirtschaftlich betreiben zu können, ist die langfristige Sicherung von Energie aus regionalen Quellen und zu ökonomisch verträglichen Preisen für uns ein wesentlicher Eckpfeiler.“ Die Papierfabrik sei ein sehr energieintensives Unternehmen.
Geplant sei es, bis 2040 klimaneutral zu arbeiten. Solarmodule auf den Dächern der Firma, wie von einer Anwohnerin vorgeschlagen, würden den hohen Energiebedarf bei weitem nicht decken. Ein Statiker prüfe aber gerade auch diese Option, die zusätzlich realisiert werden könnte.
Wie können sich die Einwohner direkt Einfluss nehmen?
Sowohl den Investoren als auch der Kommune und den Gemeinderäten ist an einer umfänglichen Bürgerbeteiligung gelegen. Das Unternehmen und die Bürgermeisterin warben deshalb mehrmals dafür, ihre Einwände und Bedenken im Rahmen der Bürgerbeteiligung vorzubringen.
„Uns ist es wichtig, Sie von Anfang an einzubeziehen“, so Maria Euchler. Seit dem 16. Mai liegt der Vorentwurf des Bebauungsplanes im Gemeindeamt Kriebstein noch bis Mitte Juni aus.
Hintergrund Solarpark
- Die Bauarbeiten sollen im Oktober 2025 beginnen. Mit der Fertigstellung ist Anfang bis Mitte 2026 zu rechnen.
- Der Solarpark Grünlichtenberg soll jährlich bis zu 51 Millionen Kilowattstunden Grünstrom erzeugen.
- Dies entspricht dem Strombedarf von rund 15.000 Haushalten.Rund 32.000 Tonnen CO2 pro Jahr können eingespart werden.
- Der Solarpark wird ohne staatliche Förderung errichtet.