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Banken in SOE sehen Bauprojekte sterben

Das liegt nicht nur an der jüngsten Zinsentscheidung der Zentralbank. Für die Sparer diese bislang auch kaum etwas gebracht.

Von Domokos Szabó
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Symbolfoto. © dpa

Ende Juli hat die Europäische Zentralbank die Zinswende eingeleitet - alle drei Leitzinsen kletterten um 0,5 Prozentpunkte nach oben und damit stärker als zunächst erwartet. Verbunden war damit das Ziel, die Inflation zu dämpfen und die Hoffnung bei den Anlegern, endlich wieder Zinsen auf das Gesparte zu bekommen. Der Vorstandschef der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Joachim Hoof, sprach von zwei bis drei Prozent Zinsen auf das Sparbuch - wenn auch eher mittelfristig.

Gibt es bereits Veränderungen am Markt? Die SZ sprach dazu mit Vertretern von Sparkasse, Volksbank und Commerzbank.

Gibt es mehr für die Sparer?

Kaum. Die Geldinstitute hatten schon vor der jüngsten Zinsentscheidung ihre große Not damit gehabt, die Kundeneinlagen als Darlehen auszureichen. Würden sie in dieser Situation die Sparzinsen erhöhen, würden noch mehr Kunden Geld anlegen, das die Banken im Moment nicht brauchen. So bestätigt etwa Hauke Haensel, Chef der Volksbank, Pirna: "Wir finanzieren die Kredite mit Kundeneinlagen, der Zins auf Sparguthaben beträgt Null Prozent." Lohnender dürfte es sein, Anteile der Volksbank zu kaufen. Darauf gab es in den vergangenen Jahren stets eine Dividende. Allerdings ist die Zahl der Anteile, die einer halten darf, streng limitiert.


Auch bei der Commerzbank stehen auf Gespartes exakt 0,00 Prozent im Preisaushang. Allenfalls jungen Anlegern im schulpflichtigen Alter werden 0,55 Prozent geboten. Bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden gab es für die Sparbücher schon vor Ende Juli einen Nanozins in Höhe von 0,001 Prozent - macht 1 Euro pro 100.000 Euro angelegtes Geld im Jahr. Immerhin bietet die Sparkasse inzwischen wieder ein klassisches Sparprodukt an - wer eine Einmalanlage von mindestens 2.500 Euro tätigt, bekommt bei einer Bindung für fünf oder sieben Jahre jährlich steigende Zinsen, im 7. Jahr 2,5 Prozent. Selbst das liegt aber weit, weit unter der gegenwärtigen Inflation. Sparkassen-Sprecher Andreas Rieger sagt: "Die Zinswende ist eher ein Weg, der in kleinen Schritten begangen wird."

Wird Haus bauen unbezahlbar?

Für viele rückt die eigene Immobilie in weitere Ferne. Das liegt aber nicht nur an einer teurer werdenden Baufinanzierung. Material ist knapp und kostet mehr und mehr. Es gibt Lieferengpässe und den Handwerkern fehlt teils Personal. Fakt sind aber auch die steigenden Zinsen für die Baufinanzierung. Andreas Rieger von der Sparkasse spricht von einem Niveau zwischen zwei und drei Prozent. "Bedenkt man aber, dass der Durchschnittszins für 15-jährige Darlehen 2008 bei rund 5,4 Prozent lag, ist das aktuell noch eine moderate Entwicklung."

Hauke Haensel von der Volksbank sieht die Bauzinsen aktuell bei drei Prozent plus - sie seien um mindestens zwei Prozentpunkte gestiegen. "Das macht den Haus- und Wohnungsbauern zu schaffen. Viele können es sich nicht mehr leisten", sagt er. Noch sei aber die Nachfrage stabil. Zudem mussten viele wegen der steigenden Baukosten nachfinanzieren. Hauke Haensel rechnet insbesondere damit, dass größere Projekte wegfallen. "Alle haben auf standby geschaltet."

Stefan Luhn, Marktbereichsleiter der Commerzbank Pirna, sagt: "Was wir derzeit sehen, ist eine verlangsamte Nachfrage. Neben höheren Kreditzinsen spielt eine Rolle, dass inflationsbedingt die Haushaltskosten potenzieller Immobilienkäufer gestiegen sind. Gleichzeitig sind die Preise aktuell immer noch sehr hoch. Und es gibt weniger Angebot." Sein Haus rechne daher in diesem Jahr mit weniger Neugeschäft bei den Baufinanzierungen.

Ist das Verwahrentgelt jetzt Geschichte?

Weil sie selbst bei der Zentralbank für geparktes Geld Zinsen zahlen mussten, fühlten sich in der Vergangenheit nach und nach immer mehr Banken gezwungen, diese Strafzinsen in Form von Verwahrentgelt an die Kunden weiterzugeben. Der Sparkasse gelang es, zumindest langjährige Privatkunden davor zu bewahren und auch für die Neuen gab es Freibeträge; die Volksbank schritt nur bei Firmenkunden mit einem freien Vermögen von 350.000 Euro aufwärts ein. Wie die Modelle auch immer aussahen - alle drei Geldinstitute bestätigen unisono: Die Verwahrentgelte sind Geschichte.