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Von wegen Inflation: Die Teuerung trifft nicht alles, was man kaufen kann

Ein Langzeitvergleich zeigt: Seit 2015 ist der typische Warenkorb der Sachsen zwar 21 Prozent teurer geworden. Doch manches wurde sogar billiger. Die große Übersicht.

Von Georg Moeritz
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Trotz allgemeiner Inflation: Waschmaschinen gehören zu den Produkten, die in den vergangenen Jahren kaum teurer geworden sind.
Trotz allgemeiner Inflation: Waschmaschinen gehören zu den Produkten, die in den vergangenen Jahren kaum teurer geworden sind. © Archivfoto: SZ/Jürgen Lösel

Dresden. Schuhe einkellern lohnt sich nicht: Ein durchschnittliches Paar Damenschuhe kostet jetzt gut acht Prozent mehr als vor sieben Jahren. Das ist eine vergleichsweise geringe Teuerung. Die Inflation ist an Schuhen fast vorbeigegangen – und an manchen anderen Waren auch. Das zeigt ein Langzeitvergleich von Inflationsraten aus Sachsen anhand von Tabellen des Statistischen Landesamts.

Der typische Warenkorb für Menschen in Sachsen ist seit dem Jahr 2015 gut 21 Prozent teurer geworden. Allein innerhalb der vergangenen zwölf Monate stiegen die Verbraucherpreise um 8,7 Prozent. Vor allem Energie und Lebensmittel wurden drastisch teurer.

Der Preis für Zucker hat sich in den sieben Jahren verdoppelt. Ein halbes Pfund Markenbutter war Mitte 2015 zeitweise für 89 Cent zu haben, sieben Jahre später mussten mindestens 2,29 Euro bezahlt werden. Zuletzt ist der Butterpreis wieder etwas gesunken, Milch blieb dagegen auf einem Rekordpreis.

Waren aus Asien vergleichsweise preisstabil

Doch ganze Warengruppen sind bisher von der großen Teuerung verschont geblieben: Dazu gehören außer Schuhen auch Kleidung und Teppiche. Junge Eltern dürften gemerkt haben, dass Spielzeug und Baby-Ausstattung nicht drastisch teurer geworden sind.

Die Kamenzer Statistik zeigt außerdem, dass viele Elektrogeräte in den vergangenen Jahren stabile Preise zeigten. Wasch- und Spülmaschinen kosten gut drei Prozent mehr als vor sieben Jahren. Handys ohne Vertrag sowie Radios sind sogar billiger, ebenso wie Telekommunikation insgesamt. Dort funktioniert der Wettbewerb.

Vor allem Waren, die vorwiegend aus Asien importiert werden, liefern sich auf dem deutschen Markt Konkurrenz – dazu gehören Elektrogeräte und Textilien. Dagegen haben hiesige Hersteller und Dienstleister in den vergangenen Jahren die Chance genutzt, mehr als die gestiegenen Kosten auf ihre Verkaufspreise aufzuschlagen. Der Dresdner Wirtschaftsprofessor Joachim Ragnitz spricht daher von einer „Gewinn-Inflation“, wenn er hohe Bau- und Einzelhandelspreise sieht.

Billiger: Zugfahren und Zahnarzt

Gebrauchtwagen sind gut 40 Prozent teurer als vor sieben Jahren, die Neuwagen-Preise stiegen im gleichen Zeitraum um 24 Prozent – plus Wartezeit. Die Kaltmieten insgesamt sind nach den Zahlen der Kamenzer Statistiker kaum gestiegen: um 6,6 Prozent seit 2015. Dabei sind laufende Mietverträge ebenso berücksichtigt wie neue Verträge zu höheren Preisen, außerdem ist der Stadt-Land-Unterschied groß. Die Preise für Instandhaltung und Reparaturen stiegen in sieben Jahren um etwa 45 Prozent.

Handwerker haben ihre Stundensätze hochgesetzt: Elektriker und Klempner verlangen für ihre Dienstleistungen fast 60 Prozent mehr als vor sieben Jahren. In Branchen mit niedrigen Löhnen haben sich die Erhöhungen des Mindestlohns von 8,50 auf 12 Euro ausgewirkt.

Bier und Spirituosen sind kaum teurer geworden. Auch vorige Woche gab es wieder Werbung mit einem Kasten Radeberger für rund zehn Euro. Obergäriges Bier - dazu gehört Weizenbier - ist laut Statistik sogar im Schnitt jetzt billiger als vor sieben Jahren. Außerdem billiger geworden sind laut Statistik Zugfahrten und Zahnarztleistungen, Versicherungen für die Wohnung, Radios und Fernsehgeräte. Dabei kommt es allerdings darauf an, ob sie auf dem technischen Stand von vor sieben Jahren sind oder auf dem allerneuesten. Für frische technische Details werden in der Regel Preisaufschläge verlangt.

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