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Entwarnung für Deutschland: ISS-Trümmer ins Meer gestürzt

Das ausrangierte Batteriepaket der Raumstation ISS ist weitgehend in der Erdatmosphäre verglüht, ein Rest stürzte ins Meer. Sachsen überflog es am Freitagabend.

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Auf großen Bildschirmen werden im Weltraumlagezentrum der Bundeswehr in Uedem Daten zum Wiedereintritt des ausrangierten Batteriepakets der ISS in die Erdatmospäre angezeigt,
Auf großen Bildschirmen werden im Weltraumlagezentrum der Bundeswehr in Uedem Daten zum Wiedereintritt des ausrangierten Batteriepakets der ISS in die Erdatmospäre angezeigt, © dpa/Christoph Reichwein

Berlin/Washington. Reste des ausrangierten Batteriepakets der Raumstation ISS sind am Freitagabend ins Meer abgestürzt. Um 20.29 Uhr am Freitagabend sei das Paket wieder in die Erdatmosphäre eingetreten, teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Simone Meyer, mit. Das Batteriepaket sei "wahrscheinlich zu großen Teilen verglüht".

Reste seien nach grober Einschätzung in einem Korridor zwischen Guatemala und dem US-Bundesstaat Florida ins sogenannte Amerikanische Mittelmeer gefallen. Dabei handelt es sich um ein Nebenmeer des Atlantischen Ozeans, das aus dem Karibischen Meer und dem Golf von Mexiko besteht.

Zuvor hatten die Trümmer es auch Deutschland überflogen. Um 19.21 Uhr sei das Paket von Westen kommend in 139 Kilometer Höhe über die Mitte Deutschlands geflogen, hieß es vom Weltraumlagezentrum, das anschließend Entwarnung gab. Auch in Sachsen waren die Trümmer am Himmel mancherorts zu sehen.

Bei dem Objekt handelte es sich um eine Palette mit neun ausgedienten Batterien der Internationalen Raumstation (ISS). Die Plattform mit Batteriepaketen war in etwa so groß wie ein Auto und wiegt rund 2,6 Tonnen.

Vorab hatte es auch in Sachsen Sorge gegeben, dass Trümmerteile auf die Bundesrepublik stürzen könnten, obwohl das von Anfang an als sehr unwahrscheinlich galt.

Bereits am Donnerstag hatten mehrere Organisationen, darunter das für Raumfahrt zuständige Bundeswirtschaftsministerium und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), über das Batteriepaket informiert.

Plattform schon 2021 bewusst abgetrennt

Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten. Dort soll sie weitgehend verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher.

Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS könnten am Freitag auf die Erde niedergehen - Deutschland treffen sie aller Voraussicht nach aber nicht.
Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS könnten am Freitag auf die Erde niedergehen - Deutschland treffen sie aller Voraussicht nach aber nicht. © Nasa/dpa

Ähnlich schätzte auch Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner die Lage ein. Er hielt im Vorfeld des Ereignisses die Gefahr durch Trümmerteile für gering. "Batterien brennen sehr gerne. Ich gehe davon aus, dass das Paket nahezu komplett in der Atmosphäre verglüht", sagte Wörner. "Vielleicht sieht man das Zerlegen ja als schöne Sternschnuppe." Selbst, wenn Teilchen durchkämen, sei ein Treffer auf bewohntem Gebiet unwahrscheinlich. "Unter der großen Fläche, die das Paket überfliegt, ist sehr viel Wasser."

Der Fall liege anders als etwa der Absturz des deutschen Röntgensatelliten Rosat 2011, sagte Wörner. "Rosat bestand im Unterschied zu den Batterien auch aus Glas und Keramik, das beides nicht völlig verglüht." Als damaliger Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) habe er "wirklich geschwitzt", sagte der 69-Jährige. "Zum Glück fielen die Trümmer in den Golf von Bengalen."

Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit "ERS-2" ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor. (SZ/mja, ehl, dpa)