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Mittelsachsen: Mit dem Rufbus zum Einkaufen

Ohne Auto, aber trotzdem flexibel unterwegs sein, das soll auch bald in Mittelsachsen möglich sein. Noch hat das Vorhaben einen kleinen Haken.

Von Cathrin Reichelt
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Seit knapp einem Jahr gibt es in Zwönitz das Erzmobil. Mit dem Rufbus können die Bürger flexibel Wege erledigen und sind nicht an einen Busfahrplan gebunden. Ein ähnliches Projekt ist in Mittelsachsen geplant.
Seit knapp einem Jahr gibt es in Zwönitz das Erzmobil. Mit dem Rufbus können die Bürger flexibel Wege erledigen und sind nicht an einen Busfahrplan gebunden. Ein ähnliches Projekt ist in Mittelsachsen geplant. © ERZ-Foto/Georg Ulrich Dostmann

Mittelsachsen. Wer auf dem Dorf wohnt, kein Auto besitzt, aber einkaufen, zum Arzt oder auch ins Theater will, hat es oft nicht leicht. Der Bus fährt meist nur in großen Abständen. Sogar in Städten – wie in Döbeln – gibt es derzeit zusätzliche Einschränkungen, weil bei Regiobus und dessen Vertragsunternehmen Personal fehlt.

Aber es gibt eine Idee, wie die Mobilität in der Region verbessert werden könnte: mit dem Rufbus. „Für einen Test haben wir eine konkrete Region im Blick, die exemplarisch für den Landkreis wäre“, sagt Landrat Dirk Neubauer (parteilos) beim Jahrespressegespräch.

Konkreter wird er noch nicht. Zuerst müsse mit den Bürgermeistern gesprochen werden, deren Orte in das Projekt einbezogen werden sollen. Das sei für Januar geplant.

Außerdem sei das Vorhaben nur in Partnerschaft mit dem Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) und Regiobus umsetzbar. Diese hätten bereits eine ernst zu nehmende Bereitschaft signalisiert, sich an dem Projekt zu beteiligen. Bis das startet, werde es nicht mehr lange dauern, ist der Landrat überzeugt.

Bereits im Januar wurde in Zwönitz mit dem Erzmobil der bundesweit erste Linienbedarfsverkehr gestartet. Ob und wie das funktioniert, hat Dirk Neubauer ausprobiert. „Ich bin mit dem Zug nach Zwönitz gefahren und habe unterwegs über eine entsprechende App den Bus bestellt. Als ich aus dem Zug gestiegen bin, kam der Bus gerade an der Haltestelle an“, erzählt er.

Ungewöhnliche Haltestellen

Der Rufbus ist ein kleiner Bus. In Zwönitz fährt er elektrisch. Über die App werden die gewünschte Uhrzeit sowie die Start- und Zielhaltestelle ausgewählt. Anschließend kommt der Kleinbus zu einer der 28 Haltestellen gefahren, die in den Ortsteilen der Stadt verteilt sind. Haltepunkte sind aber nicht immer identisch mit den normalen Bus-Haltestellen. Auf der Liste stehen Arztpraxen, die Sparkasse oder Supermärkte.

„Der Preis richtet sich nach dem normalen VMS-Tarif, zuzüglich eines Komfortzuschlages von 50 Cent je Person und Fahrt“, erklärt Martin Benedict von der Stadtverwaltung Zwönitz. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er die Idee des Erzmobils entwickelt. Das verkehrt montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 16 Uhr.

Mittelsachsens Landrat glaubt, dass die Bürger mit dem Rufbus flexibler agieren könnten, sich dadurch der öffentliche Nahverkehr verbessert und der Kleinbus eine Alternative zum eigenen Auto werden kann. Das Fahrzeug sei so ausgerüstet, dass es auch Rollstuhlfahrer nutzen können.

Natürlich müsse erst einmal getestet werden, wie der Rufbus im Landkreis funktioniert, wie er von den Bürgern angenommen wird und ob der freigestellte Schülerverkehr in das Projekt mit eingebunden werden könnte.

Dirk Neubauer hält das System für brillant, auch wenn es noch ein kleines Manko hat. „Nicht jeder besitzt ein Smartphone, auf das er sich die App herunterladen kann. Deshalb soll das Projekt noch weiterentwickelt werden“, erklärt er. Ein ähnliches Rufbus-Modell wie in Zwönitz gibt es in Nordsachsen. Auch das wolle sich der Landrat vor dem Start in Mittelsachsen noch anschauen.