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Orsay schließt alle Filialen in Deutschland

Die Modekette Orsay schließt ihre 130 Filialen und kündigt allen Mitarbeitern. Gründe seien die Corona-Pandemie und weniger Konsumlust.

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Wir schließen steht auf den Schaufensterscheiben der Filiale von Orsay im Kornmarktcenter in Bautzen. Das Unternehmen hatte bereits Ende März die Stilllegung des Geschäftsbetriebs beschlossen.
Wir schließen steht auf den Schaufensterscheiben der Filiale von Orsay im Kornmarktcenter in Bautzen. Das Unternehmen hatte bereits Ende März die Stilllegung des Geschäftsbetriebs beschlossen. © SZ/Uwe Soeder

Willstätt. Die Modekette Orsay schließt nach Angaben eines Firmensprechers alle Filialen in Deutschland und hat den rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekündigt. Wie der Sprecher am Dienstag auf Anfrage mitteilte, hat das Unternehmen mit Sitz in Willstätt (Ortenaukreis) bereits Ende März die Stilllegung des Geschäftsbetriebs beschlossen, die nun Ende Juni vollzogen werde. Anfang des Jahres habe Orsay in Deutschland noch rund 1 200 Mitarbeiter beschäftigt. Die rund 130 Filialen werden nach Angaben des Sprechers geschlossen. Zuvor hatte die "Textilwirtschaft" darüber berichtet.

Der "Rheinischen Post" (Dienstag) sagte der Orsay-Sprecher, der Krieg gegen die Ukraine habe die Konsumneigung der deutschen Verbraucher noch weiter gedrückt, schon die Pandemie habe das Geschäft stark belastet. "Daher kann das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, auf das wir große Hoffnungen gesetzt hatten, nicht fortgeführt werden." Auch in anderen Ländern würden die Läden stillgelegt.

Handelsexperte Gerrit Heinemann geht davon aus, dass die Verkaufsmitarbeiter im Bekleidungshandel nicht mehr gebraucht werden. Wenn sie flexibel seien und etwa Lebensmittel verkaufen wollten, sei ihre Perspektive jedoch gut, sagte der Professor von der Hochschule Niederrhein. Im Handel würden immer Mitarbeiter benötigt.

Experte: Erholung des Textilgeschäfts quasi unmöglich

"Angeschlagene Unternehmen wie Orsay trifft es als erstes, wenn es rau wird. Aber Orsay wird nicht der letzte textile Einzelhändler sein, den es dieses Jahr umhaut", sagte Heinemann. Der stationäre Textilhandel habe in der Pandemie viel Umsatz eingebüßt, und die Innenstädte hätten noch nicht das Besucherniveau vor der Corona-Krise erreicht.

"Hinzu kommen zwei Erschwernisse, die eine Erholung des Textilgeschäfts quasi unmöglich machen", sagte Heinemann. Zum einen ein Nachfrageschock durch den Ukraine-Krieg und zum anderen die Lieferkettenprobleme durch die Corona-Politik in China. So könne man nicht planen. Heute wüssten Händler für die bevorstehende Wintersaison nicht, ob ihre Ware wirklich komme.

Durch die Ereignisse gebe es in der deutschen Textilbranche einen Sanierungsbedarf. Die Branche müsse sich neu aufstellen und sich aus der "Abhängigkeitsfalle von China" befreien, sagte Heinemann. Sie müsse wieder näher an der Heimat produzieren, etwa in Nordafrika oder Portugal. (dpa)