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Zehntausend neue Chefs in Sachsen gesucht

Jeder fünfte Selbstständige in Sachsen ist über 60 Jahre alt. Mehr als zehntausende Chefpositionen werden deshalb bis 2030 frei. Doch es fehlt an Nachfolgern und Nachfolgerinnen.

Von Luisa Zenker
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Jeder vierte Familienbetrieb in Sachsen braucht bis 2030 einen neuen Geschäftsführer, im Handwerk ist es sogar jedes dritte Unternehmen.
Jeder vierte Familienbetrieb in Sachsen braucht bis 2030 einen neuen Geschäftsführer, im Handwerk ist es sogar jedes dritte Unternehmen. ©  pixabay.com (Symbolfoto)

Der Fachkräftemangel und die deutsche Überalterung wird in Sachsens Chefetage spürbar: Jeder vierte Familienbetrieb in Sachsen braucht bis 2030 einen neuen Geschäftsführer, im Handwerk ist es sogar jedes dritte Unternehmen. Einem Gutachten des Sächsischen Wirtschaftsministerium zufolge suchen bis 2030 rund 33.110 sächsische Unternehmen neues Führungspersonal, weil die Chefs und Chefinnen in Rente gehen.

Doch nicht jedes Unternehmen ist für den Nachwuchs attraktiv. Das Gutachten rechnet damit, dass ein Großteil, also etwa 20.000 Unternehmen, mit dem Ruhestand der Inhaber schließen werden. Es handelt sich bei den betroffenen Unternehmen größtenteils um Kleinstunternehmen und Soloselbstständige, die dem Gutachten nach nicht attraktiv für den Nachwuchs seien.

Wenige Personen im gründungsstarken Alter

Die restlichen 10.000 Betriebe benötigen jedoch dringend einen neuen Chef oder eine neue Chefin innerhalb der nächsten sieben Jahre. Sie alle erwirtschaften jeweils einen Mindestgewinn von mehr als 30.000 Euro und sorgen für insgesamt 131.800 Arbeitsplätze in Sachsen.

Schaut man aber auf die deutsche Alterspyramide, gibt es immer weniger Personen im gründungsstarken Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Hinzukommt, dass die meisten Chefs und Chefinnen ihren Übergabewunsch sehr spät äußern. Zudem kommt eine Unternehmensnachfolge als Karriereoption für immer weniger junge Menschen infrage, so das Gutachten.

"Die Work-Life-Balance steht zu sehr im Vordergrund"

Thomas Kralinski, Staatssekretär im Sächsischen Wirtschaftsministerium fordert deshalb, dass Selbstständigkeit schon frühzeitig in der Schule und Ausbildung vermittelt werden soll. "Nachfolge - das ist einfacher als ein neues Unternehmen zu gründen."

Uwe Wagner kann dem nur bedingt zustimmen. Der Geschäftsführer hat selbst das Dresdner Unternehmen DELTEC electronics GmbH übernommen, er sagt: "Ich kann mich frei entfalten und gestalten. Das macht Spaß." Aber er sei auch auf viele Hürden gestoßen: "Es ist nicht immer einfach, ein bestehendes Geschäftskonzept zu übernehmen." Zudem seien finanzielle und steuerliche Erleichterungen wichtig, denn nach Aussagen der Bürgschaftsbank müssen die Nachfolger mindestens zehn Prozent des Betriebswertes beisteuern.

"Die Work-Life-Balance steht zu sehr im Vordergrund", erklärt Wagner einen weiteren Grund, warum Unternehmensnachfolger seltener werden. Vertreter aus dem Wirtschaftsministerium sehen hier das Potenzial, den Chefsessel als Duo oder Trio zu teilen, um auch für die jüngere Generation attraktiv zu bleiben und Einzelne zu entlasten. "Die Gesellschaft entwickelt sich weiter, es ist nichts Schlechtes Leben und Familie und Arbeit zu verbinden", nimmt Staatssekretär Kralinski den Trend der Jüngeren in Schutz.