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Bannewitz pocht auf Tempolimit für die A17

Die Gemeinde hat an ihrem Lärmaktionsplan gefeilt. Das Papier sieht mehrere Maßnahmen im Kampf gegen krank machenden Verkehrskrach vor.

Von Roland Kaiser
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Der kühnste Traum eines lärmgeplagten Autobahnanrainers: eine Schnellstraße als verkehrsfreie Zone. So weit wird es im Einzugsgebiet der Gemeinde Bannewitz nicht kommen.
Der kühnste Traum eines lärmgeplagten Autobahnanrainers: eine Schnellstraße als verkehrsfreie Zone. So weit wird es im Einzugsgebiet der Gemeinde Bannewitz nicht kommen. © Norbert Millauer

Wer wissen möchte, wie laut es in der Gemeinde Bannewitz zugeht und was dagegen unternommen werden soll, verschafft sich am besten einen Einblick in ein ganz spezielles Dokument. Im Rathaus in Possendorf liegt derzeit der Lärmaktionsplan der Kommune aus. Stellungnahmen dürfen abgegeben werden, bevor sich im Anschluss ein Ingenieurbüro darum kümmert, diese gegeneinander abzuwägen. Das Ergebnis ist die Grundlage für eine Beschlussvorlage, über die noch der alte Gemeinderat abstimmen soll, obwohl dann bereits die Kommunalwahl Geschichte ist.

"Wir möchten aus dem Papier konkrete Lärmschutzmaßnahmen ableiten", erklärt Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) im Gespräch mit der SZ. Wann deren Umsetzung erfolgt, ließ er offen. Die Rede ist von mittel- und langfristigen Handlungsstrategien.

Bei einem Projekt jedoch will die Gemeinde nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen. Deren besonderer Fokus liegt dabei auf einem etwa drei Kilometer langen Abschnitt der A17. Geht es nach dem Willen der Bannewitzer Rathausspitze, sollen die Anwohner in den Ortsteilen Nöthnitz, Goppeln und Rosentitz künftig nicht länger dem Krach vorbeirasender Autos ausgesetzt sein.

Gespräche mit Autobahngesellschaft geplant

"Aktuell existiert östlich der Autobahnanschlussstelle Dresden Südvorstadt keine Geschwindigkeitsbegrenzung", weiß Heiko Wersig zum Hintergrund der angedachten Maßnahme zu berichten. "Die Lärmberechnungen erfolgen jedoch auf Grundlage der in Deutschland gültigen Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Das tatsächliche Geschwindigkeitsniveau ist deutlich höher, wodurch sich auch größere Belastungen ergeben." Der Bürgermeister plädiert daher für ein Tempolimit.

Wie schnell Autofahrer dann nur noch unterwegs sein sollen, weiß er auch schon: 130 km/h. Laut einer internationalen Studie, die vor genau einem Jahr für Aufmerksamkeit sorgte, würde die Geschwindigkeitsbeschränkung nicht nur die Geräuschkulisse minimieren helfen.

Laut damaligen Medienberichten ergab eine aufgestellte Kosten-Nutzen-Analyse Wohlfahrtsgewinne von knapp einer Milliarde Euro pro Jahr, wenn sich Deutschland auf seinen Autobahnen auf ein solches Tempolimit beschränken würde. Besonders der eingesparte Treibstoff, weniger Unfälle, geringere Lieferkettenkosten und Einsparungen bei der Infrastruktur seien dafür neben dem Klimaschutzeffekt relevant.

Forscher hatten sich mit dem Zahlenmaterial befasst und diesem Plausibilität bescheinigt. Jedoch sei für sie der Rechenweg nicht an jeder Stelle nachvollziehbar gewesen, wie es weiter hieß. Die Bannewitzer Gemeindeverwaltung vertraut darauf, dass die Resultate der Untersuchung Hand und Fuß haben.

Deshalb vereinbarte der Rathauschef eiligst einen Gesprächstermin mit dem zuständigen Landesamt und der Autobahngesellschaft. "Wir können mit unserem Lärmaktionsplan ausreichend fachliche Argumente vorlegen und hoffen, damit die Entscheider von der Notwendigkeit zu überzeugen", betont Heiko Wersig.

Das Papier betrachtet seinen Angaben zufolge die Lärmsituation an Hauptstraßen mit einer Verkehrsbelastung von mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Die Autobahn, die zugleich die Grenze zwischen der Landeshauptstadt Dresden und der Gemeinde Bannewitz bildet, bietet eine solche Voraussetzung.

"Aufgrund der hohen Verkehrsbelegungen sowie des hohen Geschwindigkeitsniveaus ist ein hoher Grundlärmpegel mit einer weitreichenden Flächenwirkung festzustellen", führt der Bürgermeister in dem Zusammenhang aus. "Selbst in vergleichsweise großer Entfernung ist die Autobahn als Hintergrundgeräusch wahrnehmbar. Aus der Dauerhaftigkeit des Geräusches ergibt sich eine besondere Lästigkeit."

Sein Fazit lautet: "Ich sehe die absolute Notwendigkeit darin, zumindest zum Schutz der Nachtruhe die Geschwindigkeitsbegrenzung auf diese Zeiten auszurichten."