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Wegen Westernrestaurant: Zauneidechsen haben neues Zuhause gefunden

In Bannewitz wird schon am "Timberjacks" gebaut. Zuvor mussten mehrere Reptilien einen Umzug antreten - aus gutem Grund.

Von Roland Kaiser
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Zauneidechsen sind streng geschützte Reptilien. Wie im Fall von Bannewitz können die Tiere so manch Bauvorhaben verzögern und Mehrkosten verursachen.
Zauneidechsen sind streng geschützte Reptilien. Wie im Fall von Bannewitz können die Tiere so manch Bauvorhaben verzögern und Mehrkosten verursachen. © privat

Friedlich plätschert der Possendorfer Bach dahin. In Ufernähe schlängelt sich ein schmaler Trampelpfad durch ein Waldstück. An diesem Tag ist es ruhig, keine Menschenseele weit und breit. Dafür intakte Flora und Fauna, wohin das Auge blickt. Ein Zufluchtsort für Naturfreunde.

Doch nicht nur für sie. Wer dem Weg weiter folgt, trifft unweigerlich auf eine Wiese und mit ihr auf mehrere auffällige Gesteinshügel, die von einem zentimeterhohen grünen Band umgeben sind. Dieses erinnert sofort an Schutzzäune entlang von Straßenrändern, mit denen Frösche davon abgehalten werden sollen, auf die Fahrbahn zu springen.

Am Possendorfer Ortsrand dient die Vorkehrung allerdings nicht Amphibien, sondern Zauneidechsen. Gleich mehrere Reptilien haben vor Ort ein abgeschirmtes Zuhause gefunden. Ursprünglich waren sie im rund sieben Kilometer entfernten Bannewitz beheimatet, genauer gesagt dort, wo demnächst das Westernrestaurant "Timberjacks" aus dem Boden wachsen soll.

Umzug geglückt: In diesem auf einer Wiese künstlich angelegten Habitat bei Possendorf fanden mehrere Zauneidechsen aus Bannewitz eine neue Heimat.
Umzug geglückt: In diesem auf einer Wiese künstlich angelegten Habitat bei Possendorf fanden mehrere Zauneidechsen aus Bannewitz eine neue Heimat. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Verantwortlichen im Umweltamt können sich noch genau daran erinnern, wie es zum Umzug der Tiere kam. "Im Vorfeld des Bebauungsplanes wurde ein Artenschutzbericht erstellt. Im Zuge dieser Untersuchungen wurden keine Zauneidechsen festgestellt. Die Behörde erhielt nach dem Beschluss des B-Planes eine Anzeige mit Beobachtungsdaten, aus der hervorging, dass die Baufläche Bestandteil eines größeren Vorkommens ist. Daraufhin wurde die Umsiedlung der Eidechsen beauftragt, da es sich um naturschutzrechtlich streng geschützte Tiere handelt."

Die Information zu dem Vorkommen sei glaubwürdig gewesen, das Zeitfenster für diese Maßnahme allerdings knapp bemessen. Denn noch im Oktober 2021 war einem früheren Medienbericht zufolge Projektplaner Falk Nitzschner optimistisch von einem möglichen Baubeginn im darauffolgenden Frühjahr ausgegangen. Die neue Sachlage durchkreuzte jedoch die Pläne. Erst seit wenigen Wochen tut sich etwas auf der Baustelle am Gewerbegebiet "An der Zschauke".

Wenige Tage vorm Frühlingsbeginn haben sich in der Nachbarschaft vom Eidechsenhabitat unzählige Bienen und ein Schmetterling an einem Weidenkätzchen mit Pollen und Nektar eingedeckt.
Wenige Tage vorm Frühlingsbeginn haben sich in der Nachbarschaft vom Eidechsenhabitat unzählige Bienen und ein Schmetterling an einem Weidenkätzchen mit Pollen und Nektar eingedeckt. © Karl-Ludwig Oberthür

In der Zwischenzeit hatte ein biologisches Fachbüro eine Fangaktion durchgeführt. Insgesamt 43 Mal wurden nach Auskunft des Pirnaer Landratsamtes die aufgestellten Eimerfallen von den Experten inspiziert. In diese waren 13 Zauneidechsen getappt, die daraufhin den Umzug zum Spitzberg bei Possendorf antraten.

"Die Kosten für die Umsiedlung trägt der Investor des Restaurants in vollem Umfang", erklärte in dem Zusammenhang der Bannewitzer Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos). Das Ersatzhabitat an einem südexponierten Hang verfügt über Sonn- und Eiablageplätze sowie Strauchpflanzungen. Es wurden Steinriegel aus Grobsteinen und Totholz errichtet. "Dazu mussten Erdarbeiten und Materialtransporte durchgeführt werden", erklärte eine Sprecherin der Kreisverwaltung. Alles sei mit dem Eigentümer vertraglich vereinbart worden.

Die Umsiedlungsfläche ist den weiteren Angaben zufolge vorrangig für Zauneidechsen vorgesehen. Theoretisch könnten vor Ort aber auch Blindschleichen oder andere Reptilienarten unterkommen. "Die Habitatstrukturen sind zudem für wärmeliebende Insektenarten wie Wildbienen, diverse Käferarten oder Heuschrecken geeignet."