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Wer braucht heute eigentlich noch Feuerlöschteiche?

Sie gelten in der Pflege als kostenintensiv. In vielen SOE-Kommunen spielen Löschteiche dennoch eine Rolle. Dabei ist längst eine Alternative auf dem Vormarsch.

Von Roland Kaiser
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Bei einem Großbrand in Beerwalde erwies sich ein nahegelegener Feuerlöschteich als Segen für die Einsatzkräfte.
Bei einem Großbrand in Beerwalde erwies sich ein nahegelegener Feuerlöschteich als Segen für die Einsatzkräfte. © Roland Halkasch

Dichter, beißender Qualm steigt zum Himmel auf, kriecht in jede Ritze eines Wohnhauses. Durch den Dachstuhl und das übrige Gemäuer der benachbarten Scheune, in dem mehrere Oldtimerfahrzeuge untergestellt sind, fressen sich Flammen.

Hoffentlich befinden sich keine Personen mehr in dem Gebäude. Dieser Gedanke schießt Tim Lippmann am letzten Februarsonntag als Erstes durch den Kopf, als er mit mehr als 80 anderen Kameraden zur Mühlenstraße in Beerwalde, einem Ortsteil der Gemeinde Klingenberg, gerufen wird. Die Bewohner hatten sich zu dem Zeitpunkt aber schon in Sicherheit gebracht.

"Es war uns relativ schnell klar, dass die Hauptaufgabe darin besteht, den nahegelegenen Teich für die Löscharbeiten heranzuziehen", erklärt der 36-Jährige Tage später bei einer Visite am Ort des Geschehens. Dort hatte der sich Beerwalder Ortswehrleiter gemeinsam mit Nachbarn eingefunden, deren Wohnhaus die Feuerwehrleute zwar vor einem Übergreifen des Flammenmeers bewahren konnten. Im Fall einer weiteren, mit Stroh und Heu befüllten Scheune auf deren Grundstück glückte das nicht.

Dennoch habe sich der Weiher vor dem Dreiseithof, den sich zwei Besitzer teilen, quasi als Retter in der Not erwiesen. "Die Feuerwehrleute konnten hier Wasser spritzen ohne Ende", erinnert sich einer von ihnen.

Ein anderer Mann vertritt die Auffassung, dass es eine Aufgabe für die Zukunft sei, Gewässer, die wie im Fall von Beerwalde über einen Bachzulauf verfügen, zu unterhalten. Darüber hinaus bestehe ein Bedarf für den Bau neuer Löschteiche. Beim Anblick der Zerstörung schießt ihm eine Träne ins Auge.

Kostenfrage: Löschteich oder Zisterne?

Doch wie gehen Kommunen mit der Thematik um? Insgesamt stehen in der Gemeinde Klingenberg für eine Löschwasserentnahme schon jetzt 25 Teiche und mehrere Hydranten zur Verfügung. Hinzukommen 20 Zisternen, also unter- oder oberirdische Sammelbehälter, die nach ihrem Befüllen Löschwasser dauerhaft vorhalten.

Erst kürzlich sei der Bau einer solchen Konstruktion im Ortsteil Borlas beauftragt worden, wie Bürgermeister Torsten Schreckenbach (Bürger für Klingenberg) auf SZ-Anfrage mitteilte. Diese habe ein Fassungsvermögen von 50 Kubikmeter, also 50.000 Liter. Die Investition belaufe sich auf etwa 130.000 Euro. 40.000 Euro davon schultere der Freistaat.

Löschteiche hingegen stammen nach seinen Ausführungen oft aus der Zeit vorangegangener Generationen. In ihrem Fall bestehe zum Teil erheblicher Sanierungsbedarf. "Mitunter sind es auch private Gewässer, die wir nur begrenzt nutzen können. In den kommenden Jahren müssen wir schauen, wie sich diese ertüchtigen lassen." Beispielhaft führt das Gemeindeoberhaupt den Bau einer Saugeinrichtung an einem Teich im Ortsteil Klingenberg an. Der habe ungefähr 20.000 Euro gekostet.

"Wenn weiterer Sanierungsaufwand hinzukommt, braucht es eine Vergleichsbewertung", betont Torsten Schreckenbach. Abzuwägen wäre zwischen dem Bau einer Zisterne und der Verjüngungskur von Löschteichen. Das Ausbaggern von Sedimentablagerungen ist jedoch erfahrungsgemäß mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden.

Daher gelten Zisternen als in sich geschlossenes System in der Unterhaltung als wesentlich günstiger. Der Landkreis SOE förderte allein im vergangenen Jahr den Bau von 25 solchen Löschwasserreservoirs in Höhe von gut 1,1 Millionen Euro.

Kommunen verpassen sich Löschwasserkonzepte

Auch aufgrund der Finanzspritze, die es für Feuerlöschteiche so nicht gibt, setzen Kommunen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mittlerweile verstärkt auf Zisternen. Freital beispielsweise. Stadtsprecher Matthias Weigel führt in dem Zusammenhang ein wichtiges Argument ins Feld: "Das Hydrantennetz wird immer mehr zurückgebaut. Eine in jedem Fall ausreichende Löschwassermenge kann aufgrund der Erhaltung der Trinkwasserqualität und -versorgung nicht gewährleistet werden." Der Grund: Die Mengenabgabe über Versorger sei begrenzt.

Um aber auch in Zukunft eine zuverlässige Löschwasserversorgung zu gewährleisten, habe die Stadt ein Löschwasserkonzept erarbeitet. "Hieraus ergeben sich verschiedene Maßnahmen, die kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden." So falle zum Monatsende der Startschuss für den Bau einer Löschwasserzisterne an der Höckendorfer Straße in Somsdorf.

Genormte Feuerlöschteiche, die sich durch ein Fassungsvermögen von mindestens 1.000 Kubikmetern Löschwasser und eine Mindesttiefe von zwei Metern auszeichnen, spielen Weigel zufolge keine Rolle. Ein DIN-gerechter Umbau samt Saugschacht, Einzäunung und Feuerwehrzufahrt ziehe zu hohe Aufwendungen nach sich. Stattdessen würden sich in verschiedenen Ortsteilen natürliche Gewässer als Entnahmestellen nutzen lassen.

Klimawandel macht Teichen zu schaffen

Solchen misst der Bannewitzer Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) nach wie vor eine gewisse Bedeutung zu. Allerdings gehe aufgrund der Klimasituation auch für ihn der Trend eindeutig zur Zisterne, die im Sommer wie im Winter den gleichen Füllstand aufweist.

In Glashütte, Kreischa, Pirna, Dohna, Neustadt/Sachsen, Sebnitz, Dohma und Reinhardtsdorf-Schöna sieht es ähnlich aus, wie eine SZ-Umfrage ergab. Auch dort existieren bereits Löschwasserzisternen in unterschiedlichen Ausführungen und Mengen. Mitunter befinden sich weitere in Planung. Unter anderem in Rabenau.

Die Stadt ging nach Auskunft von Bürgermeister Thomas Paul (CDU) einen Sonderweg. Dort seien anfangs als Löschwasserreservoire genutzte Teiche zu Löschwasserzisternen umgebaut und teilweise bereits instandgesetzt worden. Inzwischen verfügt die Kommune über etwa zehn Zisternen. Demnächst soll sich im Veilchental eine weitere hinzugesellen.

Andersgelagert verhält sich die Situation in Heidenau. In der Kleinstadt erfolgt die Löschwasserversorgung laut Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) ausschließlich über Hydranten. In etwa vergleichbar gestaltet sich die Situation in Stolpen.

Zisternen haben mehrere Vorteile

Unterm Strich steht die Erkenntnis, dass sich Löschteiche wohl nach und nach durch zeitgemäße Wasserreservoirs ersetzen lassen. Die Vorteile von Zisternen liegen klar auf der Hand: kein Wasserverlust durch Verdunstung, geringere Unterhaltungskosten, staatliche Förderung. Nachteil: der höhere Anschaffungspreis.

Für den Klingenberger Rathauschef ist klar: "Wir werden den Zustand der Teiche in der Gemeinde weiter beobachten und je nach Bedarf entscheiden, ob eine Sanierung sinnvoll und notwendig ist oder Alternativen dafür gesucht werden müssen."

Die Entwicklung dürfte vor allem den Menschen die Sorge nehmen, die wie jüngst in Beerwalde Zeuge eines Großbrandes wurden. "30.000 Liter sind ganz schnell alle", schätzt der Nachbar der abgebrannten Fahrzeugscheune ein. Tim Lippmann pflichtet ihm bei: "Das Wichtigste ist immer, dass du Wasser hast."

Um sicherzustellen, dass die Löscharbeiten an jenem Sonntag nicht unterbrochen werden mussten, war vorsichtshalber ein Pendelverkehr zu anderen Versorgungsstellen eingerichtet worden. Allein deshalb konnte der Ortswehrleiter eine Verknappung von Löschwasser zu keinem Zeitpunkt beobachten.