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Galeria-Insolvenz: Karstadt in Dresden und Kaufhof in Leipzig bleiben erhalten

Im Zuge der Galeria Karstadt-Insolvenz werden 16 Standorte geschlossen. Die Filialen in Dresden und Leipzig bleiben erhalten. Der Chemnitzer Standort wird geschlossen. Die Gewerkschaft kritisiert das scharf.

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Die Karstadt-Filiale in Dresden bleibt erhalten
Die Karstadt-Filiale in Dresden bleibt erhalten © Marion Doering

Dresden/Essen. Nun gibt es Klarheit: Das Dresdner Karstadt-Warenhaus bleibt erhalten. "Wir in Dresden sind heilfroh und überglücklich, sehr dankbar, dass es für unseren Standort weitergeht", sagt der Leiter des Hauses Michael Zielke. "Unserer Gedanken sind nun bei den Kollegen, bei denen es keine Chance mehr gab."

Wie die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH am Sonnabend mitteilte, werden 16 der 92 Standorte zum 31. August dieses Jahres geschlossen. In Sachsen wird die Chemnitzer Filiale dichtgemacht, die Leipziger und die Dresdner bleiben geöffnet. Auch Filialen in Essen, Mannheim, Mainz, Würzburg sowie drei Filialen in Berlin stehen auf der Schließungsliste. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1.400 werden gehen müssen.

"Jede der fortzuführenden Filialen muss das Potenzial haben, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen", berichtet das Unternehmen. Bei der Bewertung spielen neben soziodemografischen Rahmenbedingungen der Standort und die Miethöhe eine zentrale Rolle, heißt es.

"Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können", erklärt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Der Insolvenzverwalter und das Unternehmen hätten um jede Filiale hart verhandelt, nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch in Hinblick auf lebendige Innenstädte.

Gewerkschaftsbund bezeichnet Schließung als "ein herber Einschlag"

Die Chemnitzer Filiale ist einer der 16 Streichkandidaten. In der Filiale sind knapp 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Erst am Montag soll das Warenhaus wieder geöffnet werden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Sachsen hat die angekündigte Schließung der Galeria Kaufhof Filiale in Chemnitz als "Endpunkt einer jahrelangen negativen Entwicklung für die Beschäftigten" bezeichnet. Der Umgang des Arbeitgebers zeige, dass es nicht um Menschen geht, sagte DGB-Regionsgeschäftsführer Ralf Hron am Sonntag. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden faktisch für ihre Treue bestraft." Dies sei inakzeptabel. Wenige Monate vor dem Start in das Kulturhauptstadtjahr 2025 sei das auch für die Innenstadt "ein wirklich herber Einschlag".

1.400 Mitarbeiter müssen gehen

Für die etwa 1.400 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der schließenden Filialen habe der Insolvenzverwalter mit dem Unternehmen "eine sozialverträgliche Lösung" erarbeitet. Die Betroffenen können für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln, um sich neu zu orientieren.

Das Logo der Galeria Kaufhof prangt groß über dem Neumarkt in Chemnitz. Die Filiale soll im Zuge der Insolvenz der Warenhaus-Kette geschlossen werden.
Das Logo der Galeria Kaufhof prangt groß über dem Neumarkt in Chemnitz. Die Filiale soll im Zuge der Insolvenz der Warenhaus-Kette geschlossen werden. © Hendrik Schmidt/dpa

"Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen", erklärt Galeria-CEO Olivier Van den Bossche. "Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen." Das Unternehmen wolle Kooperationen ausbauen und in einige Filialen investieren. Denn "bei unseren bisher zehn erfolgreich modernisierten Filialen haben wir zum einen wichtige Erkenntnisse für die Effizienzsteigerung der Umbaumaßnahmen gewonnen", so der CEO. Diese Filialen liefen erheblich besser als Vergleichsstandorte.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Januar einen Insolvenzantrag gestellt

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte bereits Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Zuletzt hatte Insolvenzverwalter Denkhaus bereits angekündigt, dass in der Konzernzentrale in Essen die Hälfte der 900 Arbeitsplätze abgebaut werden soll.

Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers Rene Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Im Zuge der letzten Insolvenz von Benko zugesagte Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette waren nicht mehr geflossen.

Gläubigerversammlung im Mai

Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Das Unternehmen verhandelte daraufhin nach eigenen Angaben mit mehreren potenziellen Investoren. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.

Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um über den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel abzustimmen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. (SZ/the, dpa)