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Mikrochips gefragt, Kunden zahlen vorab: X-Fab macht mehr Gewinn als erwartet

Der Mikrochip-Hersteller X-Fab mit Werk in Dresden wächst kräftig weiter - vor allem dank der Autobranche. Die Kunden bestellen aber jetzt anders als früher.

Von Georg Moeritz
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Die Dresdner Mikrochipfabrik von X-Fab: Der Konzern baut aus, spürt aber lange Lieferzeiten für Maschinen.
Die Dresdner Mikrochipfabrik von X-Fab: Der Konzern baut aus, spürt aber lange Lieferzeiten für Maschinen. © Archivfoto: SZ/Georg Moeritz

Dresden. Aus der Chipkrise mit den gestörten Lieferketten in den vergangenen Jahren haben viele Elektronik- und Autokonzerne gelernt: Sie haben Langzeitverträge geschlossen, zum Beispiel mit dem Erfurter Mikrochip-Konzern X-Fab, der auch 500 Angestellte in seiner Dresdner Fabrik beschäftigt. Konzernchef Rudi de Winter berichtet von steigenden Umsätzen und einer Gewinnspanne von über 25 Prozent.

Chips für Autoscheinwerfer gehören zu den Prototypen, mit denen X-Fab im vergangenen Quartal sein Geschäft weiter angeschoben hat. Dort sei ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung erreicht worden, teilte de Winter mit. Um 40 Prozent stieg der Umsatz mit Mikrochips für die Autobranche im Jahresvergleich. X-Fab setzte an allen Standorten sein Kapazitätserweiterungsprogramm fort. Nach früheren Angaben sollte dabei die Kapazität der Dresdner Fabrik um zehn Prozent ausgebaut werden. Künftig können dort bis zu 106.000 Siliziumscheiben pro Jahr bearbeitet werden. Auf jeder Scheibe können Tausende Chips entstehen, je nach Art und Größe.

Auf neue Produktionsanlagen muss allerdings auch ein Chipkonzern lange warten: De Winter berichtet von langen Lieferzeiten. Doch alle Projekte lägen im Zeitplan. In Sarawak in Malaysia wurde die Kapazität erweitert, in Lubbock in Texas eine Produktionslinie zur Bearbeitung von Siliziumkarbid-Scheiben vergrößert. Ein Großteil der Kunden für dieses Material beschafft die Scheiben selbst und stellt sie X-Fab zum Belichten und Ätzen zur Verfügung. De Winter berichtete auch von hohen Vorauszahlungen von Kunden mit Langzeitverträgen.

Langzeitkunden erteilten Aufträge nicht weit im Voraus

Der Umsatz des Konzerns im vergangenen Quartal war 24 Prozent höher als ein Jahr zuvor und immer noch drei Prozent höher als ein Quartal zuvor: 234 Millionen Dollar. Dieselbe Größenordnung erwartet der Konzernchef für das laufende vierte Geschäftsquartal, und dabei eine Gewinnspanne von 25 bis 29 Prozent vor Steuern und Abschreibungen. Im jüngsten Quartal war die Marge etwas höher als in der Prognose angegeben: 28,1 Prozent.

Zum jüngsten Quartals-Ende hatte X-Fab noch immer Aufträge im Wert von 484 Millionen Dollar. Zwar waren die Neuaufträge in dem Quartal sechs Prozent geringer als im Vierteljahr zuvor, doch laut de Winter ist darin nicht die gesamte Nachfrage erfasst: Großkunden haben sich nach seinen Angaben die benötigten Produktionskapazitäten durch Langzeitverträge gesichert, erteilen Aufträge aber "nicht zu weit im Voraus" - gerade wegen des hohen Auftragsbestands.

X-Fab hatte in den vergangenen Quartalsberichten immer wieder eingeräumt, dass die Nachfrage die Produktionskapazitäten überstieg. Auch im jüngsten Vierteljahr standen laut de Winter "eine exzellente Fertigungsleistung sowie Produktivitätsverbesserungen im Mittelpunkt, um die Kunden zuverlässig beliefern zu können". Das gelte für die Produktion auf Scheiben mit 200 Millimetern Durchmesser. Bei den 150er-Scheiben seien Angebot und Nachfrage dagegen "mittlerweile gut ausgeglichen".

Subventionen für Neuerungen in Erfurt und Itzehoe

Um ein Viertel gestiegen ist der Umsatz mit Chips für Medizintechnik im Jahresvergleich. Das ist zwar die kleinste Sparte, mit 17 Millionen Euro Umsatz im Quartal. Doch X-Fab trägt dazu bei, große Diagnosegeräte auf Hand- oder Tischgröße zu verkleinern. Hauptwachstumstreiber war eine Anwendung zur DNS-Sequenzierung. Das Geschäft mit Chips für Computer und Kommunikation ließ dagegen bei X-Fab stark nach und erreichte kaum noch höhere Umsätze als die Medizintechniksparte.

X-Fab nutzt für neue Projekte die europäischen Subventionen aus dem Ipcei-Programm. Davon soll unter anderem das Werk in Erfurt in Thüringen profitieren. Der Standort entwickelt eine neuartige Fertigungsplattform für integrierte sensorische Systeme. Am Standort Itzehoe bei Hamburg konzentriert sich X-Fab auf neue Verfahren zur Bearbeitung von Glas. Der Konzern plant die Zusammenarbeit mit mehr als 40 Industriepartnern, darunter Kleinunternehmen und Forschungseinrichtungen.

Vom ersten Ipcei-Programm hatten auch X-Fab Dresden und die neue Fabrik von Bosch profitiert. Die Dresdner Fabrik von X-Fab ist nicht so stark automatisiert wie die jüngeren Betriebe der Nachbarn. Der Konzern ging 1989 aus Teilen des ehemaligen DDR-Halbleiter-Kombinats VEB Mikroelektronik hervor. Die Fabrik von X-Fab in Dresden gehörte früher ZMD Zentrum Mikroelektronik Dresden.