SZ + Wirtschaft
Merken

Rotkäppchen-Sekt wird teurer

Der Rotkäppchen-Konzern konnte zwar seinen Umsatz halten – doch der Verkauf ging während der Pandemie zurück. Für 2022 hofft der Hersteller wieder auf mehr Sektlaune.

Von Sven Heitkamp
 4 Min.
Teilen
Folgen
Der Durchschnittspreis für Sekt und Co. ist um fünf Prozent auf 3,73 Euro gestiegen.
Der Durchschnittspreis für Sekt und Co. ist um fünf Prozent auf 3,73 Euro gestiegen. © www.pixabay.com (Symbolfoto)

Die Erfolgsgeschichte der ostdeutschen Traditionsmarke Rotkäppchen hat im vergangenen Pandemiejahr eine Pause eingelegt: Nach den seit Jahren immer wieder steigenden Umsatzzahlen beim unangefochtenen Marktführer aus Freyburg an der Unstrut blieb die Sektlaune diesmal aus: Der Umsatz im Jahr 2021 verharrte konstant bei 1,2 Milliarden Euro, erklärte der Vorstandschef Christof Queisser am Dienstag in seiner Jahresbilanz. 320 Millionen Flaschen aller Marken und Segmente gingen 2021 an die Kunden. Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen allerdings nicht.

Klar ist: Vor allem im Markt von Sekt und Co. ging das Geschäft des Familienunternehmens zurück, der Umsatz sank von 594 auf 558 Millionen Euro, Wein und Spirituosen wurden dagegen etwas mehr getrunken. Besonders in der Gastronomie habe es weniger Feierlichkeiten und Veranstaltungen gegeben, generell sei mehr Wein als Sekt getrunken worden, sagte Queisser. „Die Momente zum Feiern sind weniger geworden.“

Solche Effekte bekommt der Sekthersteller sofort zu spüren. Zudem habe sich die höhere Inflationsrate im Konsum gezeigt. Der Durchschnittspreis für Sekt und Co. sei um fünf Prozent auf 3,73 Euro gestiegen. „Viele Menschen haben heute neue Anforderungen“, sagt Queisser. „Sie konsumieren bewusster, hochwertiger, höherpreisiger und weniger.“ Man beobachte ein neues „Kennertum“: Viele Menschen würden sich stärker mit Marken, Produkten und ihren Rohstoffen beschäftigen. So sei die Premium-Sektmarke Geldermann im vorigen Jahr um mehr als 30 Prozent gewachsen.

Lieferengpässe vorhergesehen

Doch auch beim Wachstum der Preise sei das Ende noch nicht absehbar. „Sekt, Wein und Spirituosen werden auch in diesem Jahr teurer“, so die Prognose des CEO. Preistreiber seien vor allem die in vielen Branchen zu sehenden höheren Energie- und Rohstoffkosten vom Wein bis zum Getreide für den Korn. Queisser: „Die Auswirkungen der Pandemie werden wir in diesem Jahr viel stärker zu spüren bekommen als zuvor.“ Trotz der etwas schalen Bilanz ist das ehemalige Ostprodukt Rotkäppchen Deutschlands Platzhirsch im Sekt- und Weinregal.

Zu den rund 20 Hausmarken und mehr als 200 internationalen Produkten gehören neben der Flasche mit der roten Kappe unter anderem Mumm, MM Extra und Geldermann, Blanchet, Chantré, Nordhäuser, Mariacron und Eckes. Sie waren durch einige aufsehenerregende Zukäufe in den vergangenen Jahren zum Unternehmensverbund hinzugekommen. „Jede zweite Flasche Sekt kommt heute aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm“, sagte Queisser. Der Marktanteil liege bei 49,3 Prozent – weit vor Henkell Freixenet mit nur knapp 19 Prozent. Allein die Kernmarke Rotkäppchen rangiert mit 35 Prozent sehr weit vor allen anderen Marken.

Auch unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie hat es der Konzern bislang geschafft, unbeschränkt lieferfähig zu bleiben, betonte zugleich der Geschäftsführer für Produktion und Einkauf, Mike Eberle. Das Unternehmen habe von Beginn der Pandemie an sehr frühzeitig Vorprodukte ins Lager gelegt. Die Lieferengpässe bei Rohstoffen und anderen Vorprodukten seien nicht überraschend gekommen, sondern vorhersehbar gewesen, so Eberle. „Wir haben mit viel Mut in die Bestände investiert – und die Wette ist aufgegangen“, sagte Queisser.

Besucherzentrum „Sekt-Pavillon“

Außerdem habe das Unternehmen den Einkauf auf noch mehr Lieferanten verteilt. Auch bei den Beschäftigten in der Produktion habe man sehr früh reagiert und sehr strikte Regelungen wie separierte Schichten, A- und B-Teams und getrennte Pausenräume eingeführt. Im historischen Lichthof des Freyburger Stammsitzes wurde zeitweise auch eine öffentliche Impfstelle geschaffen. Rotkäppchen, 1856 begründet, zählt mittlerweile immerhin 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an neun Standorten.

Parallel wurden in der Pandemie 14,6 Millionen Euro in die Produktionsanlagen und nicht zuletzt in die Digitalisierung investiert. Denn der Onlinehandel floriert auch beim Weingenuss: Mittlerweile werde jede zehnte Flasche über das Internet verkauft. Diesen Trend sehe man nicht nur bei den jüngeren Kunden, sondern in allen Altersgruppen.

Zugleich entsteht am alten Sektstandort in Freyburg für rund zehn Millionen Euro ein neues Besucherzentrum unter dem Namen „Sekt-Pavillon“. Es soll nach der Pandemie helfen, den Verkauf und den Tourismus in der Region an der Unstrut anzukurbeln. Die Eröffnung ist für 2023 geplant.

Schon für dieses Jahr sieht die Rotkäppchen-Führungsriege indes wieder eine größere Sektlaune heraufziehen: Die Gastronomie, so nimmt Queisser an, werde wieder spürbar zurückkehren. Dann könnte auch der Rotkäppchen-Umsatz wieder steigen.