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Was die KI als Finanzberater taugt

Wo das Geld am besten anlegen? Tools wie ChatGPT können bei solchen Entscheidungen helfen.

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Eine Studie zeigt jetzt: KI macht in Sachen Geldanlage ähnlich gute Vorschläge wie die menschlichen Experten.
Eine Studie zeigt jetzt: KI macht in Sachen Geldanlage ähnlich gute Vorschläge wie die menschlichen Experten. © Fabian Sommer/dpa

Dresden. Wird es die Aktie vom innovativen Biotechnologieunternehmen? Oder doch das Sparbuch? Vielleicht lieber das Tagesgeldkonto? Die Wahl einer geeigneten Geldanlage ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Wer sich unsicher ist, holt sich Hilfe beim Finanzberater – oder kann das schon die Künstliche Intelligenz?

Forscher um Lars Hornuf von der TU Dresden haben untersucht, ob und inwieweit KI-Werkzeuge wie ChatGPT bei der Anlageentscheidung beraten können. An der TU Dresden leitet er die Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie. Die Ergebnisse seiner Studie zeigen, dass die Vorschläge der KI mit den Empfehlungen professioneller Berater vergleichbar sind.

Die Entscheidung, wo Menschen ihr Geld anlegen, ist eine komplexe Angelegenheit. Viele sind damit schnell überfordert. Nicht selten machen sie deshalb kostspielige Fehler oder verlassen sich lediglich auf die Empfehlung eines Finanzberaters. „Diese unterliegen jedoch häufig Interessenkonflikten und empfehlen Produkte, an denen sie mehr verdienen“, sagt Hornuf. „Das sind aber nicht zwangsläufig die besten Produkte für die Kundinnen und Kunden.“

Gemeinsam mit Forschern der KU Eichstätt-Ingolstadt und der Hochschule Bremen untersuchte der Wirtschaftswissenschaftler, inwieweit KI-Tools wie ChatGPT zu einer unverzerrten Finanzberatung beitragen. Können sie die Menschen, die investieren wollen, besser und umfassender über die Aktien und Unternehmen informieren und letztlich sogar das Anlageergebnis verbessern?

KI macht Informationsflut durchschaubar

Grundlage der Forscher war die Annahme, dass wenig Informierte eine einfache, und eher passive Anlagestrategie verfolgen sollten. Das bedeutet im Kern, dass sie auf ein breitgefächertes Marktportfolio setzen und dieses halten sollten. Die Vermutung der Wissenschaftler lautet deshalb: ChatGPT könnte dabei helfen, die großen Informationsmengen, die die Menschen bei ihren Entscheidungen sonst leicht überwältigen können, zu sichten und verständlich zusammenzufassen.

Um zu untersuchen, ob die KI individuell zugeschnittene Empfehlungen für Geldanlagen geben kann, hat das Forscherteam insgesamt 48 hypothetische Anlegerprofile gesammelt. Sie stehen für unterschiedliche Typen von Menschen, die ihr Geld anlegen wollen. Bei den von ChatGPT vorgeschlagenen Produkten für sie handelte es sich ausschließlich um sogenannte Exchange Traded Funds, kurz ETFs.

Die ähneln einem Warenkorb, der viele verschiedene Aktien oder Anleihen enthält. Mit dem Kauf von ETF investieren die Käufer also gleich in eine Vielzahl verschiedener Unternehmen. Der ETF wird an der Börse gehandelt, ähnlich wie eine einzelne Aktie. Wer investiert, hat es dadurch einfacher. Er hat sein Geld breit verteilt und muss nicht jede einzelne Aktie im Blick behalten. Die in der Untersuchung vorgeschlagenen ETFs stammten allesamt von namhaften Vermögensverwaltern. Als Vergleichsmaßstab dienten Vorschläge aus der automatisierten Finanzberatung eines etablierten US-amerikanischen Finanzberatungsunternehmens.

Nächster Schritt: Finanztipps vom Roboter

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ChatGPT Portfoliovorschläge in ähnlichen Regionen und Anlageklassen macht wie professionelle Berater. Die KI ist dabei auch in der Lage, die Risikotoleranz, den Anlagehorizont und das Alter des Anlegerprofils zu berücksichtigen. Zur Verbesserung der Akzeptanz solcher Werkzeuge als Finanzberater könnte zudem beitragen, dass ChatGPT durchaus begründet, warum es eine bestimmte Anlage empfiehlt. „Es wurde nicht spezifisch für die Finanzberatung trainiert, liefert aber dennoch sehr vernünftige Ergebnisse für diese Aufgabe ab“, fasst Lars Hornuf die Ergebnisse der Studie zusammen.

Auch Folgestudien hat der Finanzwirtschaftler bereits im Blick. In einem nächsten Schritt möchten die Forscher solche modernen Sprachmodelle in Roboter implementieren und testen. Sie wollen letztlich herausfinden, ob das die Entscheidung potenzieller Anleger beeinflusst. „Wir vermuten, dass sich Investierende vor einem Roboter weniger als Experten ausgeben, um ein positives Selbstkonzept zu erhalten“, sagt Hornuf. „In der Folge gehen sie vermutlich weniger Risiken ein und treffen insgesamt eine bessere Anlageentscheidung.“