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Zelte für Flüchtlinge geplant

Standorte Großenhain und Glaubitz stehen fest. Der Landkreis Meißen will aber bis Jahresende ohne auskommen.

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© dpa

Von Catharina Karlshaus und Antje Steglich

Landkreis. Ein Dienstag, der es in sich hatte. „Seit dem Vormittag weiß ich, dass der Kreistag am 10. Dezember darüber informiert wird, dass auf dem Gelände der ehemaligen Bundesstraßenmeisterei sowie auf dem Remonteplatz Interimsunterkünfte für über 150 Asylbewerber in Form von Zelten geschaffen werden sollen. Außerdem ist eine zeitnahe Unterbringung für bis zu 40 Personen in der alten Musikschule auf der Weßnitzer Straße geplant“, bekannte Sven Mißbach gestern Nachmittag verärgert. Eine offenkundige Gemütsregung, die den parteilosen Großenhainer Oberbürgermeister indes nicht von ungefähr ereilte. Erfahren habe er von den neusten Entwicklungen nämlich nicht etwa von der Landkreisverwaltung, sondern von einem Mitglied des Kreistages. „Mit aller Rücksicht auf die schwierige Situation finde ich diese Informationspolitik schwer verständlich, kaum noch vermittelbar und keineswegs vertrauensbildend“, empörte sich Mißbach. Was der Kommunalpolitiker möglicherweise zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann: Während in der ausgereichten Informationsvorlage vom 26. November noch davon die Rede ist, das mit dem Aufbau der Zelte in den nächsten Tagen begonnen werden soll, dementiert die Behörde gestern Nachmittag dieses Ansinnen.

Rund um die Uhr auf Suche

Der hohe Zustrom an Flüchtlingen geht am Landkreis Meißen tatsächlich nicht vorüber. Über 2 000 Asylbewerber waren Ende November hier untergebracht, über 700 weitere Flüchtlinge werden noch bis Ende des Jahres erwartet. Flüchtlinge, für die laut Kreistagsvorlage zum jetzigen Zeitpunkt 500  reguläre Unterbringungsplätze fehlen. Auch wenn Landrat Arndt Steinbach (CDU) momentan nahezu rund um die Uhr auf der Suche nach geeigneten Objekten sei. Es könnte ab nächste Woche also wirklich eng werden. Um jedem ankommenden Menschen – am Donnerstag werden es wieder knapp 2 00 sein – ein Dach über dem Kopf bieten zu können, bereitet sich der Kreis also auf die absolute Notvariante vor. Insgesamt 15 Zelte für je 20 Personen sollten demnach im Fall der Fälle in Großenhain und Glaubitz aufgestellt werden. Gemäß Kreistagsvorlage sind somit drei Zelte einschließlich Versorgungszelt für 60 Personen auf dem Großenhainer Remonteplatz und fünf Zelte nebst Versorgungszelt für einhundert Menschen an der Straßenmeisterei am früheren Rollsportstadion geplant. Darüber hinaus sollen am Glaubitzer Technologiezentrum (TGZ), das erst vor wenigen Wochen erstmals von Flüchtlingen bezogen wurde, zwei Zelte entstehen. Und wenige Hundert Meter entfernt, am Feuerwehrtechnischen Zentrum, noch einmal fünf Zelte plus Versorgungszelt. Insgesamt könnten so etwa 300 Personen ein Notquartier finden.

Offenbar nicht in den kommenden Tagen. Und laut Aussage der Kreisbehörde auch nicht bis zum Jahresende. Wie der amtierende Dezernent Manfred Engelhard gestern Nachmittag auf SZ-Anfrage nachdrücklich erklärte, würden nach aktuellen Planungen keine Zelte – weder in Großenhain noch in Glaubitz – benötigt.

Zelte sind äußerste Notvariante

Ohnehin sei die Unterbringung in Zelten sowieso nur die äußerste Notvariante, um eine Obdachlosigkeit zu vermeiden. Neben dem Bemühen, Wohnungen anmieten zu können, versuche man nach wie vor, größere Einrichtungen zu akquirieren. Denn nicht immer sei die vom Kreistag geforderte dezentrale Unterbringung in eben jenen Wohnungen oder kleineren Gemeinschaftsunterkünften angesichts der stetig steigenden Flüchtlingszahlen umsetzbar. Der Landkreis arbeite deshalb auch weiter an der Idee, bis zu 680 Flüchtlinge in der Bundeswehrkaserne in Zeithain unterzubringen. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. In dieser Situation können wir nicht auf so eine leer stehende Immobilie verzichten“, sagte Kreissprecherin Kerstin Thöns. Das Landratsamt will deshalb einen sogenannten Hilfeleistungsantrag an die Bundeswehr stellen, obwohl in einem Gutachten der Kommission Bewachung/Absicherung der Bundeswehr bereits große Sicherheitsbedenken geäußert wurden. Denn auf dem Bundeswehrgelände befindet sich derzeit ein Materiallager, in dem unter anderem Panzer ausgestattet werden. Die Verwaltung will den Kreistag dennoch bitten, 5,5 Millionen Euro für die notwendigen Maßnahmen in Zeithain zur Verfügung zu stellen, sollte grünes Licht von der Bundeswehr kommen.

Darüber hinaus will der Kreis noch in diesem Jahr knapp 160 Plätze in der Straßenmeisterei Großenhain, im Holzhaus Röhrsdorf, in der alten Heimschule Moritzburg sowie im Kinderkurheim Volkersdorf schaffen. Teilweise werden die Kapazitäten 2016 sogar noch ausgebaut.