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Zieht neues Leben in den alten Dorfkrug?

Die Gemeinde Lichtenberg hat das Gebäude verkauft – und setzt große Hoffnung in die neuen Eigentümer.

Von Reiner Hanke
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Der Gebäudekomplex an der Kleindittmanndorfer Straße in Lichtenberg ist kein Aushängeschild fürs Ortsbild. Hier gab es einmal einen Gasthof und einen Dorfladen. Jetzt hat die Gemeinde einen Käufer für die Immobilie gefunden.
Der Gebäudekomplex an der Kleindittmanndorfer Straße in Lichtenberg ist kein Aushängeschild fürs Ortsbild. Hier gab es einmal einen Gasthof und einen Dorfladen. Jetzt hat die Gemeinde einen Käufer für die Immobilie gefunden. © René Plaul

Lichtenberg. Glasscherben liegen vor dem früheren Dorfkrug in Lichtenberg. „Immer für sie da“ steht noch an der Schaufensterscheibe. Und auf einer schwarzen Tafel: „Unser Angebot für Sie.“ Die Zeiten sind lange vorbei. Grau und leer steht das Gebäude an der Straße Richtung Kleindittmannsdorf. Doch es bahnt sich eine Veränderung an. Die Gemeinde hat einen Käufer für die Immobilie gefunden.

Bürgermeister Christian Mögel erklärt: „Der frühere Dorfkrug war eine Scheune mit Wohnhaus und gehörte zu dem alten Gasthof ,Zum Schwan‘. Wann dieser gebaut wurde, sei nicht bekannt. Ende der 1980er-Jahre sei die Scheune zu einer Landverkaufsstelle umgebaut worden. Die wurde auch nach der politischen Wende 1990 noch einige Jahre von unterschiedlichen Pächtern betrieben.

Der Bürgermeister führt das Ende des Lädchens auf das Einkaufsverhalten der Kundschaft zurück. Die Einkaufsmöglichkeit sei von den Bürgern nicht ausreichend genutzt – zuwenig Kundschaft, um zu überleben, „sodass die Schließungen früher oder später erfolgten“. Geschuldet sei die Situation sicher auch den Angeboten in den umliegenden Orten wie Pulsnitz, Großröhrsdorf und Radeberg. Die Supermärkte und Discounter wie Rewe, Kaufland, Lidl, Aldi, Netto usw. seien gut zu erreichen: „Die Preise in diesen Märkten unterscheiden sich sicher auch noch von den Preisen in einer kleinen privaten Verkaufseinrichtung.“

Dazu kommt die Angebotsfülle. Da haben die Kleinen einen schweren Stand. Der letzte Mieter war ein Getränkehandel. „Auch dieser wurde nur bedingt von den Bürgern angenommen“, so Christian Mögel. In der ersten Etage richtete die Gemeinde, nach dem Wegfall der Gaststätte „Mittelgasthof“, den Dorfkrug ein und verpachtete die Gaststätte: „Trotz niedriger Pachtkosten hat es sich für die Pächter nicht mehr gelohnt“, schätzt Mögel ein.

Seit 20 Jahren ungenutzt

Die Räume stehen nun schon seit fast 20 Jahren leer. Seit der Kündigung durch den ehemaligen Pächter habe es nur noch kurzzeitige Vermietungen als Lagerraum gegeben. Für den Gaststättenbereich fand sich kein Interessent. So verfügt der Ort Lichtenberg über keine Gaststätte mehr, vom Obergasthof abgesehen mit Karneval und Jugendtanz und auch keinen Laden mehr. Da auch der Bäcker Ziegenbalg inzwischen schloss, aus wirtschaftlichen und gesundheitlichen Gründen, wie es heißt. Mehr wolle er nicht dazu sagen. Letztlich ist es wohl auch ein Zeichen dafür, „wie schwierig es die kleinen Läden auf dem Lande haben“, so Christian Mögel – siehe Dorfkrug.

In umliegenden Dörfern sehe es ähnlich aus. Wobei der Lichtenberger Ortsteil Kleindittmannsdorf wohl eine Ausnahme ist mit dem Minimarkt und dem Weinstübchen. Für Lichtenberg sei die Gemeinde deshalb schon seit Jahren bemüht, Einkaufsmöglichkeiten für die Bürger mit mobilen Händlern zu gewährleisten – donnerstags ein Bäcker, montags der Lebensmittelhändler. Leider würde auch dieses Angebot von nur wenigen Bürgern angenommen, kritisiert er. 

Käufer führen ein Hotel in Dresden

„Für eine Umnutzung des früheren Dorfkrugs und Dorfladens stünden der Gemeinde keine Mittel zur Verfügung“, schätzt der Bürgermeister ein. Das sei auch der Grund für den Verkauf des Gebäudes. So hatte die Gemeinde einen Immobilienmakler beauftragt. Auf dieser Basis sei ein Verkaufspreis von 110.000 Euro entstanden.

Die Investoren Katrin und Bernd Kerber aus Dresden wollen nach Informationen der Gemeinde das Gebäude zum Mehrgenerationenhaus umbauen. Ein interessantes Projekt findet auch Gemeinderat Erich Pest (Linke). Es wäre schön, wenn es umgesetzt wird. Er hätte sich aber gewünscht, dass die Investoren ihre Gedanken vor dem Gemeinderat zumindest skizziert hätten. Vielleicht hätte die eine oder andere Frage noch beantwortet werden können.

Die neuen Eigentümer führen ein Hotel in Dresden-Loschwitz – das Hotel Villa Loschwitz. Mit Details zum Projekt sind die neuen Eigentümer noch zurückhaltend. In einigen Wochen soll es genauere Informationen geben. Sie seien voller Ideen. Ideen seien das Eine. Freude finde man aber nur, wenn man die Ideen, wohlüberlegt und ausgefeilt, eines Tages beginnt, umzusetzen, lassen sie auf ihrer Internetseite wissen. Darauf sind nun die Lichtenberger gespannt.

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