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Corona: Plakate-Krieg in Zittau

Das Bündnis "Zittau gemeinsam" hat eine weitere Kampagne gestartet. Ein Teil der Plakate wurde widerrechtlich überklebt. Ärger gibt's auch auf der anderen Seite. Um Professor Dierich.

Von Thomas Christmann
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Unbekannte Kritiker der Corona-Maßnahmen haben einige Plakate vom Bündnis "Zittau gemeinsam" bereits überklebt.
Unbekannte Kritiker der Corona-Maßnahmen haben einige Plakate vom Bündnis "Zittau gemeinsam" bereits überklebt. © Bündnis "Zittau gemeinsam"

70 Standorte, fünf Botschaften, ein Ziel: An Straßenlaternen und Litfaßsäulen im Zittauer Stadtgebiet hängen jetzt Plakate mit der Aufschrift "Vertrauen in Wissenschaft", "Solidarisch aus der Pandemie", "Hände weg von unserer Demokratie", "Vernunft deine Stärke sei" und "Corona ist Fakt, keine Ideologie". Verantwortlich für die Kampagne ist das Bündnis "Zittau gemeinsam", das die Kosten von einigen Hundert Euro dafür mit Spenden finanzierte.

Dahinter steht ein Zusammenschluss der Zivilgesellschaft, das als Gegengewicht zu den wöchentlichen Protesten der Kritiker von staatlichen Corona-Maßnahmen entstanden ist. Das Ziel: Ein friedliches Engagement, das Polarisierung und Polemisierung entgegentritt. So starteten die Mitglieder nach der "Licht aus"-Aktion eine Impf-Kampagne, die jedoch nicht nur auf Gegenliebe stieß: Einige Banner verschwanden. Bei den wöchentlich Montagabend laufenden Corona-Protesten in Zittau veranstalteten sie wiederholt Mini-Demos.

Dagegen startete das Bündnis auch eine Petition, die allein online über 4.900 Unterstützer fand und nun am Mittwoch an Sachsens Landtagspräsidenten übergeben werden soll. Aus den über 1.000 eingegangenen Kommentaren zur Unterschriften-Sammlung wiederum sind einige als Ausschnitt auf den nun aufgehängten Plakaten zu finden. "Wir wollten damit den Menschen eine Stimme geben, die nicht mit uns am Montagabend auf dem Markt stehen können und dennoch gesehen werden wollen", erklärt Gordon Alisch, Leiter der Grundschule Olbersdorf und Verantwortlicher beim Bündnis für die Aktion. Es gehe dabei nicht darum zu spalten, sondern das Gemeinsame in den Vordergrund zu rücken - und im Dialog zu bleiben. "Es sind kleine Gedankenanstöße."

© Bündnis
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© Bündnis
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Allerdings haben diese auch schon wieder Kritiker der staatlichen Maßnahmen auf den Plan gerufen, die in den vergangenen Tagen einige Plakate des Bündnisses überklebten. Sie wollen den "Corona-Wahnsinn beenden" und fordern "Schluss mit Angstpropaganda, Kontrolle/Überwachung Existenzvernichtung, Wirtschaftsdemontage, sozialer Spaltung und Maskenwahn". Gordon Alisch hat schon damit gerechnet, dass wie schon bei der Impf-Banner-Aktion das ein oder andere Exemplar wegkommt oder beschädigt wird.

Zwar steht aus seiner Sicht jedem die Meinungsäußerung frei, somit auch, eine eigene Plakat-Aktion zu starten. Schade findet der 46-Jährige in dem Fall nur, dass die Mühen anderer auf diese Art zunichtegemacht werden. Letztlich handelt es sich um eine Sachbeschädigung. Ob das Bündnis diese anzeigt, steht noch nicht fest. Die Plakate des Bündnisses waren angemeldet, die der Kritiker nicht.

Ein Aufkleber fand sich an der Scheibe des zum Infoterminal umgestalteten Wartehäuschens in der Weinau.
Ein Aufkleber fand sich an der Scheibe des zum Infoterminal umgestalteten Wartehäuschens in der Weinau. © privat
Auch dieser ist im Stadtgebiet aufgetaucht.
Auch dieser ist im Stadtgebiet aufgetaucht. © privat

Doch nicht nur "Zittau gemeinsam" ist zur Zielscheibe geworden, auch Zittaus ehemaliger Hochschul-Rektor Professor Peter Dierich. Er gehört wiederum zum Bürgerbündnis "Grüner Ring Zittau" und spricht wöchentlich bei den Montagsdemos von Maßnahmen-Kritikern und Impfpflicht-Gegnern auf dem Marktplatz. Nun sind Aufkleber im Stadtgebiet aufgetaucht, auf denen der Professor mit den Worten "Bürger*innen! Schaut nach vorn und lasst Euch gegen Covid-19 impfen. Euer Peter!" sowie "Professor und trotzdem doof wie Stulle. Ost. Ost. Ostdeutschland ..." abgebildet ist. Darunter ein "PS: Peter lügt. Glaubt ihm nix. Impfung gegen Covid19 = Solidarität."

"Es zeigt leider, dass die 'Gegenseite' keine sachlichen Argumente entgegenzuhalten hat", sagt Peter Dierich, der die Sache nach eigener Aussage nicht sehr ernst nimmt. "Es spornt mich eher an." Er habe zwar eine Vermutung über den oder die Verursacher, aber es sei besser, keine öffentliche Aussage zu tätigen als eine falsche. Eine Anzeige hat auch der Professor bisher nicht erstattet.

"Zittau gemeinsam" hat mit der Aktion nichts zu tun. "Das ist nicht unser Weg", sagt Gordon Alisch. Der heißt vielmehr: Das Gespräch suchen. Das passiert auch über die Plakate, die noch bis 27. Februar hängen bleiben sollen. Andererseits über die Mini-Demos während der Versammlungen der Kritiker an den Montagabenden auf dem Zittauer Markt. Nur nächste Woche stehen die Bündnis-Mitglieder nicht. Es sei schon anstrengend, als Projektionsfläche für Protest und Hassreden herhalten zu müssen, meint der 46-Jährige. "Wir machen mal alle Urlaub davon."