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Domizil für Zittaus Allgemeine Ortskrankenkasse

In der Oberlausitz gibt es Häuser, die viele Menschen kennen – aber nicht deren Geschichte. Die SZ stellt einige in loser Folge vor.

Von Rolf Hill
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Das AOK-Gebäude an der Zittauer Hochwaldstraße.
Das AOK-Gebäude an der Zittauer Hochwaldstraße. © Rolf Hill

Die Geschichte der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) reicht bis in das Jahr 1881 zurück. Ihre Geburtsstunde schlug praktisch mit der Verlesung einer Kaiserlichen Botschaft über die gesetzlichen Krankenversicherungen durch Reichskanzler Otto von Bismarck im Deutschen Reichstag. Zwei Jahre später wurde ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, das 1883 in Kraft trat. Die AOK wurde schließlich zur stärksten Kassenart und verfügte 1911 bereits über sieben Millionen Mitglieder. Natürlich stieg die Anzahl der Versicherungsnehmer auch in Sachsen.

Eine Folge war, dass in vielen großen Orten für die Verwaltung Gebäude errichtet wurden, die heute noch oft als AOK-Gebäude oder Krankenkassengebäude bezeichnet und manchmal auch noch als solche genutzt werden. So auch in Zittau, wo die AOK am 20. Juni 1921 bei den zuständigen Behörden auf einem Flurstück an der damaligen Königstraße die Errichtung eines Verwaltungs- und Wohngebäudes beantragte. Für die Planung und den Entwurf zeichnete die Firma Wayss & Freytag AG Dresden verantwortlich. Nach der Genehmigung im September gingen die Bauleute unter Leitung des Zittauer Architekten Karl Gerlach ans Werk. Bereits im Juli 1922 erfolgte die Endabnahme des für die damalige Zeit schon imposanten Gebäudes.

Nachdem das Haus die Kriegsjahre unbeschadet überstanden hatte, zogen nun hier zwei neue Nutzer ein. Im Erdgeschoss knüpfte die Sozialversicherung der DDR an die bisherigen Traditionen an, während in den oberen Stockwerken der Kreisvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) seine Arbeit aufgenommen hatte. Der zu Beginn des Jahres 1947 beantragte seitliche Anbau zur Verbesserung des Eingangsbereichs wurde allerdings von der Sächsischen Landesregierung nicht genehmigt. Zur Begründung hieß es, die Kosten seien zu hoch und die Kontingente an Baustoffen für diesen Umfang nicht ausreichend vorhanden. Dafür könne die notleidende Bevölkerung des Kreises Zittau sicher kein Verständnis aufbringen.

Für etwas Aufregung sorgte allerdings im Juli 1960 die Mitteilung des Volkspolizei-Kreisamtes Zittau, dass auf dem benachbarten Grundstück, Hochwaldstraße 2, eine 50 Kilo schwere Brandbombe ausgegraben wurde. Zum Glück bestätigte das VPKA am 29. Juli, dass die betreffende Stelle nun wieder gefahrenfrei sei.

Seit dem 1. Januar 1991 ist die AOK Dresden (ab 1997 AOK Sachsen und ab 2008 die AOK Plus) nun wieder Eigentümer des Grundstücks und der Einrichtung selbst. Inzwischen gab es verschiedene, teils recht umfangreiche Baumaßnahmen. Das betraf 1994 den Einbau eines Gesundheitszentrums im Kellergeschoss. Hier finden noch heute Fitnesskurse und Gesundheitssport statt.

Bei laufendem Betrieb fand die letzte große Modernisierung im Jahre 2017 statt. Damit verbesserten sich sowohl die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter als auch das Klima für die Besucher der AOK-Plus-Geschäftsstelle ganz wesentlich. Größte Errungenschaft ist wohl die Barrierefreiheit. Über einen separaten Zugang und einen Fahrstuhl können seither auch Rollstuhlfahrer die Räume erreichen. Übrigens wurde das Konzept für die Neugestaltung der Arbeits- und Besucherräume gemeinsam mit Studenten der Technischen Universität Dresden entwickelt. Das hier Geschaffene sei ein Beweis dafür, dass man auch in alten Quartieren modern sein könne, hieß es bei der damaligen Eröffnung am 8. März. Und noch heute freut sich Marina Ahrens, die Leiterin des Zittauer Beratungscenters, über die nun vorhandenen günstigen Bedingungen sowohl für sie und ihre Mitarbeiter, als auch alle Kunden.

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