Peter Knüvener ist begeistert: "Umlagerter Oybin!", schreibt der Zittauer Museumschef auf Facebook über seinen Besuch in der Hamburger Kunsthalle. In der buchstäblich mit Bildern und vor allem Besuchern proppenvollen aktuellen Schau zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich gibt es gleich einen ganzen Raum mit lauter Oybin-Motiven des weltberühmten Malers: die Klosterruine, der Friedhof - als Skizze, Aquarell, Ölgemälde. In dieser Zusammenschau ist deutlich zu sehen, wie intensiv ihn diese Oberlausitzer Landschaft beschäftigt hat. Gleich nebenan hängen dann noch Bilder mit "jeder Menge Böhmen und Riesengebirge" schwärmt Knüvener. "Wenn das keine super Gratiswerbung für unsere Region ist!", lautet sein Fazit.
Gleich drei große Ausstellungen in renommierten Häusern gibt es dieses Jahr zu dem wohl bedeutendsten und berühmtesten Vertreter der Romantik in der Malerei: Nach Hamburg folgen Berlin und ab Ende August Dresden. Es ist ein regelrechtes Fieber ausgebrochen. Der Maler und seine Motive sind überall - und damit eben auch der Oybin. Aber genau dort - wie überhaupt in der Oberlausitz - ist von diesem Jubiläum irgendwie nichts zu spüren. Das Zittauer Museum hat 2019 das Thema Romantik, Oybin und damit auch Caspar David Friedrich und den von ihm angestachelten Oberlausitz-Tourismus bereits umfassend thematisiert. "Jetzt hätten wir ohnehin keine Chance, Leihgaben zu erhalten", bedauert Knüvener. Und doch stellt sich die Frage, ob die Region eine Chance verpasst?
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Erwartungen an Jubiläumsjahr
Ines Stephan ist ungeduldig: Die Frau, die in der Gemeinde Oybin für den Tourismus zuständig ist, will diese Chance auf neue Gäste gewiss nicht verpassen und sehnt die Tourismussaison herbei. Denn sie hofft, dass sich die ersten Caspar-David-Friedrich-Begeisterten auch hier auf Spurensuche machen. Vorbereitet sei man: Die kleine Romantik-Schau mit beleuchteten Motiven der Bilder von Caspar David Friedrich und Co. ist im Rundturm seit Jahren dauerhaft zu sehen - ein guter Anknüpfungspunkt. Geplant sind auch passend dazu mehrere Romantik-Veranstaltungen in diesem Jahr. Auch die Klosternacht und die von der Kirchgemeinde organisierte Musik bei Kerzenschein stehen im Zeichen des berühmten Künstlers und der Romantik in diesem Jahr.
Vorstellen kann sich Ines Stephan viele Dinge, wie das Jubiläum Oybin und der Region nutzen kann. Aus eigener Kraft ist das aber nicht zu stemmen - bei der Umsetzung ist die Gemeinde auf die Tourismus- und Marketinggesellschaft Sachsen - kurz TMGS - angewiesen. Gemeinsam habe man auch schon einiges bewegen können, skizziert Stephan: "Wir hatten mit Blick auf das Caspar-David-Friedrich-Jubiläum über Pressereisen schon seit vorigem Jahr mehrere Reisejournalisten hier, die auch berichtet haben", sagt sie. Immerhin ist der Oybin das Motiv, das man exakt so sehen kann wie 1810 der Maler selbst - anders als bei den Kreidefelsen auf Rügen zum Beispiel. "Wir sind das Original", betont Ines Stephan - und fügt ermutigend hinzu: "Das Jahr fängt ja auch erst an!"
Werbung und Reisepaket für Oybin
Ines Nebelung ist gelassen: Die Sprecherin der TMGS weiß zwar, dass die Oberlausitz in Sachsen Konkurrenz bei den Fans des Malers hat. Für Oybin hat die TMGS aber genauso ein buchbares Reisepaket geschnürt wie für die Sächsische Schweiz - das dem Maler für den berühmten "Wanderer über dem Nebelmeer" als Inspiration diente - oder eben auch für Dresden. All dies findet sich auf der TMGS-Seite, die auch Caspar David Friedrich und seinen Geburtstag extra thematisiert. In Kürze will Sachsen bei einem speziellen Medientreffen am Tag vor der großen Reisemesse in Berlin, der ITB, noch einmal die Caspar-David-Friedrich-Karte spielen - flankiert von einem Oybin-Rollup, einem großen Werbebanner, betont Nebelung. Und selbst auf der deutschlandweiten Tourismusseite läuft unter dem Namen des Malers auch für das Zittauer Gebirge ein extra Reisetipp.
Anke Fröhlich-Schauseil ist derweil begeistert: Die Dresdner Kunsthistorikerin ist mit der Oberlausitz eng verbunden, hat für das Zittauer Museum unter anderem 2019 die Ausstellung "Der Oybin und die Landschaftsmalerei der Romantik in der Oberlausitz" kuratiert. Dass ihr Kollege Markus Bertsch, der für das Buch zur Zittauer Schau den Text über Caspar David Friedrich und den Oybin beigesteuert hat, jetzt in Hamburg Kurator der Ausstellung ist, die bereits jetzt über 150.000 Besucher angezogen hat, zeigt, wie klein die Kunstwelt doch ist. Auch Fröhlich-Schauseil sieht im Hype um den Maler eine Chance für das Zittauer Gebirge - und sie hat auch gleich ein paar Ideen: Lesungen zum Beispiel, mit den Kollegen, die in Dresden die Friedrich-Schau gestalten. Oder mit Romantikkenner Rüdiger Safranski oder Florian Illies, dessen Friedrich-Biografie in aller Munde ist. Fröhlich-Schauseil freut sich jedenfalls über die vielen Geburtstagsehren für Friedrich: "Er ist neben Dürer der größte deutsche Maler - was seine Tiefe und die Auswirkungen auf die Landschaftsmalerei betrifft", sagt sie.
- Die Ausstellung in Hamburg ist noch bis 1. April zu sehen. Wer nicht hingehen kann, kann online einen Rundgang mit kostenlosem Ticket machen.
- Die Schau in Berlin ist vom 19. April bis 4. August zu sehen. In Dresden wird die Ausstellung vom 24. August bis 5. Januar 2025 gezeigt.