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Tourismus im Zittauer Gebirge: 2023 war das beste Jahr aller Zeiten

Nie zuvor hat die Statistik mehr Übernachtungsgäste in der Region ausgewiesen. Und: Warum für Beherbergungsbetriebe ohne Internet gar nichts mehr geht.

Von Markus van Appeldorn
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Oybin ist nur einer der Tourismus-Magneten im Zittauer Gebirge.
Oybin ist nur einer der Tourismus-Magneten im Zittauer Gebirge. © dpa-Zentralbild

Das Zittauer Gebirge gehört zu den Top-Tourismusmagneten in der gesamten Oberlausitz. Und im Jahr 2023 hat der Tourismus hier - wie in ganz Sachsen - nicht bloß die Corona-Delle durchschritten, sondern ist gleich auf Rekordkurs gegangen. Für das vergangene Jahr zählte die "Touristische Gebietsgemeinschaft Naturpark Zittauer Gebirge/ Oberlausitz" noch mal deutlich mehr Übernachtungen als 2022 - und auch deutlich mehr als in der Vor-Corona-Zeit.

Wie viele Gäste kamen ins Gebirge?

"Nach den neuesten Daten des Statistischen Landesamtes verzeichnen wir für das Jahr 2023 526.292 gewerbliche Übernachtungen durch 166.799 Ankünfte in unserer Region", heißt es dazu von der Gebietsgemeinschaft auf SZ-Anfrage. Die Gemeinschaft ist der in Zittau ansässige Förderverein, der den Tourismus der Region gemeinsam mit den Orten vermarktet. Die Übernachtungszahl entspreche etwa 3,1 Übernachtungen pro Person. "Damit kann ein Anstieg von etwa 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022 und darüber hinaus ebenfalls ein Anstieg von 3,4 Prozent im Vergleich zum Spitzenjahr 2019 verzeichnet werden", erklärt Linda Pietschmann, Pressesprecherin der Gemeinschaft. Damit habe das Jahr 2023 das bisherige Rekordjahr 2019 abgelöst. Die Top-5-Orte nach Übernachtungen sind laut Statistik: Großschönau (144.203), Jonsdorf (77.243), Olbersdorf (69.001), Seifhennersdorf (67.688) und Zittau (61.578).

In Wahrheit kamen aber noch viel mehr Übernachtungsgäste. Denn: In der Statistik "gewerblicher Übernachtungen" werden nur Betriebe mit mehr als neun Betten gezählt. "Alle Übernachtungen in Ferienwohnungen, -häusern und Privatzimmern werden nicht erfasst. Es ist im Bereich des Privatübernachtungssektors keine zuverlässige Aussage möglich", erklärt Pietschmann.

Anreise noch überwiegend mit dem Auto

"Die Anreise mit dem Auto bleibt gemäß des Tourismusbarometers der Sparkasse für das Jahr 2023 die bevorzugte Art der Hauptanreise, wobei auch öffentliche Verkehrsmittel vor Ort genutzt werden", so Pietschmann. Zu den hier rege touristisch genutzten öffentlichen Verkehrsmitteln dürfte vor allem auch die Zittauer Schmalspurbahn gehören - im Wortsinne ein touristisches Zugpferd und Top-Attraktion für sich. Das "Boahnl" wird die Entwicklung seiner Fahrgastzahlen 2023 aber erst in wenigen Tagen vorlegen.

Was unternehmen Touristen hier?

"Der Trend zu einem entspannten Aktivurlaub setzt sich fort, sowohl für Reisende mit als auch ohne Kinder", heißt es dazu von Pietschmann. Die Gäste schätzten die "vielfältigen Erlebnismöglichkeiten der Region und legen großen Wert auf die Qualität der Einrichtungen und Erlebnisse". Und: Dafür geben die Gäste sogar gerne etwas mehr Geld aus - solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. "Insbesondere tschechische Gäste schätzen die Nähe zu ihrem Heimatland, was Tagesausflüge in unsere Region äußerst attraktiv macht", so Pietschmann. Die tschechischen Gäste bilden auch die größte ausländische Gästegruppe. Sie würden bevorzugt auf tschechischem Gebiet übernachten und Tagesausflüge nach Deutschland unternehmen. Tschechen gehören auch zur größten Fahrgastgruppe der Schmalspurbahn. "Die weiterhin steigenden Zugriffszahlen auf unsere tschechische Landingpage lassen auf ein wachsendes Interesse schließen", stellt die Gebietsgemeinschaft fest.

Ohne Online-Auftritt geht nichts mehr

"Der Trend des Tourismusbarometers der Sparkassen zeigt eine besondere Vorliebe für Ferienwohnungen und -häuser, aber auch Pensionen und Hotels werden nach wie vor angefragt", informiert Pietschmann. Seit der Corona-Pandemie würde Campingurlaub in der Region immer beliebter. "Individualreisen liegen deutlich vor Pauschalreisen", heißt es, und: "Buchungen werden größtenteils online vorgenommen."

Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders - das Gebirge scheint touristisch im digitalen Zeitalter angekommen. Demnach hätten 2017 noch etwa 75 Prozent der Gäste über Telefon, E-Mail oder per Direktkontakt gebucht. 2023 war es umgekehrt: Rund 75 Prozent der Gäste buchten online über Buchungsplattformen oder die Webseite von Beherbergungsbetrieben. "Es wird zukünftig unausweichlich sein, Online-Buchungswege für Gäste bereitzuhalten", stellt Pietschmann fest. Gern sei man im Tourismuszentrum in Zittau bereit, die Gastgeber digital zu beraten.

Was sind die beliebtesten Aktivitäten?

"Beliebte Aktivitäten unserer Gäste vor Ort sind Wandern und Radfahren, während der Besuch von Freizeiteinrichtungen und Museen eine attraktive Abwechslung zu Outdoor-Aktivitäten bietet", so Pietschmann.

Gäste so zufrieden wie fast nirgends in Sachsen

Zur Bewertung der Gästezufriedenheit wird ein sogenannter "Trust-Score" herangezogen. Spitzenwert auf der Skala ist 100. "Der TrustYou-Score von 2023 beträgt in der Oberlausitz für das Jahr 2023 88,1 Punkte", informiert Pressesprecherin Pietschmann. Damit liege das Reisegebiet innerhalb Sachsens auf dem dritten Platz hinter der Sächsischen Schweiz (88,9 Punkte) und dem Erzgebirge (88,8 Punkte) - und vor Görlitz, das auf einen Wert von 86,6 kommt. Auch die Kreisstadt verzeichnete 2023 einen erheblichen Tourismuszuwachs und erreichte ein neues Rekordjahr - allerdings nicht in gleichem Maße wie das Zittauer Gebirge. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist mit 2,2 Tagen in Görlitz auch wesentlich kürzer als im Gebirge. Keine sächsische Urlaubsregion kann allerdings der Landeshauptstadt Dresden den Rang ablaufen, die 2023 erstmals nach Corona wieder über zwei Millionen Übernachtungen zählte.

Wie sind die Aussichten?

"Für das Jahr 2024 plant die Touristische Gebietsgemeinschaft Naturpark Zittauer Gebirge/Oberlausitz erneut Online-Marketingmaßnahmen wie Bloggerpartnerschaften und Werbung auf zielgruppenspezifischen Webseiten", heißt es dazu. Darüber hinaus würden gemeinsame Kampagnen mit der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien durchgeführt. Etwa Anzeigen und Reportagen in Reisemagazinen sollen für wachsendes Interesse sorgen. Die jüngsten Auftritte auf bedeutenden Tourismusmessen hätten bereits internationale Aufmerksamkeit auf die Region gelenkt, so Pietschmann.

Zur weiteren Förderung des Tourismus in Sachsen hat das Kabinett erst am Dienstag den "Masterplan Tourismus Sachsen" verabschiedet. "Der Masterplan gibt die strategischen und fachlichen Ziele der Staatsregierung für die kommenden Jahre vor und ist ein verbindlicher Orientierungsrahmen für die Sächsische Staatsregierung und die Partner im sächsischen Tourismus", heißt es dazu von der Staatsregierung und weiter: "Konkret wollen wir die Gästezahlen noch einmal steigern und die Gästezufriedenheit weiter erhöhen. Wir wollen wachsen in Qualität und Quantität."