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Bauden im SZ-Check: Wildromantik auf dem Nonnenfelsen

Sie sind unsere liebsten Naherholungsziele - die Bergbauden. SZ checkt im Sommer die schönsten Bergbauden zwischen Löbau und Zittau. Heute: Berggasthof Nonnenfelsen.

Von Markus van Appeldorn
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Der Berggasthof Nonnenfelsen liegt eingebettet in einem Fels-Ensemble.
Der Berggasthof Nonnenfelsen liegt eingebettet in einem Fels-Ensemble. © Markus van Appeldorn

Dramatisch ragen die bizarr zerklüfteten Nonnenfelsen gut 100 Meter über dem Kurort Jonsdorf. Von unten ist nicht zu sehen, dass sich in die Felsen eingeschmiegt ein gastronomisches Kleinod der Gebirgsgastronomie befindet - der Berggasthof Nonnenfelsen. In einer Zeit ohne Hubschrauber, die Baumaterial fliegen könnten, kam die Eröffnung der ersten Gaststätte dort einer Sensation gleich und wurde umgehend zu einem beliebten Ausflugsziel. Von ihrer Romantik hat die Baude bis heute nichts verloren.

Atmosphäre

Der Biergarten des Gasthofes Nonnenfelsen bildet mit der ihn umgebenden Natur ein Gesamtkunstwerk. Eine alte Kastanie breitet ihr Schattendach aus. Wer mag, schaut den Kletterern zu, die mitunter direkt im Biergarten ihren Aufstieg beginnen. Der Blick schweift auf die den Nonnenfelsen gegenüberliegende Jonsdorfer Felsenstadt bis hinüber zum Hochwald, dessen Turm eine weithin sichtbare Landmarke bildet. In den Felsen über dem Biergarten eingelassene Steintafeln zeigen: Sachsen-König Friedrich-August genoss hier 1850 noch vor Errichtung des Hauses die Aussicht und König Albert war anlässlich einer Auerhahn-Jagd zu Gast - hier fühlt sich der Gast also zu Recht als König. Wertung: 5 Sonnen

Viele der Tische sind wie kleine Hütten gestaltet, sodass man immer Schatten hat, wenn man ihn wünscht.
Viele der Tische sind wie kleine Hütten gestaltet, sodass man immer Schatten hat, wenn man ihn wünscht. © undefined
Der Blick zur Jonsdorfer Felsenstadt.
Der Blick zur Jonsdorfer Felsenstadt. © undefined
Am Biergarten beginnt auch ein Treppenaufstieg zum Gipfel.
Am Biergarten beginnt auch ein Treppenaufstieg zum Gipfel. © undefined
In der Felswand über dem Biergarten wurden die Sachsen-Könige Friedrich-August II. und Albert verewigt.
In der Felswand über dem Biergarten wurden die Sachsen-Könige Friedrich-August II. und Albert verewigt. © undefined

Ausflugsfaktor

Wer einmal zum Nonnenfelsen gewandert ist, wird womöglich nie mehr einen Urlaub in den Alpen in Erwägung ziehen. So wildromantisch, dass man sich direkt in ein Gemälde von Caspar-David-Friedrich hineinversetzt fühlt - aber das ist alles echt hier und nichts retuschiert. Der Nonnenfelsen liegt auf der Route zahlreicher Wanderwege durch das Zittauer Gebirge etwa über Hochwald und Oybin oder hinüber nach Waltersdorf zur Lausche. An verschiedenen Stellen - so etwa im Schlussanstieg zum Gasthof steigt man am Grund einer Schlucht leicht bergan. Zur rechten Seite gibt es mal eine Lücke in der steil aufragenden Felswand - dort eröffnet sich der Zugang zu einem kleinen Plateau mit Aussicht auf die Umgebung - und dort kann man auch eine Kletterpartie starten. Eine Wanderung auf den Nonnenfelsen vergisst man nie und wird sie immer weiterempfehlen. Wenn man schon einkehrt, darf man freilich keinesfalls versäumen, auch noch die letzten paar Stufen zum Gipfel emporzusteigen. Wertung: 5 Sonnen

Diese Schlucht bildet den Schlussanstieg zum Berggasthof Nonnenfelsen.
Diese Schlucht bildet den Schlussanstieg zum Berggasthof Nonnenfelsen. © Markus van Appeldorn
Felsformationen auf dem Weg zum Berggasthof Nonnenfelsen.
Felsformationen auf dem Weg zum Berggasthof Nonnenfelsen. © Markus van Appeldorn
Steil ragen Felsnadeln auf dem Weg zum Nonnenfelsen auf.
Steil ragen Felsnadeln auf dem Weg zum Nonnenfelsen auf. © Markus van Appeldorn
Natur pur beim Aufstieg zum Nonnenfelsen.
Natur pur beim Aufstieg zum Nonnenfelsen.
Der Nonnenfelsen liegt an der Route mehrerer Wanderwege.
Der Nonnenfelsen liegt an der Route mehrerer Wanderwege. © Markus van Appeldorn

Essen und Trinken

Es gibt im Gasthof das, was Wanderer und Bergsteiger erwarten: solide Jausenkost. Und das sogar mit einer recht reichhaltigen Karte. Von kleinen Snacks wie Bock-, Bratwurst oder Wienerle (3,90 Euro) über Klassiker wie Kesselgulasch (6,90 Euro) oder Soljanka (4,90 Euro) bis zum Würzfleisch. Vegan gibt's etwa den "Kleinen Baudensalat" (6,60 Euro). Als Getränke gibt's mehrere Bierarten vom Zapfhahn (Pils, Schwarzbier), außerdem Weißbier, die üblichen unalkoholischen Getränke und neun Geschmacksrichtungen Menschel-Limo. Wir wählten als leichte Kost eine einfache Kartoffelsuppe mit Wursteinlage. Für den Preis von 6,90 Euro hätte sie noch etwas wärmer sein dürfen. Aber hier oben gibt's Wichtigeres als Kartoffelsuppe. Wertung: 3 Sonnen.

Schnörkellos serviert, reichlich bemessene Portion - bloß ein bisschen zu kalt.
Schnörkellos serviert, reichlich bemessene Portion - bloß ein bisschen zu kalt. © Markus van Appeldorn

Kinderfreundlichkeit

Seien wir ehrlich: Auf dem Nonnenfelsen gibt es keine Kinderbespaßung - jedenfalls keine zusätzliche mit Spielplatz oder so. Das Bergabenteuer muss den Kleinen reichen. Geeignet ist der Berggasthof als Ziel deshalb eher, wenn die Kinder noch so klein sind, dass man sie in der Kraxe hinaufträgt und sie noch keinen Spielplatz brauchen oder wenn die Kinder schon so alt sind, dass sie die hier umgebende Natur und die Bergwelt als genügend Freude an sich begreifen. Spätestens beim letzten Anstieg zum Gipfel über in den Fels gehauene Stufen und dramatische Brücken gehen auch Kindern die Augen über. Wer braucht da noch einen Spielplatz mit Kletterburg, wenn's das hier in echt gibt? So lobt die Interseite unterwegsmitkind.com das Zittauer Gebirge und speziell auch die Wanderung zum Nonnenfelsen als "Geheimtipp" für Urlaub mit Kindern. Auf der Karte gibt's für Kinder immerhin die unvermeidlichen Nudeln mit Tomatensauce und eine Portion Pommes kann auch schon als Nörgelbremse dienen. Das hier erhältliche Oberlausitzer Bauernhof-Eis dürften nicht nur Kinder als Belohnung verstehen. Wertung: 4 Sonnen

Die letzten Meter zum Gipfel. Für jedes Kind ein Abenteuer.
Die letzten Meter zum Gipfel. Für jedes Kind ein Abenteuer. © Markus van Appeldorn
Der Blick hinunter zur Jonsdorfer Gondelfahrt.
Der Blick hinunter zur Jonsdorfer Gondelfahrt. © Markus van Appeldorn

Erreichbarkeit

Damit so viel klar ist: Fußlahm darf nicht sein, wer zum Nonnenfelsen hinauf will. Der Berggasthof stammt aus einer Zeit, in der "Barrierefreiheit" noch nicht im Lastenheft stand. Wirklich gut erreichbar ist er nur für Wanderer - und das ist vielleicht auch gut so. Ja, es gibt eine schmale Fahrstraße von Jonsdorf hinauf. Die startet gegenüber der Gaststätte Lindenhof - ist aber durchaus achsbrecherisch. Am Lindenhof hält auch montags bis freitags stündlich der Bus der Linie 14 von und nach Zittau über Waltersdorf. Die Straße endet an einem kleinen Gästeparkplatz unterhalb des Nonnenfelsens. Die letzte Distanz muss man zwangsläufig über eine Treppe mit gut 120 sehr unregelmäßigen Stufen bewältigen. Man muss dann zwar nicht mehr hintenrum den Schlussanstieg durch die Schlucht nehmen, sondern kann direkt über eine weitere Treppe abkürzen - Trittfestigkeit ist aber in jedem Fall gefragt. Wertung: 1 Sonne

Wer mit dem Auto den kleinen Gästeparkplatz ansteuert muss dennoch zur Gaststätte hinaufsteigen.
Wer mit dem Auto den kleinen Gästeparkplatz ansteuert muss dennoch zur Gaststätte hinaufsteigen. © Markus van Appeldorn
Diese Treppe hat es in sich.
Diese Treppe hat es in sich. © undefined
Zur Anreise mit dem Auto ist der Berggasthof nicht wirklich geeignet.
Zur Anreise mit dem Auto ist der Berggasthof nicht wirklich geeignet. © Markus van Appeldorn

Was nervt?

Biergarten und Gaststätte haben nur bis 17 Uhr geöffnet und Dienstag und Mittwoch sogar komplett Ruhetag. Für einen schnellen Feierabend-Gipfelsturm eignet sich die Einkehr an den Nonnenfelsen also nicht.

Warum man unbedingt mal hin muss?

Wer nicht zu den Nonnenfelsen emporgestiegen ist, kann nicht von sich behaupten, mal im Zittauer Gebirge gewesen zu sein. Weit und breit gibt es kaum einen Biergarten, der so dramatisch schön in die Landschaft eingebettet ist.

Berggasthof Nonnenfelsen, Lauscheweg 11, 02796 Jonsdorf. Geöffnet April bis Oktober 11 bis 17 Uhr, Dienstag und Mittwoch Ruhetag. Im Winter am Wochenende ab 11 Uhr. Telefon/Fax: 035844 76300, www.berggasthof-nonnenfelsen.de

Die Wertung: 5 Sonnen - Spitzenklasse, 4 Sonnen - Nah an der Perfektion, 3 Sonnen - Ok, Luft nach oben, 2 Sonnen - Mehr wäre mehr, 1 Sonne - Nicht so wirklich gut

Nächste Folge: Die Turmgaststätte auf dem Löbauer Berg.