Es ist eine einfache Frage, mit der die Sanierung des historischen Berggasthofs auf dem Oybin steht und fällt: Wie kommt das Baumaterial auf den Berg? Der denkmalgeschützte Gasthof ist seit zweieinhalb Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen, die Sanierung also dringend notwendig und schon lange geplant. Und die Antwort scheint ja auch ganz logisch: Mit einem Aufzug natürlich! Aber was, wenn der nicht gebaut werden darf?
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Dieses Problem beschäftigt gerade die Architekten und Bauplaner der Stadtentwicklungsgesellschaft STEG in Dresden, die mit der Projektsteuerung für das große Bauvorhaben beauftragt ist, und die Ingenieure des Büros Schweiger im bayrischen Sonthofen, die extra hinzugezogenen Spezialisten für den Bau von Seilbahnen.
Eine Seilbahn auf den Oybin zu bauen, war eigentlich der Plan - nicht nur, um die Sanierung des Berggasthofs logistisch auf die Reihe zu bringen, sondern vor allem auch, um die Oybiner Burg- und Klosteranlage, das größte und bedeutendste Ausflugsziel im Zittauer Gebirge überhaupt, endlich auch barrierefrei zugänglich zu machen. Denn den alten und gehbehinderten Menschen ist der Weg auf den Berg, in die Burganlage, auf den Bergfriedhof oder zu Veranstaltungen auf dem Berg versperrt.
Im geplanten Sanierungsprojekt, für das die Gemeinde Oybin eine hohe Fördersumme aus dem Kohle-Strukturwandeltopf erhält, ist eine barrierefreie Erreichbarkeit des Berges eine wichtige Prämisse - gerade auch, weil es künftig immer mehr alte und gehbehinderte Menschen geben wird.
Variante 1 - eine Seilbahn: Vom Naturschutz abgelehnt
Allerdings werde der Bau einer Gondel-Seilbahn, die vom Hausgrund am Fuße des Oybin bis hinauf zum Berggasthof führt, von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landkreis Görlitz grundsätzlich abgelehnt. Das sagte jetzt ein zuständiger Mitarbeiter der STEG auf einer Einwohnerversammlung in Oybin, auf der es um den aktuellen Stand des Projekts ging. Nach Vorgesprächen mit der Behörde sei deutlich geworden, "dass eine Planung in dieser Richtung keinen Sinn habe", sagte der Architekt.
Auch der frühere Lastenaufzug aus dem Hausgrund, der ebenfalls wegen Baufälligkeit stillgelegt ist, könne aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht reaktiviert werden, so der Planer weiter. Der Hausgrund am Fuße des Oybin ist Landschaftsschutzgebiet, Europäisches Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Das lässt baurechtlich kaum eine Chance. Was also tun?
Das ganze Projekt aufzugeben, sei keine Option. Darin sind sich die Planer der STEG, der Oybiner Bürgermeister und die Mehrheit der Gemeinderäte einig. Weil der Bau einer Seilbahn nach den Vorgesprächen mit der Naturschutzbehörde aussichtslos erscheint, soll er nun auch nicht weiter verfolgt werden. Stattdessen werden nun zwei andere Optionen näher beleuchtet.
Variante 2 - ein Tunnelaufzug: Für den Naturschutz denkbar
Geprüft wird jetzt zum einen der Bau eines unterirdischen Schrägaufzugs durch einen Felsentunnel. Dieser Variante würde die Untere Naturschutzbehörde nach Aussagen des Planers am ehesten zustimmen. Für Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) und die Gemeinderäte wäre eine Tunnelröhre durch die Felsen aber keine gute Wahl. Auch die Projektplaner der STEG haben Bedenken. Spätestens seit der verheerenden Brandkatastrophe im Tunnel der Kapruner Gletscherbahn, bei der am 11. November 2000 155 Menschen starben, erweisen sich Tunnelaufzüge brandschutztechnisch als sehr schwierig, erklärt der Planer.
Schwer vorstellbar sei es zudem, dass bei dieser Variante der Denkmalschutz zustimmt, erklärt der Projektplaner, denn die Felswände des Oybin sind ein Naturdenkmal. Auch optisch wäre man in Oybin mit einer solchen Variante nicht glücklich. Denn statt einer herrlichen Aussicht in die Zittauer Gebirgslandschaft würden die Fahrgäste auf dem Weg nach oben oder unten nur Schwarz sehen.
Variante 3 - ein Vertikalaufzug: Erfordert Kompromiss
Bleibt also noch Variante 3 - ein senkrechter Aufzug aus dem Hausgrund mit einer Brücke zum Berggasthof ähnlich dem bekannten historischen Personenaufzug in Bad Schandau. Der Bau eines solchen Lifts würde allerdings ebenfalls eine Kompromissbereitschaft der Unteren Naturschutzbehörde erfordern. Bürgermeister Tobias Steiner hofft aber, dass eine Einigung möglich ist.
Darauf hoffen auch die Mitarbeiter der Burg- und Klosteranlage. "Die ganze Region wird älter, wir brauchen dringend einen barrierefreien Zugang", weiß Gästeführerin Simone Hohlfeld. "Ich erlebe es immer wieder, wie sehnlich sich ältere Einwohner wünschen, noch einmal im Leben auf den Oybin zu kommen." Vom Wirt der Außengastronomie und seinen Mitarbeitern, die ihre Waren jeden Tag mit dem Rucksack auf den Berg buckeln, gar nicht zu sprechen.
Eine Anfrage der SZ an die Untere Naturschutzbehörde im Görlitzer Landratsamt ist bis zum Redaktionsschluss noch unbeantwortet geblieben.