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Oberlausitzer lieben ihre Heimat am stärksten

Der Bund hat erstmals deutschlandweit erforschen lassen, wo die Menschen wie tief verwurzelt sind. Dass die Oberlausitzer dabei ganz vorn liegen, hat diese Gründe.

Von Thomas Christmann
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Zum Tag der Oberlausitz im August darf einer nicht fehlen: Hans Klecker. Hier mit Volker Dering und Ulrike Lehmann von Bismarckturm Neugersdorf (Bild von 2019).
Zum Tag der Oberlausitz im August darf einer nicht fehlen: Hans Klecker. Hier mit Volker Dering und Ulrike Lehmann von Bismarckturm Neugersdorf (Bild von 2019). © Rafael Sampedro/Sz-Archiv

Ob die Umgebindehäuser oder die Sprache: Mundart-Forscher und Urgestein Hans Klecker liebt seine Heimat und würde sie auch nie verlassen. Das sagte er kürzlich in einem MDR-Interview.

Damit steht der Zittauer symbolisch für die Bewohner der Oberlausitz. Der Grund: Hier leben bundesweit die Menschen mit der höchsten Heimatverbundenheit, betrachtet nach den Regionen. Das zumindest geht aus einer Studie der privaten Jacobs University in Bremen hervor, die das Bundesinnenministerium in Auftrag gab. Ob Geborgenheit, Identifikation, Ort und Landschaft, Zeit, soziale Verwurzelung, geistige Heimat, Heimatpflege und Abgrenzung: All diese Aspekte sind in der Oberlausitz tiefer verwurzelt als anderswo. "Wer sich stärker mit seiner Heimat verbunden fühlt, berichtet von mehr Glück, Lebenszufriedenheit und Optimismus", sagt Klaus Boehnke, Professor für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre, der mit seinem Team die Studie gemacht hat.

Die Erkenntnisse konnte die Uni im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Telefonbefragung von rund 4.500 zufällig ausgewählten Bürgern aus allen Teilen Deutschlands sammeln. Insgesamt erwies sich die Heimatverbundenheit als recht hoch. Auf einer 100-Punkte-Skala liegt sie bei knapp 72 Punkten, allein in der Oberlausitz bei 84. Dahinter folgen Allgäu, das Oberland in den Voralpen, Südthüringen und die Gegend um Landshut. Am Schluss stehen die Regionen in und um Braunschweig, Duisburg-Essen, Westsachsen, im Süden Schleswig-Holsteins sowie in der Altmark in Sachsen-Anhalt.

Im Vergleich der Bundesländer ist die Heimatverbundenheit im Saarland am stärksten, gefolgt von Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bayern. Am anderen Ende der Tabelle rangieren Nordrhein-Westfalen, Bremen und Berlin.

Die Heimatverbundenheit im regionalen Vergleich.
Die Heimatverbundenheit im regionalen Vergleich. © Studie

Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie auch nach den Bestimmungsfaktoren von Heimatverbundenheit gefragt. Wichtige Rollen spielen dabei die Bevölkerungsdichte und die Wirtschaftsstruktur. In urbanen, dicht besiedelten Räumen ist sie eher gering. In Bundesländern mit wenigen Beschäftigten im Dienstleistungssektor, hingegen vielen Arbeitnehmern im produzierenden Gewerbe, liegt sie eher hoch. Wichtiger noch ist eine geringe Mobilität: Je sesshafter Menschen sind, desto heimatverbundener sind sie.

"Wer besonders heimatverbunden ist, bringt hingegen auch zum Ausdruck, dass er oder sie den erwirtschafteten Wohlstand nach Möglichkeit lieber nicht mit anderen von außerhalb der eigenen Heimat teilt", beschreibt Boehnke eine weitere Erkenntnis. Diese Art Wohlstandsprotektionismus sei nicht zu verwechseln mit einer "rechten" Gesinnung. Heimatverbundene kämen aus allen politischen Lagern ebenso im umgedrehten Fall. "Spannend ist, dass Heimatverbundenheit mit einer hohen Zustimmung zur Demokratie als Staatsform einhergeht", so der Professor. Je stärker die Heimatverbundenheit, desto höher sei die Zufriedenheit mit der Demokratie und das Vertrauen in die Institutionen des Landes.

Das Forschungsteam stellte zudem fest, dass Heimatverbundenheit den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt und mit höherem Wohlbefinden der Menschen einhergeht. Wer sich stärker mit seiner Heimat verbunden fühlt, ist lebenszufriedener und glücklicher. Dies gilt laut der Studie sogar noch stärker für Menschen mit Migrationshintergrund als für Menschen ohne. Insofern könne Heimatverbundenheit durchaus als ein Indikator für die gelungene Integration gesehen werden, so das Team. Sie leiste einen nennenswerten Beitrag zur Lebensqualität der Menschen in Deutschland.

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