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Gefahr im Verzug - so schlimm steht es um den Berggasthof auf dem Oybin

Die Bausubstanz des historischen Gasthofs ist so schwer geschädigt, dass das Gebäude jetzt notgesichert werden muss - wie diese Fotos zeigen.

Von Jana Ulbrich
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Die Nordwestfassade des historischen Berggasthofs auf dem Oybin - hier links im Bild - ist so schwer geschädigt, dass sie jetzt notgesichert werden muss.
Die Nordwestfassade des historischen Berggasthofs auf dem Oybin - hier links im Bild - ist so schwer geschädigt, dass sie jetzt notgesichert werden muss. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Es ist Gefahr im Verzug auf dem berühmtesten Gipfel des Zittauer Gebirges: Der historische Berggasthof ganz oben auf dem Oybin ist zum akuten Notfall geworden. Ein Sanierungsfall ist das denkmalgeschützte Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon lange. Seit Jahrzehnten ist hier nicht mehr investiert worden, seit mehr als drei Jahren ist das Gasthaus nun schon wegen Baufälligkeit geschlossen. Jetzt zeigt ein Baugutachten, dass die Gemeinde Oybin dringend handeln muss.

"Es hat uns schon ziemlich erschreckt, als wir gesehen haben, wie groß die Schäden inzwischen wirklich sind", muss Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) zugeben. Vor allem an der Wetterseite, der Nordwest-Fassade sind sie so groß, dass sie einer sofortigen Reparatur bedürfen, erklärt er. Steine bröckeln und drohen herunterzustürzen, die hölzerne Fachwerkkonstruktion ist vom Schwamm zerfressen.

"Wir können jetzt nicht noch ein paar Jahre abwarten, bis wir so weit sind, um mit der geplanten Sanierung beginnen zu können", sagt Steiner. "Hier müssen wir ganz schnell etwas tun."

Blick aus dem Oybiner Hausgrund auf die Wetterseite des Berggasthofs. Die Außenwand muss jetzt dringend notgesichert werden.
Blick aus dem Oybiner Hausgrund auf die Wetterseite des Berggasthofs. Die Außenwand muss jetzt dringend notgesichert werden. © Matthias Weber/photoweber.de
Ein Blick aus der Nähe zeigt, wie groß die Schäden inzwischen sind. Das Foto entstand bei einer Baubegehung mit einem Gutachter.
Ein Blick aus der Nähe zeigt, wie groß die Schäden inzwischen sind. Das Foto entstand bei einer Baubegehung mit einem Gutachter. © Gerd Kundisch
Auch dieses Foto zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Jetzt stellt die Gemeinde Oybin einen Fördermittelantrag für die Notsicherung.
Auch dieses Foto zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Jetzt stellt die Gemeinde Oybin einen Fördermittelantrag für die Notsicherung. © Gerd Kundisch

Die geplante Sanierung des Berggasthofs und der Bau eines Personen-Aufzugs auf die bisher nur zu Fuß erreichbare Burg- und Klosteranlage ist das bisher größte und ambitionierteste Vorhaben der Gemeinde Oybin. Rund zwölf Millionen Euro aus dem Kohle-Strukturwandeltopf sind dafür eingeplant.

Doch bis zum tatsächlichen Baubeginn werden wegen der langwierigen Genehmigungsverfahren noch Jahre vergehen. Derzeit sind die Gutachter am Werk: Vor allem für den Bau der Seilbahn müssen mehrere Gutachten erstellt und Varianten verglichen werden.

Denn eigentlich dürfte an der Stelle des alten - ebenfalls wegen Baufälligkeit stillgelegten - Lastenaufzugs gar kein neuer gebaut werden. Der Oybin liegt im Landschaftsschutzgebiet, im Europäischen Vogelschutzgebiet und im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Die Nordwand des riesigen Sandsteinfelsens ist Naturdenkmal und Horstschutzzone.

Es sind mehrere Naturschutzgutachten in Arbeit, bestätigt der Bürgermeister, darunter ein Vogelschutz-, ein Artenschutz- und ein Trinkwasserschutz-Gutachten. Als künftige Aufzugsmöglichkeit werden zwei noch mögliche Varianten näher geprüft: eine Seilbahn anstelle des früheren Lastenaufzugs und ein Senkrechtaufzug aus dem Hausgrund in der Art eines Fahrstuhls.

Die Gutachter für die Bausubstanz des Gasthofs sind mit ihrer Arbeit fertig. Holzschutz-, Schadstoff- und Statikgutachten liegen vor, so der Bürgermeister. Dabei seien die massiven Schäden festgestellt worden. "Wir haben deshalb jetzt zusätzlich noch mal ein Gutachten zur Standsicherheit in Auftrag gegeben", erklärt Tobias Steiner. Ein einheimisches Ingenieurbüro plant jetzt die Notsicherung.

Dass der Schaden jetzt schnellstmöglich repariert und alles dafür getan werden muss, dass sich der Schwammbefall im Gebäude nicht noch weiter ausbreitet, darin sind sich die Oybiner Gemeinderäte alle einig. Einstimmig haben sie auf ihrer Januarsitzung am Montagabend beschlossen, die Notsicherung der Nordwestfassade anzugehen.

Rund 100.000 Euro wird das nach ersten Schätzungen kosten. Das Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt haben ihre Unterstützung nach einer Vor-Ort-Begehung bereits zugesagt. Die Gemeinde Oybin wird nun einen Fördermittelantrag mit Dringlichkeitsvermerk stellen. Der Eigenanteil der Gemeinde von rund 15.700 Euro soll über den Oybiner Fremdenverkehrsbetrieb gedeckt werden.

Sobald der Bewilligungsbescheid über die Fördermittel vorliegt, will die Gemeinde die Ausschreibung starten. Die Notsicherung soll dann schnellstmöglich beginnen. Wann allerdings Baubeginn für das Großprojekt sein wird, diese Frage kann in Oybin bisher noch niemand beantworten.