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Nach Franz folgt Helga: Zittauer saniert zweites schmales Haus

Thomas Born gehört bereits die Franz-Könitzer-Straße 39 in Zittau. Jetzt nimmt er sich dem Nachbarhaus an und denkt dabei auch an seine Eltern.

Von Thomas Christmann
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Thomas Born gehören zwei Häuser in der Franz-Könitzer-Straße in Zittau. Nachdem er die 39 (rechts) saniert hat, ist jetzt die 37 (Mitte) dran..
Thomas Born gehören zwei Häuser in der Franz-Könitzer-Straße in Zittau. Nachdem er die 39 (rechts) saniert hat, ist jetzt die 37 (Mitte) dran.. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Er steht vor dem letzten großen Abenteuer seines Lebens. So bezeichnet Thomas Born die Sanierung der Franz-Könitzer Straße 37 in Zittau, die der Eigentümer dieses Jahr begonnen hat. Das etwa 5 Meter breite und 15 Meter lange Haus mit 170 Quadratmetern Grundfläche hat für ihn einige Besonderheiten. Dazu gehören die Gewölbe im Keller, über den ein mittlerweile versperrter Zugang einst in Richtung Stadtmauer führte. Die Aufteilung der Räume in der ersten Etage, die Platz für Schlafzimmer, Wohnküche und Bad bietet, findet der 58-Jährige vorteilhaft. Und von dort ist auch die Terrasse zu erreichen. Zudem gibt es einen geräumigen Dachboden, wenn auch dort einige Holzbalken durchnässt und angebrochen sind. "Man könnte zur Not sofort einziehen", sagt er.

Das ist aber gar nicht sein Ziel. Schließlich wohnt Thomas Born schon seit neun Jahren in der Nummer 39, die direkt nebenan liegt und ihm gehört. Er stammt aus Zittau, studierte in seiner Heimatstadt Maschinenbau und arbeitete danach in den Tagebauen Olbersdorf und Berzdorf. "Ich wollte nie weg", sagt der Ingenieur, der sich nach dem Ende des Kohleabbaus beruflich neu orientieren musste. So folgte Ende der 1990er Jahre ein Studium in Finanzwirtschaft an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Seither arbeitet Thomas Born im gehobenen Dienst beim Zoll, aktuell im Bereich Kfz-Steuer.

Privat war der Beamte zwischenzeitlich in Großschönau, lebte dort mit der damaligen Frau und den fünf Kindern in einem Haus. Für die Familie sei die ländliche Idylle schön gewesen, sagt der Vater. Doch ihm fehlte das urbane Leben. Der 58-Jährige wollte in die Stadt zurück. Die Franz-Könitzer-Straße 39 stand 2015 leer und zum Verkauf. "Das Haus war schnuckelig", sagt er. "Aber auch eine Ruine." Zu der Zeit liefen Scheidung und Haus-Verkauf in Großschönau. Deshalb musste Thomas Born in Zittau auf eine Baustelle ziehen, schlief anfangs auf einer Luftmatratze und duschte sich mit einem Gartenschlauch. Die komplette Sanierung - ohne Fördermittel - dauerte fünf Jahre, wobei er auch Arbeiten selbst übernahm. Ein Neubau sei günstiger, aber nicht individueller, meint der Eigentümer. Die Höhe der Investition behält der Zittauer für sich.

Zur Geschichte seines Wohnhauses weiß der Hausherr nur so viel: Vor der Zeit des Automobils muss sich darin eine Schankstube befunden haben. Darauf deuten die Weinflaschen im Gitter der Eingangstür hin. Und im Erdgeschoss war ein Friseurgeschäft untergebracht, von dem der Bewohner den Schriftzug "Damen-Salon" erhalten hat. Aus dem Laden ist eine Garage geworden. Und trotz der 170 Quadratmeter verfügt das dreigeschossige Objekt nur über zweieinhalb Räume. "Hier muss man fit sein", sagt er aufgrund der schmalen und langen Etagen, die rein über Treppen zu erreichen sind.

Seinem Gebäude hat Thomas Born mit Bezug zur Straße den Namen "Franz" gegeben. Und das ähnelt in der Größe und den Zuschnitten dem Nachbarobjekt, für das er sich seit 2018 interessiert. In der Nummer 37 wohnte bis dahin eine Seniorin, die in ein Heim zog. Der Zittauer sah darin die Chance, künftig mit seiner neuen Partnerin wenigstens Tür an Tür leben zu können. In der 39 fehlte dafür mindestens ein Raum. Und so gab der 58-Jährige ein Kaufangebot ab. Doch aufgrund ungeklärter Erbfragen - im Grundbuch stand noch der verstorbene Mann der Seniorin - zog sich das Verfahren über fünf Jahre.

Blick auf die Steintreppe in der Franz-Könitzer-Straße 39, die in die erste Etage führt. Den Bereich findet der Eigentümer funktional.
Blick auf die Steintreppe in der Franz-Könitzer-Straße 39, die in die erste Etage führt. Den Bereich findet der Eigentümer funktional. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Das Mauerwerk ist bereits freigelegt - und  das soll auch bleiben.
Das Mauerwerk ist bereits freigelegt - und das soll auch bleiben. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Zwar war 2023 die Freundin von Thomas Born Geschichte, trotzdem erwarb er das Gebäude mit der kompletten Einrichtung. Im Oktober begann der neue Eigentümer mit dem Beräumen des Objekts, was allein drei Monate dauerte. Den meisten Hausrat musste der 58-Jährige dabei entsorgen, verschenkte aber auch manche Sachen an Freunde oder stellte noch Brauchbares abends vor die Eingangstür - am nächsten Tag war alles weg. Selbst behalten hat Thomas Born unter anderem einen Wackeldackel. "Der ist so kitschig, dass er schon wieder Kult ist", sagt der Zittauer.

Seit diesem Jahr nun läuft die Sanierung. Dazu legte der Bauherr einige Wände frei. Hinter einer davon vermutet er Spuren des Stadtbrandes von 1757, obwohl das Baujahr des Hauses nicht bekannt ist. Das heutige schmucklose Erscheinungsbild soll das Objekt zwischen 1930 und 1970 erhalten haben. Das wird sich im Zuge der Sanierung bis Ende 2024 ändern: So plant er die Anschlüsse für sämtliche Medien, die Fassade mit Fenstern sowie den Dachstuhl samt Eindeckung erneuern zu lassen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 70.000 Euro, wobei sich die Stadt über ein Förderprogramm mit 25 Prozent beteiligt. Den Innenausbau will der Zittauer dann Schritt für Schritt angehen. Zeitdruck wie bei seinem Haus verspürt der Eigentümer schließlich keinen.

Vorstellen kann sich Thomas Born, aus der 37 eine Studenten- oder Ferienwohnung zu machen. Jedoch nicht für längere Zeit. Der Grund: Er möchte das Objekt für seine 78-jährige Mutter und deren 86-jährigen Mann vorhalten, die in Dresden wohnen. Wenn sie einmal auf Hilfe angewiesen sind, will der Sohn zur Stelle sein. "Die Eltern sind erst für das Kind da, später sollte das Kind auch für die Eltern da sein", erklärt er den Grund. Einen Namen hat er dem Haus schon gegeben. Das heißt "Helga" - in Erinnerung an die ehemalige Bewohnerin.