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Wie Jonsdorfs altes Kurhaus zum neuen Kurhaus wird

Das DRK Aue-Schwarzenberg hat das traditionsreiche Kurhotel im Zittauer Gebirge gekauft und macht daraus eine moderne Eltern-Kind-Kur-Einrichtung.

Von Jana Ulbrich
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Das älteste Kurhaus im Kurort Jonsdorf ist mittlerweile vollkommen entkernt: Das DRK Aue-Schwarzenberg baut es zu einer modernen Eltern-Kind-Kur-Einrichtung um.
Das älteste Kurhaus im Kurort Jonsdorf ist mittlerweile vollkommen entkernt: Das DRK Aue-Schwarzenberg baut es zu einer modernen Eltern-Kind-Kur-Einrichtung um. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Der ursprüngliche Zeitplan ist Makulatur. "Bei so einem alten Haus haben wir schon mit Überraschungen gerechnet", sagt Thomas Illert, "aber dass hier so viel Ungeahntes zutage kommt ...". Der Geschäftsführer des DRK Aue-Schwarzenberg muss den Satz gar nicht zu Ende sprechen.

Im Januar hat Illert den Kaufvertrag unterschrieben für das alte Jonsdorfer Kurhaus, das älteste und einst erste Haus am Platze. 32 Jahre lang hatte Traditionswirt Gert Linke das Haus zuletzt als Hotel betrieben. Aus Altersgründen gab er den Betrieb Ende letzten Jahres auf.

Es war ein Glücksfall für Jonsdorf und das Kurhaus, dass sich schnell ein neuer Besitzer fand: Das DRK Aue-Schwarzenberg, das seit Anfang der 1990er Jahre das "Haus am Jonsberg", eine Einrichtung für Mutter-/Vater-Kind-Kuren betreibt, hatte eine Möglichkeit zur Erweiterung gesucht. "Das alte Kurhaus hat sich wunderbar angeboten", sagt Geschäftsführer Illert. "Dass wir nun tatsächlich wieder ein richtiges Kurhaus daraus machen, schließt den Kreis der Geschichte."

Die historische Fassade wird das Jonsdorfer Kurhaus auch künftig behalten. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Die historische Fassade wird das Jonsdorfer Kurhaus auch künftig behalten. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Thomas Illert, Geschäftsführer des DRK Aue-Schwarzenberg, zeigt die Pläne für die beiden Obergeschosse, in denen acht Familiensuiten mit insgesamt 32 Betten entstehen sollen.
Thomas Illert, Geschäftsführer des DRK Aue-Schwarzenberg, zeigt die Pläne für die beiden Obergeschosse, in denen acht Familiensuiten mit insgesamt 32 Betten entstehen sollen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Romy Schneider, die Leiterin des Eltern-Kind-Kurhauses am Jonsberg, Bauunternehmer René Hahnfeld und DRK-Mitarbeiterin Isabell Wächter (v.l.) besprechen den Bauablauf im Erdgeschoss. Hier sollen Küche und Restaurant entstehen.
Romy Schneider, die Leiterin des Eltern-Kind-Kurhauses am Jonsberg, Bauunternehmer René Hahnfeld und DRK-Mitarbeiterin Isabell Wächter (v.l.) besprechen den Bauablauf im Erdgeschoss. Hier sollen Küche und Restaurant entstehen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Aber der Umbau zu einer modernen Kureinrichtung habe sich als schwieriger erwiesen als ursprünglich gedacht, so der Geschäftsführer. Ursprünglich sollte das Haus in zwei Abschnitten saniert werden. Schon im Sommer hätten die ersten Kurgäste einziehen sollen.

Während der Bauarbeiten, die seit dem Frühjahr laufen, hatte sich herausgestellt, dass die gesamte Abwasserleitung erneuert werden muss, erklärt Thomas Illert. "Wir müssen jetzt den ganzen Keller aufreißen, das war so nicht geplant." Damit könne nun auch nicht mehr in zwei Abschnitten gebaut werden.

"Wir mussten auch das Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse vollständig entkernen", schildert der Geschäftsführer. Dazu kämen außerdem noch manche Bauvorschriften, die verstehe, wer will. "Wir mussten zum Beispiel wegen der Brandschutzvorschriften die gesamte Ausfachung aus Lehm und Stroh herausreißen und massiv neu bauen", erzählt der Geschäftsführer.

Acht Familien-Suiten für Eltern und Kinder

Nach neuem Zeitplan rechnet Thomas Illert jetzt damit, dass das Haus ab Januar betriebsbereit ist. Der Platz für die Kurgäste wird dringend gebraucht. Gerade nach den Belastungen für Familien im zweijährigen Corona-Lockdown ist die Nachfrage nach Eltern-Kind-Kuren enorm gestiegen, weiß Romy Schneider, die das "Haus am Jonsberg" leitet.

"Viele Eltern, die zu uns kommen, sind erschöpft, manche völlig ausgebrannt", sagt sie. Auch die Kinder kämen oft mit psychischen Problemen, mit ADS, ADHS oder Anpassungsstörungen. "Die 90 Plätze, die wir zur Verfügung haben, sind immer belegt", sagt Romy Schneider. Die frühesten freien Termine, die sie den Familien derzeit anbieten kann, hat sie im Herbst nächsten Jahres.

Weil die Kurklinik am Fuße des Jonsbergs in Alleinlage, im Außenbereich und noch dazu im Landschaftsschutzgebiet liegt, kann dort nicht mehr angebaut und erweitert werden. Deshalb sei es auch für das DRK Aue-Schwarzenberg ein Glücksfall gewesen, dass Vorbesitzer Gert Linke einen Käufer für sein Hotel gesucht hatte, sagt Thomas Illert.

Acht Familien-Suiten mit jeweils vier Betten sollen in der neuen Außenstelle der Kurklinik entstehen. Geplant ist so großzügig, dass beiden Elternteilen ein Aufenthalt ermöglicht werden kann. "Wir merken, dass es für viele Familien sehr wichtig ist, dass eben nicht nur die Mutter oder der Vater alleine mit den Kindern zu uns kommen, sondern die ganze Familie diese Auszeit braucht", erklärt Romy Schneider. Deshalb wolle sie dem anderen Elternteil die Möglichkeit bieten, den Kuraufenthalt als Selbstzahler zu begleiten. "Bisher scheitert das bei uns im Haus aber oft am Platz", sagt sie.

Auch René Hahnfeld freut sich, dass in das alte Kurhaus bald wieder Leben einzieht. Der Bauunternehmer aus Jonsdorf hat den Auftrag für die neue Abwasserleitung bekommen. Seine Leute und er schaffen gerade tonnenweise Bauschutt aus dem Keller. "Ich kenne dieses Haus seit meiner Kindheit", sagt er. "Es liegt mir richtig am Herzen, dass es jetzt saniert wird. Das war höchste Zeit."

Hahnfeld würde sich freuen, wenn das Kurhaus-Restaurant vielleicht auch wieder für die Öffentlichkeit geöffnet wäre, sagt er. DRK-Geschäftsführer Thomas Illert hat da zwar noch keine konkreten Pläne, könne sich beispielsweise ein kleines Café für die Jonsdorfer aber durchaus vorstellen.