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Zittau: Robur-Industriebrache wird zur Gefahr für Passanten

Seit Jahrzehnten verfällt das traditionsreiche Robur-Werk in Zittaus Innenstadt. Jetzt musste die Bauaufsicht einschreiten. Aber wo ist der Besitzer?

Von Jana Ulbrich
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Der Fußweg und ein Teil der Zittauer Eisenbahnstraße entlang der früheren Robur-Werke ist gesperrt. Eine Sicherheitsmaßnahme der Stadt
Der Fußweg und ein Teil der Zittauer Eisenbahnstraße entlang der früheren Robur-Werke ist gesperrt. Eine Sicherheitsmaßnahme der Stadt © Matthias Weber/photoweber.de

Der marode Charme hat nichts Charmantes: Das riesige Areal der einst so traditionsreichen Robur-Werke in bester Zittauer Innenstadtlage ist kein schöner Anblick. Seit Jahrzehnten ist die riesige Industriebrache dem Verfall preisgegeben. Jetzt musste sogar die Bauaufsicht einschreiten.

An der Gebäudeseite entlang der Eisenbahnstraße hat die Stadt Zittau Ende Januar den Fußweg und auch gleich noch einen Teil der Straße gesperrt. Eine Vorsichtsmaßnahme, die die städtische Bauaufsicht anordnen musste. Teile aus dem Gesims des großen Eingangs-Portals waren herabgestürzt - wahrscheinlich eine Folge des mehrfachen Frost-Tauwetter-Wechsels in diesem Winter, so bestätigt es Zittaus Stadtsprecher Kai Grebasch.

Es bestehe die Gefahr, dass noch weitere lose Teile abbröckeln könnten. Und nicht nur vom einst so schönen Gesims. Aus der ganzen Fassade könnten Putzbrocken oder lose Fensterscheiben fallen, befürchten die Experten aus dem Zittauer Hochbauamt.

Die Gebäude sind in einem schlimmen Zustand. Zwar biete die Gebäudesubstanz nach Einschätzung der Bauaufsicht noch ausreichend Stabilität, da sie im Wesentlichen aus Mauerwerk und Stahlbeton besteht. Doch die meisten Holzbauteile sind marode und verfault. So ist das Dach über dem Gebäude an der Marschner Straße bereits eingestürzt. Auch zahlreiche Fenster sind inzwischen zerstört und werden zunehmend zur Gefahr, sagt Kai Grebasch.

So schlimm sehen die Robur-Gebäude inzwischen aus

Entlang der Eisenbahnstraße ist der jahrzehntelange Verfall am deutlichsten sichtbar.
Entlang der Eisenbahnstraße ist der jahrzehntelange Verfall am deutlichsten sichtbar. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Am Fabrikgebäude muss mit herabstürzenden Fensterscheiben gerechnet werden.
Am Fabrikgebäude muss mit herabstürzenden Fensterscheiben gerechnet werden. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Ein Blick in den Innenhof, der immer weiter zuwächst. Das Foto entstand bereits vor zwei Jahren. Es hat sich nichts geändert.
Ein Blick in den Innenhof, der immer weiter zuwächst. Das Foto entstand bereits vor zwei Jahren. Es hat sich nichts geändert. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Am Verwaltungs-Gebäude an der Bahnhofstraße hängt seit einem Jahr ein gelbes Plakat mit der Aufschrift "zu verkaufen".
Am Verwaltungs-Gebäude an der Bahnhofstraße hängt seit einem Jahr ein gelbes Plakat mit der Aufschrift "zu verkaufen". © Matthias Weber/photoweber.de
Blick durch ein kaputtes Fenster in eine der früheren Werkshallen. Es droht Einsturzgefahr.
Blick durch ein kaputtes Fenster in eine der früheren Werkshallen. Es droht Einsturzgefahr. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Was macht eigentlich der Eigentümer?

Eigentümer der riesigen Immobilie ist seit 15 Jahren Zdzislaw Niewiadomski aus dem polnischen Zielona Gora (Grünberg). Der Unternehmer wollte auf dem Gelände ein Biogas-Kraftwerk bauen. Diesen Plan aber konnte der heute 75-Jährige nicht realisieren. Auch andere Pläne zerschlugen sich. Jetzt will Niewiadomski die Immobilie wieder loswerden. Aber offenbar ist auch das inzwischen schwierig.

Schon vor einem Jahr hängte er ein weithin sichtbares Plakat mit der Aufschrift: "Zu verkaufen" an die Fassade des Verwaltungsgebäudes an der Bahnhofstraße. Nach SZ-Informationen hatte er den gesamten Gebäudekomplex zum Verkauf angeboten: das Bürogebäude mit 4.300 Quadratmetern Fläche genauso wie die drei verfallenen Produktionsgebäude mit insgesamt 33.800 Quadratmetern. Er pries in seinem Angebot die strategisch und wirtschaftlich vorteilhafte Lage im Dreiländereck an, ebenso den Vorteil einer touristisch attraktiven Landschaft und die Nähe zum Iser- und Riesengebirge.

Das große gelbe Transparent hängt auch jetzt noch. Vor einem Jahr hatte Zdzislaw Niewiadomski gegenüber der SZ noch bestätigt, dass es Interessenten für den Komplex gäbe und er in Verhandlungen stünde. Inzwischen scheint der Unternehmer wie vom Erdboden verschwunden.

Im Verwaltungsgebäude an der Bahnhofstraße hatte er sich eine Wohnung eingerichtet, wurde hier aber lange nicht mehr gesehen. Zwar steht ein Kleinwagen mit polnischem Kennzeichen hinter dem verschlossenen Hoftor, doch auf das Klingeln an der Tür öffnet niemand. An Klingelschild und Briefkasten steht auch Niewiadomskis Name nicht mehr.

"Der Kontakt zum Eigentümer beschränkt sich leider zumeist nur darauf, dass wir ihm Auflagen erteilen", sagt Stadtsprecher Grebasch. Bisher habe Niewiadomski aber wenigstens auf die Auflagen reagiert. Nach der Sperrung des Fußwegs aber habe er sich noch nicht bei der Stadt gemeldet. "Wir haben aber festgestellt, dass der Fußweg mittlerweile gekehrt wurde", sagt Grebasch. "Offenbar hat der Eigentümer jemanden damit beauftragt."

Was Zdzislaw Niewiadomski gerade macht, wo er ist und wie es um seine Verkaufsabsichten steht, dass weiß derzeit allerdings niemand. Auch für die SZ ist der Unternehmer nicht zu erreichen. Sein Telefon ist ausgeschaltet. Auf E-Mails reagiert er nicht.