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Erster Roman: Die wunderbare Fantasy-Welt der Zittauerin Kathleen Stein

Unter ihrem Pseudonym "K. Stayn" legt die junge Autorin ihr Erstlingswerk vor - auch ihr Leben scheint ein bisschen wie aus einem Fantasy-Roman gegriffen.

Von Markus van Appeldorn
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Kathleen Stein in ihrem "bretonischen Zimmer".
Kathleen Stein in ihrem "bretonischen Zimmer". © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Wer die Wohnung von Kathleen Stein (29) betritt, könnte leicht ins Grübeln geraten. An den Wänden hängen Geweihe und präparierte Skorpione, Tausendfüßer, Käfer oder Schmetterlinge. Ausgestopfte Marder, Eichhörnchen oder auch Greifvögel starren aus ihren toten Augen - lebende Haustiere gibt's hier nicht. Wuchtige, dunkle antike Möbel füllen die Räume, darin aufgestellt historische Schmuckteller mit Motiven von Kaiser Wilhelm II.. Ist das hier ein Gruselkabinett oder ein Museum? Nichts von alledem. Es ist die Lebenswelt einer kreativen und außergewöhnlichen jungen Zittauerin.

Kathleen Stein ist diese Verwunderung gewohnt. "Mein Freund und ich, wir lieben einfach antike Möbel und diese Jagdtrophäen stammen alle noch von meinem Opa", sagt sie. Und für das eine auf manchen vielleicht düster wirkende Zimmer hat sie auch eine viel elegantere Bezeichnung: "Das ist unser bretonisches Zimmer", sagt sie. Einst standen die Möbel in einem französischen Schloss - heute ist das "bretonische Zimmer" Kathleens Arbeitsraum für ein ganz spezielles Hobby. Kathleen hat gerade unter ihrem Pseudonym "K. Stayn" ihren ersten historischen Fantasy-Roman vorgelegt. Und ein bisschen wie aus einem solchen gegriffen wirkt eben auch ihre Wohnung.

"Zuerst nur ein Harry-Potter-Abklatsch"

"Meine Mutter sagt immer, ich wäre am falschen Jahrhundert geboren", sagt Kathleen Stein und lacht laut. Eigentlich lacht sie mindestens bei jedem zweiten Satz - ist also so gar kein finsterer Mensch. Auch wenn ihr Romandebüt "Verborgenes Traja - Aus Asche geboren" in jenem stets als finster bezeichneten Mittelalter spielt. Jahre hat es gedauert, bis sie die über 500 Seiten gefüllt hatte - und das soll erst der erste von neun geplanten "Traja"-Bänden werden. Das fast fertige Manuskript des zweiten Bandes "Erwachtes Traja" liegt bereits auf ihrem Schreibtisch im "bretonischen Zimmer".

Die Leidenschaft für diesen mittelalterlichen Teil ihres Lebens erwachte einst schon, als sie als Zwölfjährige das Christian-Weise-Gymnasium besuchte. "Ich habe damals angefangen, Ideen zu sammeln und zu schreiben. Am Anfang war das mehr so ein Harry-Potter-Abklatsch" erzählt sie - lachend wie immer. Und natürlich hat sie alle "Harry-Potter"-Bände verschlungen und sämtliche Filme gesehen. Alsbald machte sie sich aber schon damals an die "Traja"-Saga. "Genau zur Abi-Zeit 2013 ist es fertig geworden", erzählt sie - das war allerdings noch eine Art Rohfassung.

"Ich habe schon damals bei einigen Literaturagenten gefragt, aber nur Absagen erhalten", erzählt sie. Und dann schlug sie auch erst mal eine "normale" Laufbahn ein. Ausbildung zur Sozialassistentin und anschließend zur Erzieherin am Berufsschulischen Zentrum in Görlitz. Dann arbeitete sie erst einige Jahre als Erzieherin im Schullandheim in Hainewalde und aktuell in einer Kita in Oybin. Die Kleinen da sind jetzt schon ihre größten Fans. "Die finden das cool, dass ich Fantasy-Geschichten schreibe", erzählt sie.

Gruselkabinett oder Museum? Kathleen hat jede Menge Jagdtrophäen oder ausgestopfte und präparierte Tiere.
Gruselkabinett oder Museum? Kathleen hat jede Menge Jagdtrophäen oder ausgestopfte und präparierte Tiere. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Selbst das Telefon ist aus der Zeit gefallen - funktioniert aber noch.
Selbst das Telefon ist aus der Zeit gefallen - funktioniert aber noch. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Auch das Wohnzimmer ist voll mit antiken Möbel und Tier-Präparaten.
Auch das Wohnzimmer ist voll mit antiken Möbel und Tier-Präparaten. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Eine literarische Würdigung für die "wunderbare Oma"

Es war dann 2020, als sie ihrer heutigen Lektorin in Bayreuth begegnete. "Die hat gesagt: In Deinem Text ist so viel Potenzial." Die Lektorin gab dem Roman den nötigen Feinschliff - und Kathleen ihm eine rührende Widmung: "Für Inge, meine wunderbare Oma, die Tinte und Papier wie Magie erscheinen ließ und etwas Größeres als nur ein Feuer entfacht hat" - die wunderbare Oma Inge starb einst, als Kathleen erst elf Jahre alt war. "Eine Bilderbuch-Oma", sagt sie. Und ein bisschen ein Bilderbuch mit eigenen Zeichnungen ist auch der "Traja"-Roman.

Jüngst hat sie den Druck der ersten 500 Exemplare selbst finanziert. Immerhin: In der Zittauer Buchkrone am Markt gibt's ihr Werk auch schon für 17,99 Euro zu kaufen. Dort wird sie am 2. Mai auch daraus vorlesen. Vorher kommt aber noch eine Station von ganz anderem Kaliber: Vom 21. bis 24. März hat Kathleen auf der Leipziger Buchmesse einen Gemeinschaftsstand mit anderen Fantasy-Autorinnen. Am 12. April folgt eine Lesung in der Löbauer Stadtbibliothek und am 8. Mai beim Spectaculum Citaviae in Zittau. Alles über Kathleen erfährt man auf ihrer Internetseite k.stayn.de.

Die Handlung des Buches in Kurzfassung: Im Jahr 1396 muss "Lorea", die Protagonistin des Romans, mit ihrer Mutter aus Nordengland vor Verfolgern flüchten. Sie gelangt über Frankreich ins damalige Königreich Kastilien - heute ein Großteil Spaniens - und schließlich auf die heute zu Portugal gehörenden Azoren-Inseln. An Teilen der Schauplätze ihres Romans hat Kathleen Stein auch selbst recherchiert. "Auf den Azoren kann man wirklich toll Urlaub machen", sagt sie.