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Löbau-Zittau: So ersetzen Hausärzte jetzt den Hautarzt

Seit anderthalb Jahren gibt es im Raum Löbau-Zittau keinen Dermatologen mehr. Menschen mit Hautproblemen kann jetzt aber auf andere Weise geholfen werden.

Von Jana Ulbrich
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Der Oderwitzer Hausarzt Dr. Gottfried Hanzl arbeitet schon seit einem Jahr mit Teledermatologie. Ab sofort sind diese Untersuchungen für Patienten kostenlos - und weitere Hausärzte beteiligen sich am Projekt.
Der Oderwitzer Hausarzt Dr. Gottfried Hanzl arbeitet schon seit einem Jahr mit Teledermatologie. Ab sofort sind diese Untersuchungen für Patienten kostenlos - und weitere Hausärzte beteiligen sich am Projekt. © Matthias Weber/photoweber.de

Das Jahr 2024 beginnt für die Einwohner in der Südhälfte des Kreises Görlitz mit einer guten Nachricht: Nach anderthalb Jahren ohne einen niedergelassenen Dermatologen gibt es jetzt für Patienten mit Hautproblemen eine Lösung, die schon in den nächsten Wochen greifen soll. Und so sieht sie aus.

Wie es der Oderwitzer Hausarzt Dr. Gottfried Hanzl schon seit einem Jahr praktiziert, werden in den kommenden Wochen auch weitere niedergelassene Hausärzte aus der Region Löbau-Zittau in das Telederma-Projekt einsteigen.

Es haben sich mehrere Allgemeinmediziner bereiterklärt, an dem Projekt mitzuarbeiten, bestätigt Katharina Bachmann-Bux von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Sachsen. Sie erhalten in diesen Tagen die entsprechende Technik für ihre Praxen. Bei der KV geht man davon aus, dass die Kollegen noch im Laufe des ersten Quartals mit den hautärztlichen Untersuchungen beginnen können.

Telederma-Behandlungen ab sofort kostenlos

Die KV habe dafür nun entsprechende Verträge mit den Anbietern und auch mit den Kassen geschlossen. "Die hautärztlichen Untersuchungen werden für die Patienten kostenlos sein", kündigt die Sprecherin an.

Das freut auch Dr. Gottfried Hanzl. Der bekannte Hausarzt aus Oderwitz hatte das Projekt Teledermatologie auf einer Weiterbildungsveranstaltung kennengelernt und beteiligt sich als einziger in der Region schon seit einem Jahr daran. Allerdings hatten die Kassen diese Leistung bisher nicht übernommen. Das ändert sich nun: Seit dem 1. Januar ist die Untersuchung für seine Patienten kostenlos, teilt er mit.

Und so funktioniert das Projekt: Mithilfe einer mikroskopischen Lupe und eines Tablets, die die KV den Hausärzten zur Verfügung stellt, können sie Auffälligkeiten und verdächtige Hautstellen von Patienten, die beispielsweise auf einen Hautkrebs oder eine andere Hautkrankheit hindeuten könnten, fotografieren und scannen. Die Bilder werden über das Tablet an beteiligte Dermatologen übermittelt. Von den Fachärzten bekommen die Hausärzte die Diagnose und eine Empfehlung für die weitere Behandlung.

100.000 Euro für einen neuen Dermatologen

Unabhängig davon sei man bei der KV Sachsen aber auch weiterhin bemüht, die vier freien Hautarztstellen im Raum Löbau-Zittau wieder zu besetzen, erklärt Katharina Bachmann-Bux. Als Anreiz für die Niederlassung hat die KV sogar zwei Förderstellen ausgelobt: Ein Dermatologe, der eine der vakanten Praxen übernimmt, bekommt 100.000 Euro für die Einrichtung geschenkt.

Gleiches gilt, wenn eine andere Arztpraxis oder ein Medizinisches Versorgungszentrum einen Hautarzt anstellen. Zudem würde die KV den Hautärzten einen Mindestumsatzes in Aussicht stellen, damit der Praxis-Betrieb von Beginn an gewährleistet ist.

Gottfried Hanzl allerdings ist skeptisch, dass der Fachärztemangel in der Region irgendwann wieder ausgeglichen werden könnte. Der Landarzt, der selbst schon Mitte 70 ist, ist überzeugt, dass die Telemedizin im ländlichen Raum in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. "Wenn die Wege zum nächsten Haus- oder Facharzt zu weit werden, müssen wir andere Möglichkeiten und Alternativen für die ärztliche Versorgung finden", sagt er. Die Dermatologie sei da nur der Anfang.