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Der Gasthof Dittelsdorf wird wiederbelebt - durch sie

Zwei junge Männer haben das geschlossene Restaurant von der Stadt Zittau gepachtet. Noch muss ein bisschen gebaut werden. Aber in ein paar Wochen geht es los.

Von Frank-Uwe Michel
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Das sind die neuen Betreiber des Gasthofes in Dittelsdorf:
Paul Runge (links), der für schmackhafte Gerichte sorgt, und Jonas Ehrentraut, der sich um den Service kümmert.
Das sind die neuen Betreiber des Gasthofes in Dittelsdorf: Paul Runge (links), der für schmackhafte Gerichte sorgt, und Jonas Ehrentraut, der sich um den Service kümmert. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die aktuellen Umstände sind alles andere als berauschend: hohe Energiekosten, seit Jahresbeginn die Mehrwertsteuer rauf auf 19 Prozent und Lebensmittel, die immer teurer werden. In dieser Zeit eine geschlossene Gaststätte übernehmen und sich damit selbstständig machen - birgt das nicht jede Menge Risiko? "Man kann alles schlechter reden, als es ist. Wir kommen aus der Branche, bringen Erfahrungen mit und sind überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden", so Jonas Ehrentraut und Paul Runge. Die beiden jungen Männer sind die neuen Betreiber des Gasthofes in Dittelsdorf. Und wollen das etwa zwei Jahre geschlossene Objekt wieder zum Laufen bringen.

Der Ortschaftsrat hat sein Okay gegeben, der Pachtvertrag mit der Stadt Zittau - der Eigentümerin der Immobilie - ist unterschrieben. Nun kann es losgehen - zuerst allerdings mit notwendigen Renovierungsarbeiten. "Durch die Erschütterungen beim Straßenbau direkt vor unserer Tür hat sich der Putz teilweise gelöst. Wir haben deshalb entschieden, das Innere des Restaurants insgesamt auf Vordermann zu bringen", erklärt Ehrentraut. Bei den Vorarbeiten packe man selbst mit an, den letzten Schliff müssten dann Profis übernehmen. Die Stadt lässt parallel dazu die Heizungs-, Lüftungs- und Stromanlagen überprüfen. Nach dem langen Leerstand wird das Objekt auch technisch fit gemacht.

Jonas Ehrentraut ist Dittelsdorfer und kennt den Gasthof von Kindesbeinen an. "Wir haben oft gegessen hier. Und meine Eltern waren im Faschingsverein. Ich musste, nein - ich wollte", lacht er, "immer mit." Als junger Mensch hat er nur ein paar Meter entfernt gewohnt, inzwischen ein eigenes Haus bezogen. "Es ist wie nach Hause kommen, wenn ich den Schriftzug lese und das Gebäude betrete. Das motiviert ungemein und ist einer der Punkte, warum ich nicht lange gezögert habe."

Dass der Gasthof zu haben war, wusste er zwar schon länger. Als ihn die Stadt dann ausschrieb, gab es kein Halten mehr. Mit Paul Runge war er sich schnell einig, sich zu bewerben. Die Berufswege der beiden jungen Männer hatten sich in den vergangenen Jahren immer wieder gekreuzt: Ehrentraut, der gelernte Restaurantfachmann, war zehn Jahre in verschiedenen Einrichtungen - zum Beispiel in Düsseldorf, Hörnitz, am Chiemsee und in Jonsdorf - in leitenden Positionen im Service tätig. Runge, der gebürtige Zittauer und gelernte Koch, war in Oppach, Hörnitz, Zittau und ebenfalls in Jonsdorf beschäftigt.

Die Wiederbelebung des großen Saals ist für Jonas Ehrentraut und Paul Runge noch Zukunftsmusik. Hier fanden einst rauschende Faschingspartys statt.
Die Wiederbelebung des großen Saals ist für Jonas Ehrentraut und Paul Runge noch Zukunftsmusik. Hier fanden einst rauschende Faschingspartys statt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

"Die Chemie passt", finden die beiden. Und auch ihre Motivation. "Als Angestellter bist du irgendwann in einer Position, wo es nicht mehr weitergeht. Da braucht es ein neues Ziel - das haben wir jetzt." Der Gasthof in Dittelsdorf, sind sie überzeugt, bringt alle Voraussetzungen mit, um erfolgreich zu sein. "Die Lage zum Beispiel", so Jonas Ehrentraut. "Wir sind hier im ländlichen Raum. Und ringsherum gibt es kaum Alternativen. Im Gebiet zwischen Ostritz, Dittersbach, Mittelherwigsdorf und Zittau wird unser Restaurant das einzige sein." Aber auch das Objekt selbst ist nach Ansicht der beiden Gastronomen vielversprechend: Das Restaurant ist nach der Restaurierung wieder völlig intakt, die Küche war es sowieso. Und der Saal? "Das ist unser Bonbon, wenn es in der Gaststube richtig gut läuft. Dann denken wir über Veranstaltungen nach."

Auch wenn bis zum scharfen Start noch ein paar Wochen ins Land gehen werden, hat sich Paul Runge über die kulinarische Ausrichtung der Küche schon Gedanken gemacht. Sein Credo: "Ich will keine Sterne-Gastronomie und muss niemandem beweisen, dass ich der Beste bin. Mir geht es um gute Qualität zum vernünftigen Preis." Über die künftigen Gerichte hält er sich noch bedeckt. "Ein Schnitzel gehört in einem deutschen Restaurant ganz einfach dazu. Aber sonst - die Rezepte sind in meinem Kopf, in der Pipeline sozusagen." Von der vermeintlich "schwierigen Zeit" wolle er sich nicht verrückt machen lassen. Nach jeder schwierigen komme eine gute Zeit. "Wir denken, es ist besser, jetzt zu starten, um dann später gefestigt zu sein."

Mit regionalen Lieferanten sind die künftigen Restaurant-Betreiber bereits im Gespräch. Mit Angestellten dagegen noch nicht. "Wir sind 31 und 27 Jahre jung, können also viel schaffen", hebt der Ältere der beiden, Jonas Ehrentraut, hervor. "Der Arbeitsaufwand wird hoch sein, das wissen wir. Aber wir werden trotzdem nur zu Zweit beginnen." Sollte der Andrang so groß sein, dass es nicht mehr ohne Verstärkung zu packen ist, "dann werden wir natürlich 'helfende Hände' suchen."

Wie lange es noch bis zur Eröffnung dauert, wissen die beiden nicht genau. "Erst müssen alle Arbeiten und die Prüfung der Technik abgeschlossen sein. Dann dürfte es schnell gehen", blicken die beiden Jung-Unternehmer voraus. Zwei Monate, höchstens drei, schätzen sie. Dann aber die Rolle rückwärts: "Das ist eigentlich zu lang, denn wir wollen loslegen. Sobald es eben geht."