SZ + Zittau
Merken

Versorger senkt Gaspreis - billig ist trotzdem anders

Der Großversorger SachsenEnergie senkt den Preis leicht, die Stadtwerke Zittau erhöhen geringer als erwartet - mehr als doppelt so teuer als noch vor einem Jahr ist es dennoch.

Von Markus van Appeldorn
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auch für Kunden der Stadtwerke Zittau gibt's eine leichte Erholung bei den Gaspreisen.
Auch für Kunden der Stadtwerke Zittau gibt's eine leichte Erholung bei den Gaspreisen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Es ist eine Nachricht, die man gerne hört - und dennoch kaum glauben mag: Der Gaspreis fiel dieser Tage auf den niedrigsten Stand seit Juni. Nach einem Rekordhoch von 342 Euro pro Megawattstunde notierte der Preis des "Terminkontrakts TTF" für niederländisches Erdgas am vergangenen Montag bei 100 Euro. Dieser Terminkontrakt gilt als Richtschnur für den europäischen Gaspreis. Und auch Kunden des Großversorgers SachsenEnergie oder der Stadtwerke können sich über leichte Preissenkungen freuen - doch mit einem Gaspreis wie er noch vor einem Jahr galt, haben auch diese Tarife nichts zu tun.

Bis 2020 betrug der Gaspreis für Verbraucher jahrelang immer um die sechs Cent pro Kilowattstunde, der Einkaufspreis für die Versorger lag etwa noch bei 10 Euro für eine Megawattstunde. Eine spürbare Erhöhung der Verbraucherpreise gab es im Jahr 2021. Das allerdings war nicht höheren Beschaffungskosten der Versorger geschuldet. Im Gegenteil, die waren damals sogar gesunken. Aber die erstmalige Erhebung der CO2-Abgabe - die bis 2025 noch steigt - und erhöhte Netzentgelte verteuerten das Heizen. Davon sind die Menschen im ländlichen Raum stärker betroffen als in Großstädten oder Ballungsgebieten, weil die auf dem Land ohnehin höheren Netznutzungsentgelte bei geringerer Einwohnerdichte auf weniger Verbraucher verteilt werden müssen.

Geringerer Preis nur dank Steuersenkung

Ebenso hat auch die nun vom regionalen Großversorger SachsenEnergie vorgenommene Preissenkung nichts mit etwa günstiger gewordenen Beschaffungskosten zu tun - sondern mit dem Wegfall von Gebühren. SachsenEnergie hatte zum Oktober nämlich zunächst noch die Gaspreisumlage in ihre Tarife eingepreist. "Am 03.10.2022 hat die Bundesregierung die Gaspreisanpassungsverordnung und damit die Gasbeschaffungsumlage rückwirkend zum 01.10.2022 aufgehoben", informiert das Unternehmen dazu auf SZ-Anfrage. Für die Erdgaskunden bedeute das, dass sie entlastet werden und die Preisanpassung zum 1. Oktober niedriger ausfällt als angekündigt. "Die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 ct/kWh wird nicht berechnet. Für die Grundversorgung heißt das, dass sich die Preisanpassung zum 01.10.22 reduziert auf eine Erhöhung von 0,63 ct/kWh netto (statt 3,05 ct/kWh)", so die SachsenEnergie. Von einer Preissenkung beim Gas kann daher keine Rede sein - die Verteuerung ist schlicht geringer ausgefallen als ursprünglich vorgesehen.

Tatsächlich zu einer leichten Reduzierung des Gaspreises kommt es dann aber durch eine weitere Maßnahme. Zusätzlich zum Wegfall der Umlage wurde der Mehrwertsteuersatz für Gas und Fernwärme befristet bis März 2024 von 19 auf 7 Prozent gesenkt. "SachsenEnergie setzt dies selbstverständlich für alle betroffenen Kunden um und gibt diese Entlastung weiter", heißt es dazu. Konkret heißt das, dass die Kilowattstunde Gas bei SachsenEnergie seit dem 1. Oktober im Grundversorgungstarif 14,06 Cent statt wie bisher 14,89 Cent kostet. Auch der jährliche Grundpreis sinkt deswegen von bisher 84,97 Euro auf nunmehr 76,40 Euro. Der Verbrauchspreis ist damit aber dennoch mehr als doppelt so hoch wie noch 2020.

Ob die Preise auf diesem hohen Niveau stabil bleiben - SachsenEnergie weiß es nicht. "Beim Gaseinkauf sind die Verträge auf mehrere Jahre angelegt. Verträge, die in den letzten Monaten fristgerecht ausgelaufen sind, müssen nun mit den neuen hohen Einkaufspreisen für Energie geschlossen werden", heißt es dazu. Parallel würden Verträge mit günstigeren Konditionen existieren. "Aufgrund dieser Mischung ist es möglich, dass wir unsere Preise im Moment vergleichsweise moderat anpassen müssen", teilt das Unternehmen mit. Bereits vor Kriegsbeginn seien die Energiepreise auf ein Rekordhoch gestiegen. "Am Großhandelsmarkt sind die Preise für Gaslieferungen auf das Zehnfache (in der Spitze fast 20fache) gestiegen", informiert SachsenEnergie. Diese Preise seien nun Grundlage für aktuelle Einkäufe, welche die langfristigen Verträge mit günstigen Konditionen ergänzen.

Auch bei den Stadtwerken Zittau wurden Tarife um die wegfallende Gasumlage und die gesenkte Mehrwertsteuer bereinigt - was insofern eine Ersparnis ist. "Ja, wir haben es erst eingebaut und nun die eine weggefallene Umlage wieder eliminiert", heißt es dazu auf SZ-Anfrage. Die letzte Anhebung sei zum 1. April erfolgt, die Beträge bei einzelnen Produkten unterschiedlich ausgefallen. "Insgesamt ist im Zuge der Gaskrise bislang zweimal angehoben worden. Wie es künftig weitergeht, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Das hängt von vielen Faktoren ab, je nachdem wie sich die Gesamtsituation entwickelt", heißt es weiter. Trotz der gesunkenen Steuer ist der Gaspreis in Zittau aber gestiegen, im Grundtarif von 16,84 Cent pro Kilowattstunde auf nunmehr 18,97 Cent. Der monatliche Grundpreis dagegen sinkt steuerbedingt von 3,21 Euro auf 2,89 Euro. In der sogenannten Ersatzversorgung beträgt der Preis gar 26,01 Cent pro Kilowattstunde.