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Wenn selbst Bettwäsche in der Katastrophe hilft

Ein Hotelier im Ahrtal schafft Quartiere für Retter und Opfer. Und der Großschönauer Damino-Chef Dirk Ladenberger spendet die Bettwäsche - trotz eigener Krise.

Von Markus van Appeldorn
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Damino-Chef Dirk Ladenberger
hat großzügig für ein Hotel im rheinland-pfälzischen Ahrtal gespendet.
Damino-Chef Dirk Ladenberger hat großzügig für ein Hotel im rheinland-pfälzischen Ahrtal gespendet. ©  Archiv: Matthias Weber

Das Juli-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist eine Katastrophe nationalen Ausmaßes. Die Fluten rissen am 14. Juli ganze Dörfer davon. Allein im Ahrtal kamen (Stand 24. August) 133 Menschen ums Leben, immer noch werden welche vermisst. Etliche stehen vor dem Nichts, die Schäden gehen in die Milliarden Euro. In dieser Situation entschloss sich Dirk Ladenberger, Chef der Damast-Weberei Damino in Großschönau, zu einer Hilfsaktion als kleinen Lichtblick für Menschen, denen die Flut kaum mehr als das Leben ließ.

Durch einen seiner Handelsvertreter in Rheinland-Pfalz erfuhr Ladenberger von dem Hotelier Karl Josef Zimmermann. In Kalenborn ganz in der Nähe von Altenahr in einem der vom Hochwasser am meisten verwüsteten Gebiete führt der das Hotel "Kalenborner Höhe". Das Haus blieb von der Katastrophe verschont. Deshalb bot Zimmermann sämtliche Zimmer zunächst als Quartier für Retter an - kostenlos. Zusätzlich ließ er sich 14 Wohncontainer auf sein Gelände stellen. Dort finden Menschen, die alles verloren haben, ebenfalls kostenlos ein vorläufiges Obdach, ebenso Handwerker, die dort in der Not helfen. "Alle Geschädigten und Helfer werden von uns tagsüber mit warmem Essen, Kaffee und Kuchen sowie mit Getränken kostenlos versorgt", informiert der Hotelier auf seiner Internetseite.

Persönliche Verbundenheit mit Katastrophengebiet

Dirk Ladenberger rührte dieses großherzige Engagement - und er wusste, dass auch er dort würde helfen können. Denn: Für die quasi aus dem Schlamm des Ahrtals gestampfte Bettenkapazität von 13 auf 109 Übernachtungsplätze des Hotelbetriebs fehlte dem Hotelier die nötige Bettwäsche. Und Ladenberger fühlt sich der Region auch persönlich verbunden. Er stammt aus dem nordrhein-westfälischen Münsterland. "Ich habe in Hönningen an der Ahr über 25 Jahre lang Kinderferienlager geleitet. Ich mag die Gegend und kenne sie wie meine Westentasche", sagt er.

Ladenberger stellte also drei Paletten als Hilfsgüter zusammen. "Ich habe 270 Bettzeug-Garnituren, 200 Bettlaken und 1.000 Handtücher per Spedition dahin geschickt. Und 20 Garnituren mit Kindermotiven habe ich auch noch dazu gelegt, weil der Herr Zimmermann da ja auch Familien beherbergt", sagt er. Gut 15.000 Euro ist die gesamte Hilfslieferung wert. Eine große Geste von Ladenberger auch deshalb, weil Damino gerade selbst jeden Cent gut gebrauchen kann - denn die Corona-Krise hat das Unternehmen schwer geschüttelt. Zeitweise musste er seine gesamte Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Egal. "Ich habe da keinen Moment überlegt, es war gar keine Frage, da sofort zu helfen", sagt er, "auch wenn wir von der Krise gebeutelt sind: Den Menschen dort geht's noch schlechter."

Damino hat die Krise fast überwunden

Derweil sieht Dirk Ladenberger für Damino wieder Licht. "Seit Mitte Juni sind wir wieder auf einem guten Weg", sagt er. Die Weberei sei wieder zu 100 Prozent ausgelastet, und bald laufe auch wieder die Veredelung auf vollen Touren. "Der Umsatz seitdem hat fast schon wieder den des Vergleichszeitraums von 2019 erreicht", sagt er. Und Ladenberger hat für sein Unternehmen auch einen neuen Absatzmarkt eröffnet. "Wir haben einen Auftrag in Höhe von 700.000 Euro über Tischdecken für die österreichischen und Schweizer Läden eines großen deutschen Discounters, sagt er". Der Discounthandel ist ein völlig neuer Geschäftszweig. Allerdings würden die Decken dort nicht unter dem Namen "Damino", sondern unter einer Eigenmarke des Discounters verkauft.

Mit 60 Prozent Umsatzanteil sieht Ladenberger aber in der Produktion für die Hotellerie weiterhin das weitaus wichtigste Geschäftsfeld. Zu diesem Sektor gehören etwa auch Damast-Servietten oder Kissenbezüge für die gehobenen Sitzplatzklassen namhafter Fluggesellschaften. "Doch über der Hotellerie hängt im Moment noch ein Damoklesschwert", sagt er. Wenn eine vierte Welle komme, Hoteliers ihre Betten nicht voll auslasten können oder wegen der Corona-Regeln potenzielle Gäste nur zurückhaltend buchen würden, könnte dieses Geschäft auch wieder einen Einbruch erleiden.