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Oybiner Wirte wollen keine Digitale Gästekarte

Das Gastgewerbe spricht sich gegen die Teilnahme der Gemeinde an dem Projekt aus. Damit könnte die Einführung schwieriger werden. Oder sogar in weite Ferne rücken.

Von Frank-Uwe Michel
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Nach einer Zusammenkunft des Oybiner Tourismusgewerbes deutet viel darauf hin, dass sich die Gebirgsgemeinde nicht an der Digitalen Gästekarte beteiligen wird.
Nach einer Zusammenkunft des Oybiner Tourismusgewerbes deutet viel darauf hin, dass sich die Gebirgsgemeinde nicht an der Digitalen Gästekarte beteiligen wird. © Markus van Appeldorn

Noch steht die endgültige Entscheidung des Oybiner Gemeinderates über das Mitwirken an der Digitalen Gästekarte im Naturpark Zittauer Gebirge zwar aus. Doch nach der Zusammenkunft von etwa 30 Hoteliers, Pensionsbetreibern, Kleinvermietern, Vertretern der Fremdenverkehrsvereine und Gemeinderäten am Dienstagnachmittag zeichnet sich ein Nein ab, wenn es Ende März um die Abstimmung geht.

Conrad Siebert, der in einer Doppelfunktion als Gemeinderat und Betreiber des Hotels "Am Berg Oybin" dabei war, berichtet von "emotional vorgetragenen Meinungen". Im Ergebnis sei man zu dem Schluss gelangt, dass die "zu erwartende Belastung unserer Übernachtungsgäste und das angebotene Leistungspaket nicht im Einklang stehen." Im Klartext bedeutet dies: Die für Oybin nach der Einführung der Digitalen Gästekarte zu erwartende Gästetaxe von 3,20 Euro ist nach Auffassung der Touristiker im Gebirgsort zu hoch, der Gegenwert für die Urlauber nicht angemessen.

Nach der Rechnung des Oybiner Hoteliers setzen sich die 3,20 Euro aus dem für alle teilnehmenden Kommunen gleichen Grundbetrag von derzeit etwa 1,20 Euro und den speziell im Gebirgsort ab 1. April fälligen 2 Euro zusammen. Aktuell beläuft sich dieser Betrag noch auf 1,40 Euro.

Conrad Siebert ist Gemeinderat in Oybin und betreibt das Hotel "Am Berg Oybin".
Conrad Siebert ist Gemeinderat in Oybin und betreibt das Hotel "Am Berg Oybin". © Archiv/Matthias Weber

Ein weiterer Kritikpunkt ist der in den 1,20 Euro Grundbetrag enthaltene, für die Urlauber kostenlos nutzbare öffentliche Verkehr. In Lückendorf gestalte sich die Busanbindung generell schwierig, erklärt Siebert. Zudem sei das Angebot auch in Oybin während der Schulferien extrem ausgedünnt. Aber gerade da würden die meisten Touristen kommen. "Warum sollen sie für eine Leistung zahlen, die überhaupt nicht verfügbar ist?" Zumal das Angebot des privat betriebenen Naturparkexpress', der Oybin, Hain, Jonsdorf, Großschönau, Waltersdorf und Olbersdorf verbindet, im Rahmen der Digitalen Gästekarte gar nicht kostenlos zu bekommen sei.

Man wolle sich nicht dem Fortschritt verweigern, müsse aber vor allem das Klientel im Auge behalten, um das es gehe, so Siebert weiter. "Das sind nun einmal überwiegend Menschen, die 60 oder 65 Jahre oder noch älter sind. Die kommen nicht so leicht mit QR-Codes aufs Handy und Online-Anmeldungen zurecht. Da kann man sagen, was man will: Das lehrt die Erfahrung vor allem unserer vielen Kleinvermieter." Die seien meist aus der gleichen Generation und täten sich schwer, das digitale System zu erklären.

Die Initiatoren der Digitalen Gästekarte müssen nun - wenn es tatsächlich zum Nein des Oybiner Gemeinderates kommen sollte - überlegen, wie es weitergehen soll. Denn ohne die Übernachtungen aus Oybin und Lückendorf sind die für einen wirtschaftlichen Betrieb jährlich benötigten 450.000 Übernachtungen allein von Jonsdorf, Großschönau, Waltersdorf, Zittau und Olbersdorf nicht zu erreichen. Olaf Franke, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO): "Es wäre fatal, wenn dadurch alle umkippen würden." Man werde auch ohne Oybin nach einem Systemanbieter suchen, der den Weg mit dem Naturpark Zittauer Gebirge gehen wolle - Ausgang offen. Allerdings könne erst dann über Kosten gesprochen werden, die von den Kommunen zu tragen sind, wenn etwas Greifbares auf dem Tisch liege. Am Ziel, die Digitale Gästekarte im Januar 2025 einzuführen, werde vorerst jedoch nicht gerüttelt.